Landeshauptstadt: Schnelle Verbindung mit der Dampflokomotive
„Schaufenster“ des Landeshauptarchivs zeigt Anfänge der Eisenbahn in Berlin und Brandenburg
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Wie das Eisenbahnwesen in Berlin-Brandenburg entstand, zeigt seit Montag das Landeshauptarchiv in Potsdam. Am 29. Oktober 1838 wurde die Strecke Potsdam-Berlin feierlich eröffnet, wodurch sich die Fahrzeit von vormals über drei Stunden mit der Kutsche auf weniger als die Hälfte verkürzte. Die Verbindung habe den Verkehr revolutioniert und vielen Touristen Tagesausflüge nach Brandenburg ermöglicht, sagte Brandenburgs Kulturministerin Johanna Wanka (CDU) bei der Präsentation von Originalurkunden im „Schaufenster“ des Archivs im Potsdamer Haus der Brandenburgisch- Preußischen Geschichte am Neuen Markt.
„Pegasus“ und „Adler“ hießen die beiden Dampflokomotiven aus der englischen Fabrik in New Castle, die als erste über die Gleise zwischen Havel und Spree schnauften. Sie waren zuvor in Einzelteilen nach Potsdam gebracht und dort unter Anleitung des Maschinenmeisters William Turner zusammengebaut worden. Schon in den ersten Jahren nutzten täglich bis zu 3000 Menschen das neue Verkehrsmittel, an Feiertagen sogar rund 4000. Nach anfänglichem Misstrauen freundete sich schließlich auch die königliche Hofgesellschaft mit der Eisenbahn an.
Überhaupt zeigte sich der preußische König Friedrich Wilhelm III. aufgeschlossen, als er 1836 die Kabinettsorder an den in Potsdam ansässigen Oberpräsidenten der Provinz Brandenburg ausstellte. Darin dringt er auf einen beschleunigten Bau der „projectirten Linie“, die gewiss ein „für beide Haupt-Städte wichtiges Unternehmen“ sei. Zur Finanzierung gingen – ähnlich einer heutigen „Public-Private- Partnership“ – Staat und private Investoren Hand in Hand: Neben der (bescheidenen) Förderung des preußischen Staates sollte die Aktiengesellschaft „Berlin-Potsdamer Eisenbahngesellschaft“ das nötige Geld auftreiben.
Die Investition in die „Friedrich Wilhelms Eisenbahn“ zahlte sich schnell aus, nachdem die 26,4 Kilometer lange Bahnstrecke Berlin-Schöneberg-Steglitz-Zehlendorf-Kohlhasenbrück-Neuendorf-Nowawes-Potsdam in Betrieb gegangen war. 674 171 Fahrgäste sorgten schon im ersten Jahr für einen Reingewinn von 80 884 Talern. Mit Verbindungen nach Hamburg, Sachsen, zur Ostsee und ins kohlereiche Schlesien trug die Eisenbahn später maßgeblich zu Berlins industrieller Revolution bei. Im „Schaufenster“ des Landeshauptarchivs ist außer der originalen königlichen Kabinettsorder zur ersten Strecke Berlin-Potsdam die „General-Karte“ von 1837 mit deren Verlauf ausgestellt. Es ist seit 2006 Teil der ständigen Ausstellung „Land und Leute“ im Haus der Brandenburgisch-Preußischen Geschichte. Das neue „Schaufenster“ steht bereits im Zusammenhang mit der Sonderschau „Mark und Metropole. Berlin-Brandenburg 1871 bis heute“, die am 25. April beginnt. Ronald Bahlburg
Weiteres im Internet
www.landeshauptarchiv-brandenburg.de; www.hbpg.de
Ronald Bahlburg
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