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Homepage: Schlechte Stimmung in Golm Ministerin Schavan besuchte die Universität

Nach den hitzigen Debatten rund um den Bildungsstreik wirkte die Gesprächsrunde mit Bundesforschungsministerin Annette Schavan (CDU) am Universitätsstandort Golm etwas steif. So wurde am Mittwochabend der Kontrast zwischen Lehre und Forschung besonders deutlich.

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Nach den hitzigen Debatten rund um den Bildungsstreik wirkte die Gesprächsrunde mit Bundesforschungsministerin Annette Schavan (CDU) am Universitätsstandort Golm etwas steif. So wurde am Mittwochabend der Kontrast zwischen Lehre und Forschung besonders deutlich. Während bei der Diskussion rund um das Thema „Mit Qualität an die Spitze – ein Erfolgskurs“ zahlreiche Wissenschaftler Projekte innerhalb des Potsdam Research Network (Pearls) vorstellten, warteten Studierende geduldig im hinteren Teil des Raumes, um den Gästen später ihre Eindrücke von den Lehrbedingungen zu schildern. Uni-Präsidentin Sabine Kunst stellte der CDU-Politikerin das Pearls-Netzwerk vor, das sich künftig zu einer modernen Plattform für den Wissenstransfer entwickeln soll. „Dadurch wollen wir den Wissenschaftsstandort noch weiter stärken“, betonte Kunst.

Dass die Universität dafür Forschungsgelder und Nachwuchswissenschaftler brauche, deutete Kunst nur vorsichtig an. Mehrmals lobte auch Brandenburgs Wissenschaftsministerin Johanna Wanka (CDU) das vorbildhafte „Forschungscluster“. In diesem Zusammenhang betonte sie einmal mehr die vielen Möglichkeiten des Standortes Golm. Die Potsdamer Bundestagsabgeordnete Katherina Reiche (CDU) charakterisierte den Wissenschaftsstandort mit den Schlagworten „Konzepte, Köpfe, Kapital und Klima“.

Die lockere Gesprächsatmosphäre änderte sich dann schlagartig, als Studierende die vielen Erfolgsberichte mit ihren Schilderungen einschränkten. „Bei aller Exzellenz, es gibt leider auch akute Probleme an der Universität“, betonte die Studentin Maja Wallstein. Die Umsetzung der Bologna-Reform sei klar gescheitert, betonte die Studentin. Deshalb müssten endlich spürbare Verbesserungen im Hochschulsystem eintreten. Dass Korrekturen dringen nötig seien, musste Schavan den Studierenden zugestehen. Insbesondere die Dauer des Bachelor-Studiums müsse überdacht werden.

Durch die gehäuften Vorwürfe wurde Schavan zunehmend gereizt. Bereits am Tag zuvor habe sie vier Stunden lang mit Studierenden diskutiert, berichtete sie. „Ich streite schon gerne“, fügte sie hinzu. „Es ist nämlich ganz und gar irre so zu tun, als hätten wir es vor Bologna nur mit einem wunderbaren Hochschulsystem zu tun gehabt“, so Schavan. Die Studierenden würden sich unter ihrem Wert verkaufen. Daraufhin übergab Jürgen Stelter, Studierender und Mitglied der Grün-Alternativen Liste, der Bundesforschungsministern eine Broschüre mit Erfahrungsberichten von Studierenden „Ich fürchte, wir haben ein Problem“. Nachdem er ein besonders zynisches Beispiel daraus vorgetragen hatte, antwortete das Publikum mit einem nervösen Lachen.

Der Unmut über die Übergangshürden zum Master wurde zwischen Studierenden und Schavan abschließend noch einmal heftig diskutiert. „Es will doch gar nicht jeder einen Master machen“, sagte sie. Schließlich gebe es mittlerweile auch attraktive Angebote für Bachelor-Studierende. „In Brandenburg gibt es außerdem keine Zulassungsquoten“, so Schavan. Die Studierenden sollten nicht immer unberechtigten Befürchtungen formulieren, betonte Schavan, deren gute Stimmung inzwischen gänzlich verflogen war. Laut der Master-Ordnung in Betriebswirtschaftslehre an der Universität Potsdam gibt es bislang jedoch zweifelsohne eine Zulassungsbeschränkung. Darauf versuchten Studierende noch einmal hinzuweisen, doch ihre Stimmen versickerten, als das Gespräch für beendet erklärt wurde. Susanna Maier

Susanna Maier

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