Landeshauptstadt: Seepferde im Park
Ein neuer Kalender von Peter Rogge zeigt historische Aufnahmen aus Sanssouci
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Sie war eines der ausgeklügeltsten Wasserspiele im Park Sanssouci: Die Seepferdchenfontäne imponierte einst mit ihren aus Zinkguss geformten Pferden, aus deren Nüstern Wasserstrahlen sprühten. Keine Seepferdchen, wie wir sie kennen, sondern Reitpferde mit Schwimmhäuten an den Beinen. Ungestüm schienen die Tiere ihrem Standort entfliehen zu wollen. Über ihnen thronten drei Brunnenschalen, aus denen Wasser hinunterlief – aus der obersten und zugleich kleinsten Schale in die mittlere, von dort in die große untere Schale, bevor sich die Wasserfäden den Weg über die Pferdeleiber hinweg in das Bassin bahnten. „Eine ganz raffinierte Wasserführung“, kann sich Saskia Hüneke, Kustodin für Skulpturen bei der Schlösserstiftung, noch heute für die Schöpfung begeistern. Nur leider: Der 1855/56 nordwestlich vom Chinesischen Haus angelegte Brunnen hatte eine verhältnismäßig kurze Lebensdauer. Schon 1926 wurde die damals bereits defekte Anlage wieder entfernt.
Doch im Dezember kommenden Jahres könnte der Brunnen in den Wohnzimmern so mancher Sanssouci-Liebhaber wenigstens eine virtuelle Auferstehung erfahren, denn das imposante Kunstwerk findet sich auf dem Dezemberblatt des von Peter Rogge gestalteten Kalenders für 2015. Für den Wandkalender hat der Potsdamer Grafikdesigner ausschließlich Sanssouci-Motive ausgewählt. Es sind historische Aufnahmen aus der wilhelminischen Periode sowie dem Beginn der Weimarer Zeit. Wie schon in den früheren von Rogge gestalteten Kalendern zeigt sich auch bei dem neuesten Werk des Grafikdesigners seine Liebe fürs Detail. So kopiert Rogge gerne kleinste Details aus den Fotos und platziert sie – stark vergrößert – am Rand des jeweiligen Kalenderbildes. Für den Betrachter ist dies zuweilen eine Suchaufgabe: Nicht immer findet man den Originalstandort des herausgestellten Details schnell.
Häufig sind einzelne Menschen auf den historischen Aufnahmen zu sehen. So hat Rogge seinen Kalender denn auch „Die Spaziergänger von Sanssouci“ genannt. Die Abfolge der Bilder ist sogar so gewählt, dass man in genau dieser Reihenfolge die Stationen erwandern kann – vom Obeliskportal über die Historische Mühle bis hin zum Standort des verschwundenen Pferdebrunnens. Rogge konnte bei der Auswahl der Motive auf sein eigenes Fotoarchiv sowie auf die Fotosammlung des Potsdam Museums zurückgreifen. Holger Catenhusen
Der Kalender für 18,90 Euro ist erhältlich unter anderem im Internationalen Buch und auf www.sanssouci-kalender.de.
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