Landeshauptstadt: Schizophrener Messerstecher vor Gericht Erschütternde Details in Prozess um Ehedrama
Schlaatz - Riad A. stach, hieb und schnitt etwa 50 Mal mit einem Küchenmesser auf seine schlafende Ehefrau ein, trennte ihr rechtes Ohr teilweise ab, verletzte ihren Brustkorb erheblich, sodass Lebensgefahr bestand.
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Schlaatz - Riad A. stach, hieb und schnitt etwa 50 Mal mit einem Küchenmesser auf seine schlafende Ehefrau ein, trennte ihr rechtes Ohr teilweise ab, verletzte ihren Brustkorb erheblich, sodass Lebensgefahr bestand. Die Wunden an den Armen der Libanesin waren dermaßen tief, dass die Knochen frei lagen. Am Mittwoch hatte das grausige Geschehen vom 28. November 2013 in einer Wohnung am Schlaatz sein gerichtliches Nachspiel. Jahre hinter Gittern werden dem wegen schwerer Körperverletzung Angeklagten dennoch erspart bleiben. Der ebenfalls aus dem Libanon stammende 41-Jährige leidet an paranoider Schizophrenie. Laut Staatsanwältin Mareen Laggies beging der gelernte Friseur die Tat im Zustand der Schuldunfähigkeit. Das zweitägige Verfahren vor dem Landgericht hat die Unterbringung von Riad A. in einem psychiatrischen Krankenhaus zum Ziel.
Zurzeit befindet sich der Angeklagte in der Fachklinik Teupitz südlich von Berlin. „Er ist nicht aggressiv, sondern eher auf Rückzug bedacht“, sagte seine behandelnde Ärztin. „Allerdings zeigt er keinerlei Krankheitseinsicht. Es wird noch dauern, bis er erkennt, dass sich das alles nur in seinem Kopf abspielt.“ Riad A. kannte die 37-jährige Landsmännin gerade zwei Monate, als beide nach islamischem Recht heirateten. Knapp drei Monate später kam es zur Katastrophe. „Er war der Meinung, seine Frau sei gegen jemand anderen ausgetauscht worden, der mit der Mafia zusammenarbeite und ihm nach dem Leben trachte“, erzählte die als Zeugin geladene Medizinerin. „Er fühlte sich von ihr bedroht.“ Sein ebenfalls als Zeuge gehörter Betreuer berichtete, Riad A. habe sich in der Vergangenheit mehrfach in die Psychiatrie einweisen lassen, wenn seine Ängste zu groß wurden. „Er hatte Furcht, ermordet zu werden, wenn er auf die Straße geht.“
Noch ist das Paar verheiratet. Doch die Frau will sich von ihm scheiden lassen. Im Prozess trat sie als Nebenklägerin auf. Ein schwarzes Kopftuch und weite, lange Kleidung verdeckten die meisten Narben. „Ich finde mich hässlich und kann mich nicht mehr im Spiegel angucken“, übersetzte die Dolmetscherin. „Ich habe geschlafen. Er hat mit dem Messer zugestochen. Ich bin erst drei Tage später wieder im Krankenhaus aufgewacht.“ Von der Krankheit ihres Mannes ahnte sie nichts. Es sei nicht der erste Angriff gewesen, aber der schlimmste, so die Frau. „Er hat mir Untreue vorgeworfen, was nicht stimmt“, beteuerte die Mutter einer 13 Jahre alten Tochter. Als Folge des Übergriffs könne sie ihren linken Arm nicht mehr bewegen, leide unter Sehstörungen, Kurzatmigkeit und Schmerzen in der Brust. Bei den alltäglichen Verrichtungen helfe ihr nun ihre Familie.
Nach der Tat wählte Riad A. selbst den Polizeinotruf, sagte, seine Frau habe „ein Messer im Bauch stecken“. Im Schlafzimmer der Plattenbauwohnung fanden die Beamten die blutüberströmte, aber noch ansprechbare Frau. Riad A. habe beteuert, sie habe ihn nach einem Streit mit dem Messer angegriffen. Er habe sich lediglich verteidigt. „Ein Kreislaufstillstand war eingetreten. Die Frau wurde ohne Diagnostik in den Operationssaal gefahren“, berichtete Rechtsmediziner Jörg Semmler. Bei dem „Gemetzel“ sei unter anderem einer der Hauptnerven am linken Arm durchtrennt worden. „Ich habe große Zweifel, dass da noch etwas zu reparieren ist.“
Verteidiger Torsten Schmidt sagte, sein 1997 aus dem Libanon gekommener Mandant fühle sich inzwischen besser als zum Tatzeitpunkt. Er wolle sich der Situation stellen, so Schmidt am Ende des ersten Verhandlungstages. Der Prozess wird am kommenden Mittwoch fortgesetzt. Hoga
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