Landeshauptstadt: Schutz vor „der Verführung des Alkohols“
Vor 95 Jahren öffnete das „Prinzessin Feodora Jugendheim“: Jetzt soll es ein Veranstaltungsort werden
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Bornstedt – Fertig ist es noch lange nicht. Seit zwei Jahren arbeiten Martin-Max Zühlke und seine Kollegen von der Veranstaltungsagentur „Hummi Events“ bereits an der Sanierung des ehemaligen „Prinzessin Feodora Jugendheims“ am Schulplatz 7. Auch wenn im vergangenen Jahr mit Heizung, Elektrik und Abwasser der „grobe Part“ geschultert wurde, gehen die Arbeiten weiter: „Es wird sicher noch drei Jahre dauern“, sagte Zühlke gestern.
Trotzdem hatte er sich Gäste geladen. Anlass war ein Doppeljubiläum: Denn vor 95 Jahren wurde das Haus eingeweiht. Gleichzeitig feierte Zühlke zehnjähriges Geschäftsbestehen. Die angekündigte Ausstellung mit historischen Dokumenten befand sich am Nachmittag allerdings noch in der Druckerei.
Vor zwei Jahren hat Zühlke das Gebäude der evangelischen Kirchgemeinde abgekauft, erinnert er sich. Die Kirche habe es im März 1913 als „Jugendheim“ in Betrieb genommen. Bei genauerem Lesen der ersten Hausordnung wird klar, dass es sich damals eher um einen Jugend-Club gehandelt haben muss. Gedacht war er für Jugendliche von sechs bis 20 Jahren und zwar „in der schulfreien Zeit, wenn ihre Eltern abwesend und auf Arbeit sind“.
Alkoholkonsum unter dieser Klientel muss schon damals ein Problem gewesen sein: Im Haus am Schulplatz sollten die Jugendlichen laut Hausordnung jedenfalls „eine Stätte des Verweilens, guter Unterhaltung und Freude finden, um vor den Gefahren des Straßenlebens, der Langeweile und der Verführung des Alkohols bewahrt zu werden“. Die Hausordnung hat Zühlke zusammen mit anderen Dokumenten der Anfangszeit im Domstiftsarchiv in Brandenburg gefunden.
Wie sich das Haus in den Jahren danach und zur DDR-Zeit entwickelt hat, darüber weiß Zühlke nur wenig. Bis 1999 jedenfalls sei der „Große Saal“ als Turnhalle genutzt worden. Heute trägt das Haus als „Villa Feodora“ wieder den Namen der Schwester der letzten deutschen Kaiserin. Zühlke versteht den Namen der Poetenprinzessin, den er als Marke bei seiner Firma führt, auch als Verpflichtung. So wolle man sich in Zukunft an der „Nacht der Gärten“ beteiligen. Auch eine Kleinkunstfreiluftbühne hinter dem Haus sei geplant. In dem etwa 100 Quadratmeter großen Saal sollen Lesungen stattfinden. Bis es soweit ist, kann es allerdings noch dauern. Denn die Bauaufsicht verlangt von Zühlke erstmal den Antrag auf „Nutzungsänderung“, berichtet er. Jana Haase
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