Landeshauptstadt: Seepromenade nicht antasten
Neue Bürgerinitiative in Groß Glienicke gegründet
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Groß Glienicke - In Groß Glienicke gehen die Bürger wieder auf die Barrikaden: Nach zwei Bürgerinitiativen, die im Konflikt um den Uferweg die Interessen der Groß Glienicker vertreten, hat sich nun eine dritte Initiative gegründet. Sie tritt gegen den von der Potsdamer Stadtverwaltung geplanten Ausbau eines Teils der Seepromenade ein. Gründungsmitglieder sind Norbert Mensch, der für die CDU im Groß Glienicker Ortsbeirat sitzt, und die Anrainer Holger Gregor und Reinhard Wanka. Seit Anfang Juli habe die Initiative „Seepromenade Groß Glienicke“ bereits mehr als 300 Unterschriften gegen den Straßenausbau gesammelt, sagte gestern Norbert Mensch.
Die Bürgerinitiative hofft, mit ihrem Einsatz die Entscheidung des Stadtparlaments zu den rund eine Million Euro teuren Ausbauplänen zu beeinflussen. Die Stadtverordneten müssen über den Straßenausbau befinden, da die Anwohner, die die Hälfte der Kosten tragen müssten, die Arbeiten mehrheitlich abgelehnt haben. Von 53 Grundstückseigentümern auf dem Abschnitt der Seepromenade zwischen Richard-Wagner-Straße bis Bergstraße haben sich nach Angaben der Stadtverwaltung 44 gegen den Ausbau ausgesprochen; fünf äußerten sich nicht, zwei Eigentümer waren dafür – dabei handelte es sich allerdings um städtische Grundstücke. Die Verwaltung hält, so heißt es in dem Schreiben aus dem Baudezernat, an den Ausbauplänen fest.
Die Bürgerinitiative um CDU-Mann Mensch findet das empörend. Dafür nennt die Initiative mehrere Gründe. Der Straßenausbau – amtlich geht es um den vierten und fünften Bauabschnitt des Busrings – sei „baulich unverhältnismäßig“ und zu teuer. Die Fahrbahndecke, eine Asphaltschicht über Kleinpflaster, sei in einem „anschaulich sehr guten Zustand“ und müsse nur wieder fachgerecht und sauber verschlossen werden. Auch um neue Rohre zu verlegen, müsse nicht die ganze Straße saniert werden: „Moderne Baufirmen erledigen das heute mittels Vortriebssystem“, heißt es. Die Initiative kritisiert auch, dass die Seepromenade durch den Ausbau verengt würde. Für Unmut sorgt darüber hinaus besonders, dass der Straßenausbau Baumfällungen mit sich bringen würde. Nach einer Liste der Verwaltung müssten für die „Variante 1“, die der Ortsbeirat mehrheitlich befürwortet haben soll, 62 von 111 Bäumen gefällt werden. Damit sei die als Lindenallee angelegte Seepromenade in Gefahr. Die möglichen Baumfällungen haben bereits für Aufsehen gesorgt, da die Bürgerinitiative an Linden Zettel angebracht hatte, auf denen zu lesen ist, dass der Ortsbeirat die Fällung der Bäume beschlossen habe. Dies hatten Ortsvorsteher Peter Kaminski (Linke) und Stellvertreter Winfried Sträter (SPD) zurückgewiesen. Sie sollen nun ihrerseits Zettel an den Bäumen angebracht haben.
Offen könnte der Konflikt um die Seepromenade heute bei einem Termin vor Ort ausgetragen werden: Um 11 Uhr soll die Regenwasser-Versickerungsanlage im Friedrich-Günther-Park eingeweiht werden. Dann will auch Andreas Menzel vor Ort sein. Der Stadtverordnete der Bündnisgrünen setzt sich in der Bürgerinitiative „Freies Groß Glienicker Seeufer“ ein. Sie protestiert gegen die Sperrungen des Uferwegs, die jetzt auch mit Stahlketten erfolgten, die mit Fett beschmiert seien, so Menzel. Gegen die Absage einer für den 29. August angemeldeten Demonstration auf dem Uferweg durch die Polizei will die Initiative juristisch vorgehen und feststellen lassen, ob der Uferweg öffentlich gewidmet ist. Die Polizei hat die Demo laut Menzel untersagt, weil sie die öffentliche Sicherheit gefährden könnte. Nun will Menzels Initiative heute die Einweihung der Regenwasser-Anlage mit einer Spontan-Demo begleiten. S. Schicketanz
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