
© A. Klaer
Von Jan Kixmüller: Schwungvoller Start
Die Universität Potsdam begrüßte ihre neuen Semester in der Schiffbauergasse mit Bigband und Kultur
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Etwas war anders diesmal. Während die Uni in den vergangenen Jahren ihre neuen Studierenden noch bei Tageslicht empfing, war die Begrüßung nun auf den Abend verlegt worden. Näher an die Erstsemester-Party und auch näher an die Kultur heran. Rund 1500 der knapp über 4000 Erstsemester der Uni wurden am Montagabend in der Waschhaus-Arena empfangen, umrankt von reichlich Kunst und Kreativität der Kulturträger des Standortes Schiffbauergasse, ohne Stühle, mit Bar und Uni-Bigband. So hatte sie sich das eigentlich nicht vorgestellt, sagte eine junge Frau aus Neubrandenburg, die in Potsdam Mathematik und Musik für Grundschullehramt studieren will. Das sei ja wie in der Disco. „Aber warum nicht“, sagte sie dann noch und verschwand beschwingt in der Menge. Uni-Präsidentin Sabine Kunst hatte zur Begrüßung schon etwas von Schwung gesagt, den dieser Abend haben sollte. Und den er dann auch hatte. Zwischen den Grußworten wippten die Erstsemester groovend zum Bigband-Sound.
Die Rede war dann auch davon, dass das Studium eine wichtige Lebensphase sei. Was die Kunst reflektierte. Quasi als Intro zum neuen Lebensabschnitt bespiegelte die Ausstellung „Ich Wicht“ noch einmal das Verhältnis zwischen kindlichem und erwachsenem „Ich“. Das Hans Otto Theater ging sogar noch weiter und fragte nach dem, was werden kann. In dem Theaterstück „Lola“ nach Fassbinders Film gleitet ein ehrbarer Bürger durch die Liebe zu einer Prostituierten in die Halbwelt ab. Das Leben kann auch nach dem Studium so manche Überraschung bringen.
Einen lebhafteren Austausch zwischen Kunst, Kultur und Wissenschaft wollte man vonseiten der Uni mit der Erstsemesterbegrüßung am Kulturstandort in Gang bringen. Was die Stadt natürlich nur begrüßte, möchte man doch, dass die Schiffbauergasse noch stärker zu einer Anlaufstelle für junge Menschen wird. Was sie ja einmal war, als die Kultur hier noch vom Reiz des Unfertigen und Improvisierten lebte. Ein anderer Wunsch Potsdams ist seit Jahren schon, mehr Studierende auch mit ihrem Wohnort an die Stadt zu binden. Nach wie vor wohnen viele Studierende in Berlin oder im Umland. Uni-Chefin Kunst drückte es so aus: „Sie sind von heute an auch Bürger Potsdams geworden.“
Dass die Erstsemester mit der Potsdamer Uni die richtige Wahl getroffen haben, daran ließ Präsidentin Kunst keinen Zweifel. Positiv sei nicht nur das hohe Ansehen, das sich die Uni seit 1991 in Wissenschaft und Lehre erarbeitet habe, positiv sei auch das noch relativ jugendliche Alter der Uni: „Bei uns gibt es noch eine hohe Dynamik“. Dass die mit über 20 000 Studierenden größte Hochschule des Landes Brandenburg seit Jahren in vielen Studiengängen aus den Nähten zu platzen droht, wurde von der Präsidentin nur am Rande angesprochen. Um so mehr schlug dann der Studierendenausschuss AStA in diese Kerbe. Referent Franz-Daniel Zimmermann sprach von vielerlei Missständen. So würden durch die Sparpolitik des Landes etwa Berufungsverfahren aufgeschoben, keine Bücher mehr für Bibliotheken bestellt oder Studierende aus überfüllten Seminaren hinausgeworfen. Immerhin hatte seine AStA-Kollegin Vicky Kindl für die neuen Semester etwas mehr Optimismus zu bieten. Zu engagieren bewirke auch Positives, versprach sie. Und weiter ging es schwungvoll in die Nacht.
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