Landeshauptstadt: Schluss mit Sommerschlussverkauf Menschenschlangen vor Geschäftsöffnung sind längst Geschichte
Präsidentin des Handelsverbandes Karin Genrich: „Die Lustkäufer fehlen“
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Der Sommerschlussverkauf wird zum Auslaufmodell. Zum ersten Mal seit der Liberalisierung des Wettbewerbsgesetzes 2004 haben sich die Babelsberger Einzelhändler in diesem Jahr gegen einen gemeinsamen Schlussverkaufstermin entschieden, wie Drogist Matthias Müller von der Händlergemeinschaft Babelsberg den PNN sagte. „Den Sommerschlussverkauf gibt es nicht mehr“, erklärt auch Karin Genrich, Potsdamer Modehändlerin und Präsidentin des Handelsverbandes Berlin-Brandenburg. Schlangen vor den Geschäften zur Ladenöffnung, wie bis 2004 üblich, seien längst Geschichte. „Der Sommerschlussverkauf hat seinen Zauber, seine Faszination verloren, weil jeder schon im Vorfeld reduziert, was das Zeug hält“, sagt Karin Genrich: „Die Lustkäufer fehlen.“
Trotzdem hat der Handelsverband, dem die Potsdamerin seit 2005 vorsteht, die Zeit vom 14. Juli bis zum 1. August auch in diesem Jahr als Schlussverkaufszeit empfohlen. „Damit schließen wir uns dem Bundesverband Textiler Einzelhandel an“, erklärt Karin Genrich.
Rabatte gibt es beispielsweise im Karstadt-Kaufhaus und bei den Geschäften im Stern-Center. „Wir sind zufrieden, wie der Schlussverkauf angelaufen ist“, sagt Carolin König vom Karstadt in der Brandenburger Straße und zieht nach der ersten Woche ein positives Fazit. „Es ist ganz gut angelaufen“, findet auch Stern-Center-Manager Stephan Raml.
Die fehlenden Schlangen vor den Geschäften hat Raml aber auch schon bemerkt. „Der Schlussverkauf hat an Bedeutung verloren“, meint er. Trotzdem bleibe die Nachfrage nach reduzierter Ware grundsätzlich bestehen. „Besonders gut gehen Sport- und Freizeitbekleidung sowie Bademode“, weiß der Center-Manager, der noch auf den Wettergott hofft: „Wir erwarten durch die steigenden Temperaturen verstärkte Nachfrage nach Sommermode.“
Besonders für Einzelhändler könne der Zwang zum Ausverkauf aber auch zum Problem werden, weiß Handelsverbandspräsidentin Genrich: „Denn sie schaffen es nicht, wie die großen Kaufhäuser und Ketten, extra preiswerte Ware einzukaufen und anzubieten.“ Angesichts von Rabattaktionen über das gesamte Jahr müsse man „überdenken, ob ein Schlussverkauf überhaupt noch zeitgemäß ist“, sagt die Präsidentin des Handelsverbandes. Zumindest bei der Generation der Ab-Vierzigjährigen sei der Sommerschlussverkauf zwar noch ein fester Begriff in den Köpfen, glaubt Genrich: „Ich weiß aber nicht, wie es weitergehen wird.“
„Man merkt schon, dass der Begriff gar nicht mehr so häufig verwendet wird“, ist Matthias Müller bereits aufgefallen: Stattdessen gebe es oft einfach nur noch „rote Sale-Schilder“.
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