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Landeshauptstadt: Schwierige Suche

Vom Wirtschaftsboom profitieren auch Migranten auf Arbeitssuche – in Potsdam aber weniger als anderswo

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Weniger Arbeitslose, mehr Einbürgerungen: Es gibt Fortschritte bei der Integration von Potsdamern mit ausländischem Pass. Dennoch tun sie sich bei der Suche nach einem Arbeitsplatz in Potsdam schwerer als anderswo. Zwar hat sich die Lage auf dem Arbeitsmarkt schon verbessert: Die Arbeitslosenquote von Ausländern in Potsdam sank im Verlauf der letzten zwei Jahre von 18,5 auf 18,1 Prozent jeweils im Dezember. Dennoch liegt sie deutlich höher als im Durchschnitt aller Erwerbstätigen. Das geht aus den Zahlen der Potsdamer Agentur für Arbeit hervor. Hier liegt die Quote aktuell bei 7,4 Prozent, vor zwei Jahren waren es 8,7 Prozent. Dieser Unterschied entspricht dem Bundestrend.

Die Wirtschaft wächst – auch Migranten profitieren davon. Allerdings zeigen die Zahlen auch, dass die Arbeitslosenquote unter Migranten langsamer sinkt als im Gesamtdurchschnitt. Hier steht Potsdam im Bundesvergleich schlechter da. Die Arbeitslosenquote aller Erwerbspersonen in Deutschland ging in den vergangenen zwei Jahren um 1,2 Prozent zurück. Bei den Migranten sank sie im gleichen Zeitraum um zwei Prozentpunkte: 16 Prozent waren im Dezember 2009 arbeitslos gemeldet, nun sind es nur noch 14 Prozent.

Potsdams Integrationsbeauftragte Magdolna Grasnick fordert deshalb, den Zugang von hier lebenden Migranten zum Arbeitsmarkt zu fördern. Die Stadt könne zunächst Zuwanderer aktiver über Arbeitsmöglichkeiten aufklären. Außerdem könnte sie den Besuch von Deutschkursen für neue Zuwanderer fördern, so Grasnick. Diese Ideen hatte sie bereits in ihrem Report zur Integration im vergangenen Jahr vorgeschlagen. Erwartungen setzt Grasnick in die Anerkennung von im Ausland erworbenen Berufsabschlüssen. Im April tritt dazu eine Änderung des Ausländergesetzes in Kraft. Eine Landesberatungsstelle soll die Änderung in Brandenburg dann umsetzen.

Derzeit leben in der Landeshauptstadt insgesamt 6644 Menschen ohne deutsche Staatsbürgerschaft. Das entspricht einem Ausländeranteil von 4,3 Prozent an der Gesamtbevölkerung. „Der Anteil ist seit dem Jahr 2003 in etwa stabil“, so Stadtsprecher Jan Brunzlow auf PNN-Anfrage. Die meisten Migranten kommen aus Ländern der Europäischen Union sowie aus Russland und der Ukraine nach Potsdam. Hinzu kommen noch 2068 Menschen mit doppelter Staatsbürgerschaft. Mit 175 gab es im Jahr 2011 eine Rekordzahl bei den Einbürgerungen.

Eine zentrale Rolle bei der Integration spiele die Beteiligung am Erwerbsleben, heißt es im aktuellen Integrationsbericht, den die zuständige Bundesbeauftragte Maria Böhmer jetzt vorstellte. Er gibt auf 260 Seiten Auskunft darüber, wie es um die Einbindung von Menschen mit ausländischen Wurzeln in die Gesellschaft bestellt ist.

Fehlende Berufsausbildungen seien ein Haupthindernis bei der Arbeitssuche, heißt es in Böhmers Integrationsbericht. Hinzu kommen mangelnde Sprachkenntnisse. Dennoch können diese Faktoren die schlechteren Chancen von Migranten auf dem Arbeitsmarkt nicht vollständig erklären. Auch Diskriminierung seitens der Arbeitgeber könne eine Rolle spielen. Darauf deuten Forschungen hin, so die Bundesbeauftragte. Allerdings lasse sich das bisher nicht statistisch belegen.

Viele der Daten zu Themen wie Ausbildung, Einkommen, Gesundheit oder Wohnsituation lassen sich nicht ohne Weiteres auf Potsdam übertragen. Die meisten Zahlen hat Böhmer aus dem sogenannten Mikrozensus entnommen – einer regelmäßigen Statistik-Umfrage unter etwa einer Million Menschen in Deutschland. Das gilt auch für die Schüler: Das für Potsdam zuständige staatliche Schulamt in Brandenburg (Havel) weiß zwar, dass unter den 18 871 Schülern in Potsdam 815 Migranten sind. Daten, ob und welche Abschlüsse die Schüler machen, hat die Behörde aber noch nicht gesammelt. Marco Zschieck

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