Sport: Seit Jahrzehnten am Tisch
Gerhard Niendorf aus Kleinmachnow wird heute 70
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Der Mann hat das Zeug zum Überraschungsgast. Als der Chirurg und Internist Rainer Frenzel Anfang März in Brandenburg (Havel) seinen 70. Geburtstag im Kreis seiner Tischtennisgruppe feierte, „zauberte“ die plötzlich Gerhard Niendorf als Überraschung hinter der Tür hervor. In ihrer Jugend in Jüterbog waren Frenzel und Niendorf im Doppel zweimal Tischtennis-Bezirksmeister geworden, ehe sie sich später für 53 Jahre aus den Augen verloren. Nun hatte der Mediziner Freudentränen in den Augen, bevor beide Männer noch einmal wie früher als Doppel die Schläger schwangen.
Heute wird Gerhard Niendorf selbst 70 – und die Schar seiner Gratulanten wird groß sein. So groß, dass der Kleinmachnower sein Jubiläum in drei Teilen feiern wird. Heute Nachmittag ganz in Familie – mit Tochter Bärbel, seinen Enkelkindern Marc und Juliane und natürlich mit Gattin Jutta, mit der er seit 48 Jahren verheiratet ist und die als einstige Handballerin stets viel Verständnis für seine sportlichen Ambitionen aufbrachte. Von 1956 bis 1974 stand Niendorf für Einheit Potsdam an den Tischen; lange Zeit bei DDR-Liga-Vergleichen. 13mal wurde er Bezirksmeister – neunmal mit Jochen Schneider im Doppel, viermal mit Karin Heider (jetzt Bernady) im Mixed. „Oft saß Jutta mit dem Kind allein zu Hause, während ich zu Spielen in Leipzig, Erfurt oder Stralsund war“, erinnert sich der gelernte Rundfunkmechaniker, der ab 1955 an der Potsdamer Arbeiter-und-Bauern-Fakultät das Abitur machte und seit 1961 über dreißig Jahre als Elektronik-Ingenieur im Halbleiterwerk Stahnsdorf tätig war.
Durch seine Tochter kam Gerhard Niendorf 1975 zum TSV Stahnsdorf/Kleinmachnow, der damals noch Tennis- und Tischtennisspieler vereinte. Er wurde dort Übungsleiter, trainierte Tochter Bärbel und später auch Enkel Marc. Heute ist er Geschäftsführer des 160 Mitglieder großen Gesamtvereins mit den Abteilungen Tischtennis, Gymnastik und Seniorensport. Einmal in der Woche ist er als Nachwuchs-Übungsleiter immer noch zwei Stunden lang aktiv am Tisch, obwohl er seit einem Weilchen einige gesundheitliche Probleme hat. „Ich fühle mich noch nicht wie 70, sondern gehe auch noch Schwimmen und in die Sauna und fahre im Sommer viel Fahrrad“, erzählt er.
Mit Vertretern seines Vereins wird Gerhard Niendorf morgen in der Stahnsdorfer Gaststätte „Pagode“ feiern, deren Geschäftsführer Jun Qui ebenfalls beim TSV Tischtennis spielt. Dabei werden unter anderem Stahnsdorfs Oberliga-Spielerinnen Martina Grunwaldt, Kerstin Janke, Britta Spilke und Andra Heinze gratulieren. Sie trainierten teilweise schon als Kinder bei Niendorf; Grunwaldt zum Beispiel coachte er einst in der Nachwuchs-Sonderklasse, in der die jeweils besten Tischtennisspieler der DDR aufeinandertrafen.
Heute Vormittag aber erwartet Gerhard Niendorf erst einmal daheim im Eichhörnchenweg einstige sportliche Wegbegleiter seiner Generation. Auch Dieter Scholz, der Präsident des Tischtennis- Verbandes Brandenburg (TTVB), wird kommen und ihm die Goldene Ehrennadel des TTBV ans Revers heften. Niendorf sorgt sich nämlich seit langem nicht nur um das eigene Spiel. Schon als junger Aktiver kümmerte er sich Mitte der 60er Jahre mit Heinz Nawior im damaligen Bezirksfachausschuss um die Trainer-Ausbildung, später übernahm er die Öffentlichkeitsarbeit. Auch im TTVB, dessen Gründungsmitglied er ist, und im Landes-Bereichsausschuss West ist er für die Pressearbeit zuständig; den Lesern der PNN ist er seit Jahrzehnten als Berichterstatter bekannt. „Gerhard erhält die Ehrennadel für sein über Jahrzehnte andauerndes Engagement für den Tischtennissport“, sagt Scholz über den Jubilar. Der weiß noch nicht, ob er heute ebenfalls einen Überraschungsgast haben wird.
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