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Landeshauptstadt: Sechs Köche, sechs Gänge

230 Gäste dinierten beim Großen Gourmetpreis Brandenburg: Der Potsdamer Steffen Johst wurde „Aufsteiger des Jahres“

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Da ist etwas in Bewegung: Die Arbeitsplatte, an der die sechs Spitzenköche den Hauptgang anrichten, erweist sich auf den zweiten Blick als Fließband. „Eine Neuheit aus Japan“, kann Moderator Andreas Dietz den 230 Gästen des Großen Gourmetpreises Brandenburg noch erklären, da erreichen die ersten Teller auch schon den Festsaal des Seehotels „Seminaris“. Sternekoch Oliver Heilmeyer wird für seinen Lammrücken, der im rauchig-deftigen Kartoffelmantel wunderbar zart und saftig geraten ist, und mit Thymianjus und dem in einer Tomate versteckten „Ratatouille auf moderne Art“ serviert wird, am Ende reichlich Applaus ernten. Der gebürtige Schweizer ist Brandenburgs bester Koch 2009.

Zum dritten Mal haben das Seminaris-Hotel und die desas Medienagentur am vergangenen Samstag die brandenburgische Koch-Elite nach Potsdam geholt - und die Besten ausgezeichnet (siehe Kasten). Die Veranstaltung, die auf Anregung von Gertrud Schmack, Chefin des Hotels „Bayrisches Haus“, Potsdams einzigem Fünf-Sterne-Hotel, erstmals 2007 stattfand, ist also auf dem besten Weg, ein fester Termin im Brandenburger Gourmet-Kalender zu werden. Die sechs besten Köche des Landes, ermittelt nach einem gewichteten Ranking der sechs wichtigsten Gourmet-Führer, bereiteten dabei ein exklusives Sechs-Gang-Menü.

Das war nicht nur für die Bankettgäste ein Vergnügen: „Selten arbeitet man mit so vielen kompetenten Leuten zusammen“, schwärmte Frank Schreiber vom „Goldenen Hahn“ in Finsterwalde am Ende: „Da sitzt jeder Handgriff.“ Er hatte das Menü zuvor mit einem spritzig-leichten „Dialog von Champagner, Schokolade und Erdbeeren“ ausklingen lassen. Zum Essen sei er am Bankettabend allerdings nicht gekommen, erklärte der 34-Jährige, der sich in diesem Jahr als dritter Brandenburger einen Michelin-Stern erkocht hat: „Wir machen dafür morgen mit unseren Kindern ein schönes Frühstück.“

Auch Alexander Dressel, der sternegekrönte Maître und Direktor vom „Bayrischen Haus“, ließ das Essen am Samstag aus. Er habe sich eine Diät verordnet, erklärte der 37-Jährige lachend. Der Vorjahressieger hatte das Menü mit einer luftigen Mousse von Blumenkohl und Romanesco mit Wildkräutergelee, einem Parmesan-Spaghetto, Krustentierlack, Oktopus und herzhaftem Muschelschaschlik am Zitronengrasspieß eröffnet. Durch das Fließband in der Küche sei die Arbeit ruhiger geworden, sagte Dressel: „So langsam spielt sich das Team ein.“

Dabei hat sich in der Besetzung seit 2008 einiges geändert: Mit dem Potsdamer Steffen Johst von „Speckers Landhaus“ sowie Torsten Voigt und Rainer Wolter gibt es drei Neue auf der Bestenliste. Johst wurde am Samstag als „Aufsteiger des Jahres“ ausgezeichnet. „Es war aufregend“, bekannte der 31-Jährige, der im Sommer seine Verlobte und Geschäftspartnerin Tina Specker heiraten will.

Da ist also offenbar etwas in Bewegung in Brandenburg. Vielleicht wissen das bald auch die Berliner mehr zu schätzen. Denn momentan stellt Spitzenkoch Dressel noch eine „imaginäre Grenze“ zwischen der Hauptstadt und Potsdam fest: „Das muss wachsen“, meint er. Der gebürtige Berliner hat vorgemacht, wie’s geht: Seit zwei Jahren lebt er mit seiner Familie in Kleinmachnow.Jana Haase

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