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Landeshauptstadt: Schwitzen für Gold

Olympia-Gewinner aus DDR-Zeiten erzählten in der Karl-Foerster-Schule aus ihrer Vergangenheit

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Olympia-Gewinner aus DDR-Zeiten erzählten in der Karl-Foerster-Schule aus ihrer Vergangenheit Er hat lange an einer Taktik gefeilt, mit der er bei der Olympiade 1980 in Moskau gewinnen wollte. Bis 800 Meter mäßiges Tempo und dann sollte die Post abgehen. Und die Strategie ging auf. Immer weiter konnte sich der knochige Mann in dem blauen Shirt von dem Pulk absetzen. Meter für Meter. Bis dann doch noch, kurz vor der Ziellinie ein Mann an ihm vorbeizog. Das Publikum in der Karl-Foerster-Schule in der Kirschallee geht sichtlich mit, als die Euro-Sport-Übertragung in schwarzweiß am Dienstagabend über den Bildschirm läuft. Jürgen Straub, der Läufer und Silbermedaillengewinner von damals, sitzt mit weißem Haar und nicht mehr ganz so schlank wie vor 24 Jahren hinter einem als Tisch dienenden Podium, das die Schule für ihre vier DDR-Olympioniken-Gäste aufgebaut hat. Udo Beyer der Kugelstoßer, der 1976 in Montreal Gold geholt hat, Diana Gansky, die Diskuswerferin, der 1988 in Seoul die Silbermedaille umgehängt wurde und Ingo Spelly, der Kanute, der im selben Jahr im zweier Kanadier Gold gewann. Ihnen gegenüber haben rund 50 Schüler, Lehrer, einige Geschwister und Eltern Platz genommen und hören sich an, was die Leistungssportler aus ihrer Vergangenheit berichten. Leo aus der fünften Klasse sitzt weiter hinten. Er wollte sich Olympia-Sieger einmal aus der Nähe ansehen. Von den vier DDR-Ikonen allerdings hat er noch nie etwas gehört, die Jungs und Mädchen, die neben ihm sitzen, auch nicht. „Seit Olympia läuft zuhause den ganzen Tag der Fernseher“, erzählt er. Er hat sich natürlich auch Yvonne Bönisch, die Goldmedaillengewinnerin aus Potsdam angesehen, denn er trainiert im selben Verein wie sie. Viele Hürden musste Uwe Beyer überwinden, bis er endlich ganz oben auf dem Treppchen stand, erzählt der Kugelstoßer. Mindestens zweimal am Tag hat er dafür trainiert, wohl 25 Stunden die Woche. Auf dem Video, das ihn als jungen Athleten im Stadion zeigt, ist er kaum wieder zu erkennen. Heute sieht er mit seinem roten Polo-Shirt wie einer aus, der regelmäßig im Studio Gewichte stemmt. Dann ist da noch ein Bauchansatz. Das war aber mal schlimmer, sagt er, nachdem er mit dem Leistungssport aufgehört hat, wog er 167 Kilo. Ingo Spelly war sieben, als er mit Kanufahren anfing. Wasser, Sport, seine Kumpels, das hat ihm Spaß gemacht. In der 8. Klasse dann kam er auf die Sportschule, damals war er noch nicht besonders gut und musste einen Test machen, um genommen zu werden. Doch dann sei alles Schlag auf Schlag gegangen. Er trainierte immer mehr, wurde immer besser. Nie hätte er daran geglaubt, dass er mal soviel leisten kann. „Es hat sich gelohnt, dran zu bleiben,“ sagt der Weltmeister und Olympiasieger. Er trägt ein unauffälliges, olivgrüngemustertes Hemd. Fast nüchtern berichtet er davon, dass es beim Kanufahren auf Technik ankommt, dass man seine Kräfte gut einteilen muss, um die 1000 Meter durchzuhalten. Diana Gansky sitzt braun gebrannt und mit weißer Bluse in der Reihe. In der Aufzeichnung von DDR1 erkennt man auch sie kaum wieder, schulterlanges gewelltes Haar, ziemlich schmal. Hat es Spaß gemacht, Leistungssportler zu sein, fragt ein Schüler. Na, klar, meint Jürgen Straub. Sonst hätte man das harte Training wohl nicht durchgestanden. Alle nicken. Sie sind froh ehemalige Olympioniken zu sein. Marion Hartig

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