Landeshauptstadt: „Schön und nützlich“
Neue Schau zeigt geheime Geschichte der Pflanzen
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Neue Schau zeigt geheime Geschichte der Pflanzen Die neue Ausstellung im Potsdamer Kutschstall will mit allen Sinnen erkundet werden. Düfte des Orients und des Okzidents liegen in der Luft, die Besucher können in geheimnisvollen Schubläden stöbern und in Mörsern Kräuter und Blumen zerreiben. „Schön und Nützlich. Aus Brandenburgs Kloster-, Schloss- und Küchengärten“ heißt die Schau, die am Samstag (15. Mai) im Haus der Brandenburgisch-Preußischen Geschichte in Potsdam eröffnet wird. „Wir wollen damit die brandenburgischen Zier- und Nutzgärten mit ihrer überraschend vielfältigen Palette von Kräutern, Pflanzen, Früchten und Blumen der Vergessenheit entreißen“, sagt die Kuratorin Marina Heilmeyer. In sechs historisch geordneten Bereichen wird der Besucher mittels rund 250 originaler Objekte von 30 Leihgebern in die geheimnisvolle Welt der Pflanzen und ihrer heute vielfach vergessenen Verwendung entführt. Die Zeitreise reicht von der Ära der Klostergärten des 12. Jahrhunderts bis ins 20. Jahrhundert. In einer Vitrine wird der Aufbau eines Klostergartens vorgestellt. Aus dieser Zeit sind mittelalterliche Kräuterbücher sowie Gerätschaften für die Arzneimittelherstellung zu sehen. In einem „geheimen“ Kabinett werden „Zauberpflanzen“ wie die Alraune gezeigt - Wurzeln mit menschenähnlicher Gestalt. „Vor allem die Landbevölkerung glaubte noch bis Anfang des 20. Jahrhunderts, dass Alraune Glück bringen; noch 1910 wurde sie im Kaufhaus Wertheim in Berlin verkauft“, erzählt die Kuratorin. Wie alles, sind auch Düfte der Mode unterworfen, erfährt der Besucher. War im Mittelalter Salbei gefragt, waren es in der Reformationszeit Rosmarin und Lavendel, im Rokoko Rosen und im 19. Jahrhundert Veilchen. Mit der Reformation und der Aufhebung der Klöster kamen die Apotheken in die Schlösser. Arzneipflanzen wurden auch in den Schlossgärten angebaut. Die Kurfürstin Katharina von Brandenburg-Küstrin (1541-1602) begründete 1598 die Schloss- und Hofapotheke in Berlin. Das Portrait der Fürstin ist in der Schau als Leihgabe der Stiftung Preußische Schlösser und Gärten Berlin- Brandenburg erstmals seit über 60 Jahren wieder öffentlich zu sehen. „Die Apotheken müssen damals ein überwältigendes Dufterlebnis gewesen sein, dort roch es nach allen Köstlichkeiten der Welt, nach Wiese und Kräutern“, sagt die Kuratorin, „und das in einer Zeit, in der es überall erbärmlich stank, wo die Latrinen offen standen und die Leute sich kaum wuschen.“ Mit Duftkugeln mit Pflanzenduft, die man in der Kleidung bei sich tragen konnte, halfen sich die Menschen. Wie wichtig Kenntnisse über Pflanzen damals waren, beweist die so genannte Hausvater-Literatur, deren erstes Buch von Johannes Cöler um 1580 in Brandenburg entstand. „Diese Nachschlagewerke, vergleichbar der heutigen Ratgeberliteratur, in denen der Haushaltsvorstand etwa nachlesen konnte, welche Arzneien er zu welchem Zweck in seinem Garten ziehen, wie er die Bäume beschneiden sollte, waren damals wahre Bestseller“, sagt Heilmeyer. An einer „interaktiven Station“ kann der Besucher aus den in der Ausstellung vorgestellten historischen Rezepten auswählen und sie mit nach Hause nehmen. Die Ausstellung ist vom 15. Mai bis 15. August im Kutschstall Am Neuen Markt zu besichtigen. Internet: Haus der Brandenburgisch-Preußischen Geschichte: www.hbpg.de
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