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Potsdam, Am Schlaatz

© Ottmar Winter PNN/Ottmar Winter PNN

Schlaatzrat gegen Abriss und Neubau: Massive Kritik an Masterplan für Potsdamer Stadtteil

Der Schlaatzrat befürchtet massive Veränderungen im Stadtteil und lehnt die Bebauung von Höfen ab. Zugleich fordert er Maßnahmen gegen Verkehrszunahme und mehr Beteiligung.

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Der Schlaatzrat übt massive Kritik am Stadtentwicklungsprojekt Schlaatz 2030 und fordert ein Umdenken bei den bisherigen Planungen sowie eine bessere Beteiligung der Bevölkerung. Das gewählte ehrenamtliche Gremium selbst sei mit der betrauten Beteiligung überfordert, heißt es in einem kürzlich veröffentlichten Positionspapier.

Darin wird die eine Entwicklung des Stadtteils nach den Interessen und Bedarfen der Bewohnenden gefordert. Diese sei eine Gemeinschaftsaufgabe. Mit „Schlaatz 2030“ würden hingegen Bedarfe anderer Stadtteile erfüllt. Beispielhaft genannt wird das im Bau befindliche Sportforum, das mehreren Potsdamer Vereinen dienen soll. Der Schlaatzrat befürchtet zudem, dass das in Bau befindliche Sportforum zu einer überhöhten Verkehrsbelastung führe und dass Parkplätze der Bewohner von Sportlern blockiert würden. Denn Tram- und Bushaltestellen seien zu weit entfernt.

Der Rat stellt die Ziele der Entwicklung infrage. „Eine de facto Überplanung unter dem Deckmantel einer Stadtentwicklungsmaßnahme stellt nur eine Symptombekämpfung dar. Sie verkennt grundlegende Missstände in Infrastruktur, sozialer Struktur und Zusammenleben“, heißt es im Papier wörtlich.

Befürchtungen äußert der Rat auch zum geplanten Neubau von Wohnungen, der zu Verdichtungen und Verschattungen grüner Innenhöfe führte. Geplant sind unter anderem neue Kopfbauten und Aufstockungen von Gebäuden. Die Innenhöfe seien als grüne Inseln wichtig für die Erholung und für Freizeitbeschäftigungen von Kindern und Jugendlichen, deren Familien meist in beengten Verhältnissen lebten, heißt es. Der Schlaatz sei als „luftdurchlässiges, lichtdurchflutetes, weiträumiges und grünes Wohngebiet geplant und gebaut“ worden und solle als solches erhalten werden. Die Bewohner litten aber bereits jetzt unter erhöhten Emissionen.

„Hände weg!“

Unter der Überschrift „Hände weg vom Magnus-Zeller-Platz!“ wird eine Überbauung dort abgelehnt. Eine behutsame und bedarfsgerechte Entwicklung sei zwar nicht auszuschließen. Weiter heißt es jedoch: „Der erste Blick beim Aussteigen aus der Tram soll das Empfinden der Bewohnerinnen und Bewohner des Stadtteils aufgreifen, in einem besonders grünen, wassernahen und familienfreundlichen Stadtteil zu leben.“ Angeregt wird auch eine Begrünung von Fassaden sowie die Pflanzung klimaresistenter Bäume und Stauden.

Für die Anbindung an Tram- und Busverkehr wird gefordert, „bestehende Missstände“ schnell zu beseitigen. Zudem wird auf die erhöhte Verkehrsbelastung der Straße „An der alten Zauche“ aufmerksam gemacht. Dort drohe mit der bevorstehenden Sanierung des Horstwegs noch mehr Verkehr. Der Rat fordert drei bis vier Zebrastreifen an der Straße und ein Verkehrskonzept für das gesamte Gebiet.

Zeitnah sollen verschiedene Mängel abgestellt werden. Genannt werden die fehlende Beleuchtung an Hausdurchgängen, der Nuthebrücke am Horstweg und am Schlaatzweg als wichtige Verbindung zur Innenstadt. Grünanlagen sollen gepflegt und ergänzt, Kunst im öffentlichen Raum hervorgehoben werden, die Giebelbroschen erhalten und zusätzliche Sitzbänke aufgestellt werden.

Die Stadt solle zudem einen Wochenmarkt für den Magnus-Zeller-Platz ausschreiben und einen Weihnachtsmarkt an einem Dezember-Wochenende veranstalten. Die städtische Wirtschaftsförderung solle sich künftig auch für den Schlaatz einsetzen, damit sich kleines Gewerbe ansiedelt.

Die Stadtverwaltung hat indirekt auf die Kritik des Schlaatzrats reagiert. Der Masterplan sei zwischen 2021 und 2022 im Rahmen eines Wettbewerbs des „Bündnis Am Schlaatz“ entstanden. In drei öffentlichen Dialogrunden seien die Pläne in einem Beteiligungsprozess schrittweise angepasst und weiterentwickelt worden.

Der Masterplan beinhalte eine Vision für mehr Grün und neue Mobilität und zeige, wie zukünftig Wohnungen, soziale Infrastruktur und mehr Gewerbe entstehen könnten, heißt es aus der Stadtverwaltung. Er solle einen langfristigen Rahmen für die Weiterentwicklung des Stadtteils bis etwa 2050 geben. Zudem stehe ein Mobilitätskonzept kurz vor der Fertigstellung. Die Ergebnisse wurden am Dienstagabend (24. Juni) öffentlich vorgestellt.

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