Landeshauptstadt: Schulamtsleiter für vierzügige Oberschulen
Vier Potsdamer Oberschulen schließen im Sommer, dennoch weniger Anmeldungen als Kapazitäten
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Die in Brandenburg einmalige Schullandschaft der Landeshauptstadt steht in den nächsten Jahren vor einer Zerreißprobe. Wie Schulamtsleiter Ulrich Rosenau gestern sagte, sei es wenig sinnvoll, weiter viele kleine Schulstandorte zu planen. Damit würde jedes Jahr die Gefahr bestehen, dass Schulen ganze Jahrgänge wegbrechen könnten. Bei der anstehenden Überarbeitung des Schulentwicklungsplanes empfiehlt Rosenau für die Zukunft vierzügige Oberschulen, die als Alternative zur in Potsdam stark ausgeprägten Gesamtschule entwickelt werden müssten.
Nach derzeitigen Planungen würden dann jedoch nur zwei der einst acht Oberschulen bestehen bleiben. Bereits in diesem Sommer werden die vier Oberschulen Waldschule Groß Glienicke, Marie Curie (Am Schlaatz), Carl Friedrich Benz (Ravensberge) und Rosa Luxemburg (Innenstadt – wird Grundschule) geschlossen. Die Schüler werden wie berichtet an andere Oberschulen versetzt. Der Umgang mit den Sitzenbleibern werde laut Rosenau individuell geklärt, sei aber kein Problem.
Mit dem Aus der Schulen hat die Stadt in den letzten zehn Jahren sieben weiterführende Schulen geschlossen, dazu kommen noch über zehn Grundschulstandorte. Auch langfristig brauchen wir nicht mehr Platz als für 50 siebente Klassen, sagte Schulverwaltungsleiterin Josefine Ewers. Denn die Schülerzahlen haben sich von 22 000 im Jahr 1995 auf nunmehr 14 011 in diesem Schuljahr verringert. Das Schülertal der geburtenschwachen Nachwendejahrgänge erreiche im nächsten Schuljahr auch die Sekundarstufe II (10. bis 13. Klasse).
Dass dabei nur drei Prozent der derzeitigen Sechstklässler im kommenden Schuljahr eine Oberschule besuchen wollen, ist laut Rosenau eine Ausnahme im Land Brandenburg. Während sich andernorts, beispielsweise in Brandenburg an der Havel – Verwaltung und Politik für das Ende der Gesamtschule als Konkurrenz zur Oberschule entschieden haben, gibt es in Potsdam weiterhin fünf Gesamtschulen und fünf städtische Gymnasien. Die Stadtverordneten stünden nun vor der Entscheidung, „entweder ein Spielball der Ereignisse zu sein, oder zu gestalten“, sagte Rosenau. Seit Monaten fordern die Parteien vergeblich einen aktuellen Schulentwicklungsplan der Verwaltung. Aus der Verwaltung hieß es gestern, dass weitere Schulen nicht geschlossen werden dürften, um die steigenden Kinderzahlen in den Grundschulen auffangen zu können.
Momentan ist der Bedarf trotz der vielen Schulschließungen geringer als das Platzangebot. Vor allem die vier verbleibenden Oberschulen haben mehr Kapazitäten als Anmeldungen. Laut Schulrat Wolfgang Bogel-Meyhöfer gibt es für das kommende Schuljahr nur 124 Bewerbungen für 191 Plätze . Ob alle vier verbleibenden Oberschulen in Potsdam damit neue siebte Klassen eröffnen können, sei ungewiss. Auch die Möglichkeit, am Oberstufenzentrum II in der Waldstadt sein Abitur abzulegen, wird womöglich ab dem kommenden Schuljahr nicht mehr möglich sein. Das Schulamt berate über die Schließung des Angebotes in Potsdam. Einen adäquaten Ausweich gebe es in Werder, so Bogel-Meyhöfer.
Die Entwicklung, die Eltern und Kinder auch in Privatschulen treibe, wird seitens der Linkspartei.PDS seit langem bemängelt. Der SPD-Stadtverordnete Harald Kümmel sagte am Mittwoch: Die Schullandschaft in der Stadt sei nicht dem Leistungsniveau der Schüler angepasst. Jeder der will, bekommt einen Gymnasiumsplatz. Aber an den Gesamtschulen muss man befürchten, abgelehnt zu werden und eine Oberschule empfohlen zu bekommen. Das sei nicht vermittelbar. jab
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