Landeshauptstadt: Schwemmer hat auch NPD-Parteibuch
DVU-Stadtverordneter bestätigt Doppelmitgliedschaft / „Obskure Sache“
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Der Potsdamer DVU-Stadtverordnete Günther Schwemmer ist sowohl Mitglied in der DVU als auch in der NPD. Beide Parteien werden als rechtsextrem eingeschätzt. Schwemmer bestätigte gestern gegenüber den PNN einen entsprechenden Medienbericht. Er sei vor drei Jahren wieder in die NPD eingetreten. Davor sei er bereits zwischen 1980 und 1993 NPD- Mitglied gewesen. Gegenwärtig sei er „aktives“ DVU-Mitglied und „ruhendes“ NPD-Mitglied. Er habe zwei Parteibücher und bezahle an beide Parteien Mitgliedsbeiträge. Er könne sich mit den Grundsatzprogrammen beider Parteien identifizieren. Zur NPD bestünden „persönliche Kontakte“. Schwemmer tritt eigenen Angaben zufolge auf der DVU-Liste zur Kommunalwahl im September an.
Der Potsdamer Politologe Prof. Jürgen Dittberner bezeichnete NPD wie DVU gestern gegenüber den PNN als rechtsextrem, da gebe es „keine Oberflächendifferenzierung“. Am Ende sei es für Rechtsextreme „Geschmackssache“, ob sie für die NPD oder die DVU seien. „Sie bewegen sich auf einem Feld“, so Prof. Dittberner: „Das ist ein Spektrum, eine Bewegung.“ Die DVU gebe sich lediglich etwas weniger radikal. Als „obskure Sache“ empfinde er es, wenn jemand Mitglied in zwei Parteien sei. In anderen Parteien wäre das ein Ausschlussgrund. Ideologisch sei die Doppelmitgliedschaft Schwemmers keine Überraschung, organisatorisch jedoch „bizarr“, so Prof. Dittberner.
„Nuancen des Unterschiedes“ zwischen beiden Parteien macht der Rechtsextremismus-Experte Bernd Wagner aus. Die NPD beziehe sich deutlicher auf den Nationalsozialismus und das sogenannte Dritte Reich, erklärte der Autor mehrerer grundlegender Handbücher zum Rechtsextremismus und Mitbegründer des Zentrums Demokratische Kultur (ZDK) in Berlin. Die DVU unter ihrem Vorsitzenden Frey setze sich dagegen ab vom Dritten Reich und sehe sich mehr als „völkische Bewegung“. NPD und DVU hätten nun in Deutschland „ihre Claims abgesteckt“. Zuvor waren Wahlbündnisse beider Parteien wegen Richtungsunterschieden häufig geplatzt, so Wagner. Prof. Dittberner sprach zudem von „Eifersüchteleien der Funktionäre“. Wagner zufolge habe aber der Wahlerfolg der NPD bei der sächsischen Landtagswahl 2004 nun zu einer „Hegemonie der NPD“ geführt. Sie übernehme „inhaltliche Führerschaft“. Dass hinter der in Brandenburg antretenden DVU der „großer Bruder“ NPD stecke, werde einigen DVU-Wählern „bitter aufstoßen“, glaubt Wagner. Guido Berg
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