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Schulen in Potsdam: Schulstart ohne Plan
An mehreren Potsdamer Grundschulen gab es zum Schulbeginn keine Stundenpläne. Viele Eltern sind verärgert.
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Potsdam - Die Schule hat begonnen – aber einen Stundenplan gibt es nicht. Stattdessen müssen sich Schüler und Eltern an den ersten Tagen nach den Ferien überraschen lassen, was am nächsten Tag jeweils auf dem Programm steht. Mit dieser Situation sind aktuell offenbar Schüler an mehreren Potsdamer Grundschulen konfrontiert, wie Eltern den PNN schilderten. Auch beim Kreisschulbeirat ist das Problem bekannt.
Zum Beispiel an der Karl-Foerster-Grundschule im Bornstedter Feld. Dort haben die sechsten Klassen zum Schulstart keinen Stundenplan bekommen, wie ein Vater den PNN sagte. In der ersten Schulwoche finde kein regulärer Unterricht statt. Die Schüler seien die Leidtragenden: „Diese Zeit fehlt den Kindern im Nachhinein“, kritisiert er. Die Erfahrung aus den Vorjahren habe gezeigt, dass der Unterrichtsstoff dann in den letzten Wochen des Schuljahres „reingeprügelt“ werde: „Es hagelt Tests und Klassenarbeiten bis zum letzten Tag.“
Projekttage zum Schulbeginn
Schulleiterin Petra Knoblauch verteidigte das Vorgehen. Der Schulstart würde seit Jahren mit Projekttagen begonnen, das sei auch den Eltern bekannt, sagte sie den PNN auf Anfrage: „Das ist kein Unterrichtsausfall.“ Es gehe um die Stärkung der sozialen Kompetenz, auch weil es an der mehr als 600 Schüler fassenden Schule immer wieder Wechsel gebe. Die Projekttage schafften aber auch Pufferzeit, räumte sie ein: So seien während der Ferien unerwartet Lehrer weggebrochen, daher habe der Stundenplan kurzfristig geändert werden müssen – seit Donnerstag werde regulär unterrichtet.
Auch an der Gerhart-Hauptmann-Grundschule in Potsdam-West gab es Verunsicherung – und selbst Tage nach dem Schulstart noch keinen Stundenplan. Betroffene Eltern von Fünftklässlern sprachen von „Notbetreuung“. Zwar gebe es mitunter Unterrichtsstunden, was aber genau auf dem Plan stehe, wüssten die Schüler morgens selbst noch nicht. Sie ärgere sich, dass die Eltern nicht informiert werden, so eine Mutter: „Will die Schule nicht bekannt geben, woran es hakt?“ Die Schulleitung verwies auf PNN-Anfrage an das Land.
Tradition an Potsdamer Grundschulen
Im Landesbildungsministerium hält man solche Vorgänge für normal. „Auch an mehreren anderen Potsdamer Grundschulen begann der Unterricht in der ersten Schulwoche mit Kompetenztagen, Methodentraining, einem Klassenleitertag oder einer Projektwoche“, sagte Ministeriumssprecherin Antje Grabley den PNN. Das geschehe nicht aus Lehrermangel, sondern sei „an vielen Schulen seit mehreren Jahren Tradition“. Es gehe etwa um soziales Lernen, Teambildung und fachübergreifende Kompetenzen, auch würden gemeinsame Klassenregeln erarbeitet. Die Frage, an wie vielen Potsdamer Grundschulen das Praxis ist und wieso auch Schüler in höheren Klassen noch eine Einführungswoche absolvieren, beantwortete die Sprecherin nicht.
Rückendeckung bekommen die Eltern von Daniela Trapkowski, der Vorsitzenden des Kreisschulbeirats, dem Vertreter von Schülern, Lehrern und Eltern angehören. „Es kann nicht sein, dass in der ersten Schulwoche kein Stundenplan vorhanden ist“, sagte die Elternvertreterin, an die sich bereits Eltern aus drei Potsdamer Grundschulen gewendet hatten. Selbst wenn es zunächst eine Kennenlern- oder Projektwoche gebe, müssten Stundenpläne ausgereicht werden. „Die Schulen wissen zu dem Zeitpunkt, mit welchen Lehrern sie rechnen können.“ Das Problem, das auch in der Vergangenheit immer wieder bestand (PNN berichteten), soll im Kreisschulrat diskutiert werden, auch werde man das staatliche Schulamt um eine Erklärung bitten, kündigte sie an.
Erstaunt von der Kritik
Beschwerden gab es auch an der Wilhelm-von-Türk-Schule, einer Förderschule mit den Schwerpunkten „Hören“ und „Sprache“. Einen Stundenplan gab es bis Donnerstag noch nicht, schilderte eine Mutter den PNN. Stattdessen habe es verschiedene alternative Angebote für die Schüler gegeben. Am Freitag etwa stand ein Ausflug zum Benefizlauf für die Altenhilfe auf dem Programm.
Schulleiterin Uta Kapp zeigte sich erstaunt von der Kritik: Eine solche Einführungsphase mit fest geplantem Programm sei seit Jahren Tradition und habe nichts mit fehlenden Lehrkräften zu tun, sagte sie: „Alle Lehrer waren da.“ Sie wolle das in Zukunft noch deutlicher an die Eltern kommunizieren, um Missverständnisse auszuräumen. (mit Henri Kramer)
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