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Landeshauptstadt: Schüler kochen für Schüler

Beim „Tag der Schulverpflegung“ in Potsdam wurden Alternativen zu Cateringunternehmen vorgestellt

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In Brandenburg lässt sich jeder vierte Schüler in der Schule Mittagessen austeilen. „In Grund- und Förderschulen nehmen 50 Prozent der Kinder an der Schulspeisung teil, bei den älteren Jahrgängen sind es weniger“, sagt Maren Daenzer-Wiedmer von der Vernetzungsstelle Schulverpflegung Brandenburg. In den vergangenen Jahren sei eine geringe Zunahme zu verzeichnen, was die Koordinatorin mit dem Ausbau der Ganztagsschulen in Brandenburg, mit der Fülle von insgesamt 80 Anbietern und einer größeren Menü-Auswahl begründet.

Dass die Schulverpflegung ein sensibles Themenfeld – mit einer seit drei Jahren eigens eingerichteten Koordinierungsstelle – ist, bekamen Tausende Schüler erst vor wenigen Wochen mit, als ihnen verseuchte Tiefkühl-Erdbeeren schwer im Magen lagen und eine Infektionswelle auslösten. Vor diesem Hintergrund wurde am gestrigen, landesweiten „Tag der Schulverpflegung“ Schulköchen und Caterern besonders aufmerksam in den Kochtopf oder die Aluschale geschaut – an der Pierre-de-Coubertin-Oberschule in Potsdam. Dabei waren Bildungsministerin Martina Münch (SPD) und Verbraucherschutzministerin Anita Tack (Linke) durchaus angetan. „Knusper-Fischfilet mit Kartoffel- und Kürbispüree und Spreewälder Kräutersauce und Salat von der Werdergurke“ stand auf dem Speiseplan. Das Profil der berufsvorbereitenden Oberschule mit einem verstärkten Praktika- Programm führt zu dem Privileg, dass einmal in der Woche Schüler für Schüler kochen und somit Einblicke in das Berufsfeld des Kochs bekommen. Menüplanung, Kalkulation, Einkauf, Zubereitung und Verkauf gehören zu den Aufgaben innerhalb des elfwöchigen Praktikums. Als Dozent betreut Restaurant-Koch Marko Verleih die Neuntklässler. „Zum einen sind wir selbst immer auf der Suche nach gutem Nachwuchs“, sagt der Koch, „zum anderen vermitteln wir den Schülern aber Vieles zu gesundem Essen mit regionalen und saisonalen Zutaten“, meint Verleih. Neben der kochenden Projektklasse serviert zudem eine Schul-AG täglich rund 40 selbst zubereitete Portionen.

„Vielleicht lässt sich nach diesem Beispiel ein Konzept entwickeln, wie sich durch Mithilfe regionaler Köche und Produzenten die Qualität des Schulessens verbessern lässt“, sagte Daenzer-Wiedmer. Münch würde sich zumindest freuen, wenn das Beispiel der Coubertin-Schulköche auch an anderen Schulen Appetit machen würde. „Natürlich ist es schwierig, in jeder Schule selbst zu kochen“, sagt sie. Doch vor allem müsse es gelingen, möglichst viele Schüler für gesundes Essen und eine ausgewogene Ernährung zu interessieren und sie über Möglichkeiten bei der Gestaltung des Speiseplans zu motivieren, auch an der Schule zu essen. Beauftragte aus der Lehrerschaft, die diese Aufgabe übernehmen, Schülerfirmen oder Schülercafés, die in diesem Zusammenhang die Eigeninitiative der Jugendlichen fördern, hält Münch für eine gute Idee.

Externe Cateringunternehmen vollständig ersetzten werden Schulküchen-Projekte indes nicht. Auch an der Coubertin-Schule gibt es täglich Mittagessen, das der Caterer „Sunshine“ aus Dahlewitz-Hoppegarten liefert. Rund 40 Portionen schickt das Unternehmen an die Schule Am Stern – sowie an ein Dutzend weitere Schulen in der Landeshauptstadt. „Natürlich fühlen wir uns nach den Ereignissen der letzten Wochen unter Beobachtung“, sagt „Sunshine“-Kundenbetreuer Jens Zander. Das Unternehmen sei bemüht, das Schulessen mit möglichst frischen Zutaten zu kochen. Aber beim Preis von zwei Euro, das ein „Sunshine“-Menü an der Schule kostet, „ist das fast nicht zu machen“, sagt Zander. Peter Könnicke

Nachschlag: Mehr zum Thema finden Sie am Donnerstag in einem Schwerpunktthema auf unserer „Klasse“-Seite

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