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Kubanisch bunt. Die acht Artisten der Gruppe „Havanna“ sind seit März eine der Hauptattraktionen des Zirkus’ Probst. Ihre Hochseilakrobatik raubt den Zuschauern jedesmal den Atem.

© Andreas Klaer

Landeshauptstadt: Seilspringen in Pyramidenformation

Die kubanische Artistengruppe „Havanna“ ist mit dem Zirkus Probst erstmals außerhalb Kubas unterwegs

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Man kann kaum hinsehen: Die „Russische Schaukel“, auf der sich die zwei Artisten immer höher schwingen, überschlägt sich fast. Am höchsten Punkt angelangt, lässt einer der Akrobaten plötzlich los und fliegt in hohem Bogen bis unter die Zirkuskuppel, nur um nach mehreren Pirouetten sicher wie eine Katze auf einer Gummimatratze zu landen. Es ist nur eine der spektakulären Darbietungen, welche die acht kubanischen Artisten der Gruppe „Havanna“ im Programm haben. Im Laufe des Abends zeigen sie auch, wie man zu fünft als Pyramide seilspringt oder wie man im Handstand zusammen kunstvolle Figuren kreiert.

Eigentlich ist der Zirkus Probst, der vom 9. bis 14. Oktober neben dem Filmpark Babelsberg gastiert, vor allem für seine Tiere berühmt, doch die acht kubanischen Artisten, die seit März mit dem Zirkus unterwegs sind, kommen laut Pressesprecher Patrick Adolph beim Publikum ebenfalls sehr gut an: „Manche Besucher versuchen nach den Vorstellungen sogar ihre Bewegungen und Schritte nachzuahmen.“ Es ist das erste Mal seit 30 Jahren, dass wieder Artisten aus Kuba in dem 67 Jahre alten Familien-Unternehmen auftreten, das einer der drei größten Zirkusse der ehemaligen DDR war und bis heute zu den renommiertesten deutschen Zirkussen zählt.

Die acht Artisten sind zwischen 19 und 26 Jahre alt und zum ersten Mal in ihrem Leben außerhalb Kubas unterwegs. „Der erste Schock, als wir in Frankfurt aus dem Flugzeug stiegen, war die Kälte“, sagt die 26-jährige Yaimara Rodríguez. „Im Winter wird es bei uns maximal 15 Grad kalt.“ Ähnlich überrascht waren sie daher auch vom Schnee, der an einem Tag im März gefallen war, und von den Artisten fasziniert berührt worden war. Als Adolph dem 47-jährigen Leiter der Gruppe, Rolando Acosta, verrät, dass im Dezember noch viel mehr Schnee fallen könnte, sieht der für einen Moment schockiert aus; so ganz will er das nicht glauben. Aber das sei nicht schlimm, meint Acosta, denn Ende November endet ja vorerst das Engagement für Probst.

Doch die Kälte ist nicht unbedingt das Schlimmste: „Das größte Problem für mich ist der Kontakt zu meiner Familie“, sagt Rodríguez. Sie versuche zwar regelmäßig anzurufen, aber das sei sehr schwierig. Internet gebe es bei ihr zu Hause kaum. Die lange Abwesenheit sei es auch, die ihre Eltern an ihrem Beruf etwas stört, sagt Rodríguez. „Als ich als Artistin anfangen wollte, hat mein Mutter zuerst nur die Hände über den Kopf zusammen geschlagen!“ Mittlerweile seien ihre Eltern aber sehr stolz auf sie, denn Zirkuskunst und Artistik sind in Kuba hochangesehen. Deshalb gibt es auch eine starke Qualitätssicherung: Alle acht Artisten waren vier Jahre auf einer Zirkusschule in Havanna und haben danach ein einjähriges Praktikum in Varietes und auf Festen machen müssen. Die ersten zwei Jahre in der Schule sind für die Grundausbildung bestimmt, hier lernt man von allem etwas: Tanzen, Akrobatik, Jonglieren, Ausdauer- und Krafttraining. Die letzten zwei Jahre dienen dann der Spezialisierung. „Kuba will nur perfekt ausgebildete Aristen außer Landes schicken“, sagt Adolph.

Auf ihre erste Vorstellung in Potsdam freuten sich die Akrobaten besonders, denn der stellvertretende Botschafter Kubas sowie der kubanische Kultur-Attache wohnten der Abendvorstellung bei. Lampenfieber deswegen hätten sie nicht, sagt Rodríguez, denn in Kuba seien sie schon häufig vor Politikern aufgetreten, da in dem sozialistischen Land häufig Zirkusveranstaltungen von Würdenträgern besucht werden. Abgesehen von den Temperaturen gefällt es den Kubanern gut in Deutschland: „Ich finde toll, dass das Publikum so begeistert ist und so gut mitgeht“, sagt Acosta.

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