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Landeshauptstadt: Schülergespräche über die Wannseekonferenz Wanderausstellung im Schiller-Gymnasium:

Auch andere Schulen sind eingeladen

Stand:

In noblen Wagen rollten 15 leitende Mitarbeiter verschiedener Reichs-Ministerien und NSDAP-Dienststellen am 20. Januar des Kriegsjahres 1942 zu einer Tagung in die stattliche Villa am Großen Wannsee mit der Hausnummer 56-58. Thema der Beratung: „Endlösung der Judenfrage“. Bis zu elf Millionen Juden in ganz Europa hatte die Gewalt- und Vernichtungspolitik des NS-Regimes für den Holocaust vorgesehen, die „Wannseekonferenz“ sollte dafür weitere Handlungsformen aufzeigen – was sie mit Adolf Eichmann auch tat.

Um das damalige Geschehen aufzuarbeiten und für die Öffentlichkeit zu dokumentieren ist die Villa am Großen Wannsee 1992 zur Gedenkstätte erklärt worden. Deren Leiter Dr. Norbert Kampe schuf in einem Teamwork dort zum 6o. Jahrestag der berüchtigten Konferenz auch eine bedeutsame Wanderausstellung, die nach Standorten in Österreich und Süddeutschland nun im Haus des Schiller-Gymnasiums im Drewitzer Neubaugebiet aufgebaut ist. Ermöglicht hat es der stellvertretende Schulleiter Andreas Steiner, der bereits als Referendar einer Oberschule in Berlin-Friedrichshain mit Dr. Kampe in Verbindung stand. Die Ausstellung füllt die Gänge in zwei Etagen des Hauses in der Fritz-Lang- Straße: 40 Tafeln mit Text, Bildern, Schriftstücken. Darstellungen über den rassistischen Antisemitismus aus dem 19. Jahrhundert, „Judenzählung“ in Deutschland im ersten Weltkrieg, erschütternde Bilder von der Zwangsarbeit polnischer Juden unter SS-Aufsicht in Lodz, von der Verladung jüdischer Familien 1943 in Marseille, und die Fotos von der Unmenschlichkeit im KZ Auschwitz – also die systematische Deportation von Juden in ganz Europa. Eindrucksvolle Dokumente schildern die Progromnacht vom 9.zum 10. November in Deutschland, in der Synagogen zerstört, Geschäfte geplündert und deren Besitzer drangsaliert wurden. Grund zum Nachdenken über das Verhalten der „Wegseher“ und auch über die Gedankenwelt der 15 Teilnehmer aus der Wannseekonferenz: Fünf von ihnen trugen den Doktortitel, alle stammten aus bürgerlichen Familien und hatten eine christliche Erziehung genossen.

Die Ausstellung im Schiller-Gymnasium ist vor allem für den Geschichtsunterricht der 13. Klassen gedacht. Deren Schüler wollen dann in Gesprächen mit den Jüngeren darüber reden, wie Rassismus und Antisemitismus zur Staatspolitik werden konnte und welche Folgen das hatte. „Wir versprechen uns durch die Jahrgangs übergreifenden Gespräche positive Auswirkungen auf das Schulklima“, meint Andreas Steiner. Er hat den 9. November ganz bewusst für die Eröffnung der Wanderausstellung gewählt, weil mit ihm so bedeutsame Ereignisse in der deutschen Geschichte verbunden sind. Auch Hitlers Demonstrationszug auf die Münchener Feldherrnhalle im Jahre 1923.

Die Wanderausstellung wird bis Ende Februar im Schiller-Gymnasium bleiben. „Auch andere Potsdamer Schulen sind zu einem Besuch eingeladen“, betont Andreas Steiner. Jo

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