Landeshauptstadt: Schönes für den Tragling
Mode für mehr Körperkontakt zwischen Eltern und Kind – nicht nur für die Babytragewoche
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Im Laden von Antonia Falk in Babelsberg gibt es Buntes nur für zwei. Die Oberteile mit den winzigen Kapuzen, die die Schaufensterpuppen tragen, sind Babytragen. In manchen stecken sogar Puppen, die sich eng an den Körper des Erwachsenen schmiegen. „So ist es ergonomisch richtig, damit weder Kind noch Mutter oder Vater Rückenschmerzen bekommen“, sagt Falk, eine von nur wenigen Baby-Trageberaterinnen in Potsdam.
Im Vergleich zu anderen Großstädten begegne man in Potsdam, zumindest in der Innenstadt, bisher eher selten Frauen oder Männern mit Babys vor dem Bauch oder auf dem Rücken, sagt Antonia Falk über das Trageverhalten von Eltern. Sie selbst hat an einem mehrteiligen Kurs teilgenommen und ist seitdem zertifizierte Trageberaterin – in Deutschland, wo es als Erstes eine Trageschule gab. „Das ist Eltern wichtig“, sagt sie. Aber neben all der Theorie sei es doch so: Wenn es dem Kind gut geht, Vater oder Mutter nichts weh tut, nicht Rücken oder Schulter, dann ist wohl alles gut.
Sie hat die Entwicklung weg vom Kinderwagen hin zum vermehrten Tragen des kleinen Kindes selbst erlebt. Vor 17 Jahren, als ihre Tochter klein war, experimentierte sie mit einem Tragetuch, das von Ringen zusammengehalten wurde. Doch das ließ sich nicht richtig feststellen, Antonia Falk bekam oft Schulterschmerzen. Als vor zweieinhalb Jahren ihr Sohn geboren wurde, begann sie erneut, sich für das Tragen zu interessieren. Es gab neue Produkte, doch Antonia Falk holte ihre Nähmaschine raus und entwarf eine eigene Babytrage. Mittlerweile verkaufen sich ihre Modelle so gut, dass sie bei einer Firma in Polen produzieren lässt und hier im kleinen Laden in Babelsberg, der MamaPapaFabrik, verkauft und Beratung anbietet.
Die Eltern kommen mit ihren Neugeborenen und lassen sich zeigen, wie das Kind richtig im Beutel sitzt. Es darf zum Beispiel nicht lose herumbaumeln, als müsse man es zusätzlich mit den Händen halten. Sitzt das Baby perfekt, könne man damit tanzen, sogar leichten Sport treiben. „Vor allem muss man herausfinden, welches Tragemodell zu einem passt, oder ob man besser mit einem Tuch zurechtkommt“, sagt Falk. Für größere Kinder gibt es Rückentragen, empfehlenswert, wenn man mal mit Dreijährigen etwas längere Strecken wandern will, so Falk.
In ganz Deutschland wird derzeit mit einer Babytragewoche daran erinnert, dass das Tragen viele Vorteile hat: Man kann auf einen sperrigen Wagen verzichten, hat die Hände für Geschwisterkinder frei und der enge Körperkontakt fördere eine enge Bindung zwischen Eltern und Kind. Eigentlich nichts Neues, sagt Falk, schließlich werden Babys erst seit gut 100 Jahren in Kinderwagen abgelegt, und das auch nur in den entwickelten Industrieländern, so die Babyexpertin. Steffi Pyanoe
„Get carried away!: Babys tragen – warum, wie und womit?“ mit der Potsdamer Trageberaterin Anne Päts findet am morgigen Freitag im Neuen Garten statt. Treffpunkt ist um 10 Uhr im Treffpunkt Freizeit, Am Neuen Garten 64.
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