
© A. Klaer
Von Alexander Fröhlich: Schloss: Die erste Wand steht
Musterfassade für den Landtagsneubau aufgestellt / Schaustelle wird in zwei Wochen wieder eröffnet / Kein Wort vom Baukonzern zu Portal-Rissen
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Innenstadt - Noch immer ist unklar, wie es zu den Rissen im Fortunaportal auf dem Alten Markt kommen konnte. Der Baukonzern BAM, der das Stadtschloss im Auftrag des Landes für 120 Millionen Euro errichtet, hält sich seit Tagen bedeckt. Eine bereits vor mehr als einer Woche gestellte PNN-Anfrage an das Finanzministerium zu den Erkenntnissen von Fachleuten, das Fundament des Portals sei im Zuge der Baumaßnahmen für das Schloss um Zentimeter gerutscht, blieb bis gestern unbeantwortet.
Bislang beharrte die BAM darauf, die Risse im Torbogen seien bereits vor der Übergabe des Portals im März festgestellt worden. Der Sanierungsträger der Stadt Potsdam dagegen vermutete, dass die „gegenwärtig zu verzeichnenden Schäden“ bei den Gründungsarbeiten für den Landtag entstanden sind. In dem seit drei Wochen andauernde Streit ist immer noch nicht geklärt, wer für die Schäden aufkommt. Den bisherigen Angaben der BAM zufolge ist das Sandstein-Bauwerk standsicher und nicht in Gefahr.
Inzwischen wächst die Kritik am Umgang mit der Öffentlichkeit. „Das ist verheerend und bedenklich“, sagte Joachim Kuke vom Stadtschloss-Verein. Das Fortunaportal sei ein Geschenk an das Land, „mit dem nicht umgangen wird, wie man mit Geschenken umgeht. Das ist nicht gerade eine Ermutigung für Mäzene, der öffentlichen Hand unter die Arme zu greifen.“ Mit einer 3,5 Millionen Euro schweren Spende des TV-Journalisten Günther Jauch war das Portal 2002 errichtet worden. Es gilt als Initialzündung für den Wiederaufbau des Stadtschlosses und die Wiederbelebung der historischen Mitte.
Für den Landtagsneubau forderte Kuke eine „offensive, zeitgemäße Öffentlichkeitsarbeit“, darunter auch einen Baustammtisch, um dem Anspruch des Landtags gerecht zu werden. Der hatte 2005 beim Beschluss für den Neubau festgelegt: „Die Baustelle soll im Rahmen der Möglichkeiten nach dem Vorbild von Dresden (Frauenkirche) oder Berlin (Potsdamer Platz) werbewirksame und bürgernahe Schaustelle sein, um für das Projekt auf optimale Weise Unterstützung zu gewinnen.“
Immerhin soll in zwei Wochen, am 25. Oktober, die Schaustelle wieder eröffnet werden. Seit Anfang September wird bislang mit Modellen und Illustrationen des Schloss-Architekten Peter Kulka bestückte Ausstellung komplett ersetzt. Die Potsdamer Agentur Freybeuter hat eine neue Schau konzipiert, die nicht nur die Architektur, sondern auch das Parlament selbst und die städtebauliche Entwicklung des Standortes beleuchtet. Dazu gehören multimedial aufbereitete Zeitzeugen-Berichte von der Zerstörung des Schlosses im Bombenhagel und die Sprengung 1960. Seit gestern steht auf dem Alten Markt zum Lustgarten gerichtet eine Betongerüst, aus dem im „Laufe des Herbstes“ eine Musterfassade des künftigen Stadtschlosses werden soll. Allerdings ist das nicht Teil einer neuen Charmeoffensive der BAM. „Diese Musterfassade ist seit längerem geplant“, sagte ein Sprecher des Finanzministeriums. „Sie soll den Potsdamern zeigen, wie die Schlossfassade aussehen wird.“
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