Landeshauptstadt: Schönes Panorama – auch im Dunklen
Franco Colino malt Veduten für die Zichorienmühle, dem künftigen Theaterrestaurant
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Berliner Vorstadt - Mit Pinsel und Palette arbeitet der Künstler Franco Colino seit drei Wochen im zweiten Stock der Zichorienmühle an der Schiffbauergasse. Er malt nicht auf eine präparierte Leinwand, sein Untergrund ist vielmehr eine weiße Wand. Unter seinen Händen entstehen drei Panoramen, die dem runden Bankettsaal des künftigen Theaterrestaurants eine besonders attraktive Ausstattung verleihen sollen.
Der Flatowturm und der Schäferberg mit dem Fernsehturm, das Kleine Schloss und die Wasseransicht der Berliner Straße mit dem Monopteros des Oberstufenzentrums und dem Aldi-Markt – das sind seine Motive in der Havellandschaft, deren Flusslauf mit Fahrgastschiffen befahren ist und an deren Ufer Boote festgetäut sind.
„Auch an den dunklen Winterabenden sollen die Leute sehen, wie geil dieses Potsdam ist“, sagt der aus Venedig stammende Vedutenmaler. Die Schönheit solle auch nach Sonnenuntergang nicht vergehen. Bei der Wahl der Motive war ihm freie Hand gegeben. Er hätte leicht italienische oder sizilianische Landschaften wählen können, entschied sich aber dafür, die unmittelbare Umgebung der Zichorienmühle in den Innenraum zu holen. Das Tolle daran: Das gemalte Panorama wird in den drei Fensteröffnungen des Raumes in der Realität fortgesetzt.
Der 51-jährige Colino, der in Berlin eine Galerie unterhält, lebt seit 1982 in Deutschland und hat schon für viele Bauherren, auch in Potsdam, gearbeitet. Zeichnungen von ihm begleiteten den Bau des Stern-Centers oder die Projekte von Klaus Groth mit dem „Arkadien“ an der Berliner Straße.
Die Motive in der Zichorienmühle hielt der Künstler zunächst mit dem Fotoapparat fest und brachte sie anschließend mit dem Projektor auf den selben Maßstab. Anschließend übertrug er die Motive mit dem Zeichenstift auf die grundierte Wand, ehe er ihnen Farbe und Leben einhauchte.
So ganz bleibt Italien nicht außen vor. Wohl auf besonderen Wunsch des aus Sizilien stammenden Gaststättenbetreibers Pino Riolo ziert den Fußboden des Rundbaus ein sizilianisches Wappen aus kostbarem Naturstein.
Wenn am 22. September das neue Theater unter anderem mit dem Stück „Katte“ öffnet, will Riolo mit seinem Restaurant für die Premierengäste bereit sein. Derzeit hämmert, sägt und bohrt es in der alten und jetzt aufs Modernste hergerichteten Mühle noch in allen vier Stockwerken. „Hören sie diesen Krach?“ – fragt der Künstler sichtlich genervt. Und: „Stellen sie sich vor, unter diesen Bedingungen muss ich hier malen.“ Auf die Frage nach dem Honorar antwortet Colino ausweichend: „Wenn ich so etwas bei Ihnen zu Hause machen würde, müssten Sie schon sechstausend Euro bezahlen.“ Das sei zwar ein guter Lohn, aber: „Einen solch guten Auftrag bekomme ich nicht jeden Monat.“
Günter Schenke
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