Landeshauptstadt: Sex in der Biosphäre
Sonderschau bis 27. Juni zum Thema Lockreize in Tier- und Pflanzenwelt
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Sonderschau bis 27. Juni zum Thema Lockreize in Tier- und Pflanzenwelt Von Hella Dittfeld „Sex Sells – von Reizen und Lockungen“ heißt die neue Sonderausstellung in der Biosphäre und gelockt wird mit allen Mitteln. „Aber völlig jugendfrei“, betont der Marketingchef der Tropenhalle im Volkspark, Jens Nitschke. „Wo es ernst wird, hört unsere Installation auf.“ Es ginge ja um das Angebot der vielen Reize durch Farben, Düfte und Töne an sich. Und die sind überwältigend und des Erkundens wert. Hinzu kommt eine Bromelienschau mit Pflanzen in allen Formen und Farben, zu ebener Erde angesiedelt, aber auch auf Stämmen und in Baumkronen wachsend, so dass man erst einmal alle Ebenen mit den Augen durchforsten muss, um die Vielfalt zu entdecken. Die Bromeliaceen gibt es auf der Erde in rund 2500 verschiedenen Arten, sie können winzig klein moosähnlich wachsen, aber auch bis zu zehn Meter hoch werden. Die bekannteste Bromelie ist die Ananas. Sie dürfte auch die einzige Nutzpflanze sein, alle anderen Arten sind eher als Augenweide angelegt und werben mit Papageienfarben in Rot, Gelb und Violett. Die Bestäubung besorgen vor allem Schmetterlinge und andere Insekten, aber auch Kolibris. Allein in Costa Rica wurden über 250 Tierarten gezählt, die ausschließlich in Bromelien leben. In die Biosphäre hat sich dieses große Spektrum an „Liebhabern“natürlich nicht verirrt, aber man kann sich mit ihnen an Bildtafeln und Videostationen beschäftigen und zumindest einige besonders bizarre Insekten in Terrarien bewundern. Dazu sollte Geduld mitgebracht werden, denn zum Beispiel das Wandelnde Blatt oder die Stabschrecke sind wahre Tarnkünstler und von ihrer Umgebung manchmal kaum zu unterscheiden. Per Infobanner erfährt man, dass Machos bei den Vogeldamen nicht beliebt sind, dass manche Insekten ihr Geschlecht tauschen können, dass Blüten auf Nachtfalter wie infrarot beleuchtete Landebahnen wirken und zum Schluss auch noch, welche Signalreize der Mensch aussendet, um den Partner anzulocken. Zum Thema Verlockung nannte Nitschke übrigens eine interessante Zahl. Der Mensch nutze 350 Stunden im Jahr für Zärtlichkeiten, 420 Stunden lang sucht er einen Parkplatz. An der Duftstation sind sechs verschiedene Aromen zu schnuppern von Vanille bis Moschus, gleich nebenan in einer Hütte wartet Erholung von der Reizüberflutung. Und schließlich ist auch noch ein Lügendetektortest möglich. Birgit Freitag, zuständig für die Presse- und Öffentlichkeitsarbeit der Biosphäre, hat ihn schon probiert und behauptete gestern bei der Einführungspressekonferenz in die neue Schau: „Er funktioniert.“ Sie jedenfalls habe nur die Wahrheit verkündet und immer ein grünes Okay bekommen. Die Gestalter der Ausstellung hoffen, dass die „Sex Sells“-Schau genau so erfolgreich wird wie die der Orchideen davor. Knapp 60 000 Besucher haben sie gesehen. Es gebe gute Kontakte zu Schulen und Reiseveranstaltern, aber auch viele Potsdamer nutzten die kühlen Frühlingstage, um schon einmal Sommer pur zu erleben, erklärte Birgit Freitag das ungebrochene Besucher-Interesse. Die Biosphäre ist Montag bis Freitag von 9 bis 18 Uhr geöffnet, Samstag/Sonntag von 10 bis 19 Uhr (letzter Einlass 1½ Stunden vor Schließung). Erwachsene zahlen 9,50 €, Kinder 6,50, Gruppen ab 20 Personen 8 € pro Kopf.
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