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Landeshauptstadt: Sie sind jung, frech und kritisch Die ausgezeichneten Schülerzeitungen

Einmal die Woche treffen sich die Nachwuchsredakteure in der Schule. 14 sind es inzwischen, sie planen die neue Ausgabe im Magazin-Format.

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Einmal die Woche treffen sich die Nachwuchsredakteure in der Schule. 14 sind es inzwischen, sie planen die neue Ausgabe im Magazin-Format. Sie versuchen mit der Mischung aus Hintergrund, Nachrichten und Geschichte auch zu provozieren, sind jung frech und kritisch und haben dadurch erneut den Schülerzeitungspreis des Landes Brandenburg gewonnen. „der tornograph“, eine der besten Schülerzeitungen des Landes, wird am Evangelischen Gymnasium auf Hermannswerder herausgegeben. Ein Euro kosten die 40 Seiten, die vierteljährlich erscheinen. Gestern haben Anne Schmidt, Anna Klappenbach, Friedrich Schumann und Maximilian Wallstein stellvertretend für die Redaktion den 1. Preis übernommen und sind von der Jury für den Sonderpreis „Beste Recherche“ der Landesmedienanstalt Nordrhein-Westfalen nominiert worden.

Das Layout der Zeitung mache neugierig, sagte Landtagspräsident Gunter Fritsch in seiner Laudatio. Aber es überstrahle den Inhalt nicht. Vor allem die Herangehensweise hat dem Politiker imponiert. Die Redaktion arbeite nicht nur aus Sicht eines kritischen Chronisten, sondern nähere sich einem Thema von verschiedenen Seiten. Kein Zufall – das sei das Konzept, sagte Anne Schmidt. Ein Hauptthema, mehrere Beiträge und ein Kommentar. Sie gestaltet die Zeitung, gibt ihr ein Gesicht.

Ausgezeichnet worden ist die Ausgabe, in der sich die Schüler zur Aufarbeitung der DDR und mit der SED beschäftigten. Anlass dafür war unter anderem die Studie von Monika Deutz-Schröder und Klaus Schröder mit dem Titel „Das DDR-Bild von Schülern in Brandenburg“ aus dem Jahr 2007, die eklatante Wissenslücken der Schüler aufgezeigt hat. 20 Jahre nach dem Mauerfall haben die Schüler das Ereignis wieder zum Thema gemacht. Auch Anne Schmidt und Anna Klappenbach, die beide in die zwölfte Klasse gehen, haben mangelndes Wissen in der Schule festgestellt. Vor allem in den jüngeren Generationen gebe es kaum Kenntnisse über den Staat, der vor 20 Jahren zusammengebrochen ist. Woher sollten sie es auch wissen, fragten sie sich, wenn das Elternhaus es nicht mitgibt. In ihrer Schule sei die DDR erst in der elften Klasse Thema gewesen. Maximilian Wallstein kennt sich dennoch inzwischen damit aus, obwohl er erst in der neunten Klasse lernt. Das Gymnasium Hermannswerder, einst kirchliches Oberseminar und Rückzugsort für andernorts aus politischen Gründen aussortierte Schüler, war eine von vier Einrichtungen in der Landeshauptstadt, an der die Schröders forschten. Ihr Urteil nach der Studie: Die Geschichte der Schule sei ein Grund, warum sich Lehrer und Schüler hier besser mit der DDR und dem Unrechtssystem auseinandersetzen als an den anderen untersuchten Schulen. Das scheint diese Zeitungsausgabe zu beweisen.

„der tornograph“ hat sich den ersten Preis in der Kategorie Gymnasien/Gesamtschulen mit dem „Lenné-Überflieger“ der Lenné-Gesamtschule Potsdam geteilt. Beide bekommen je 500 Euro als Preisgeld. Die Lenné-Schüler sind mit ihrer Ausgabe für den Sonderpreis Medien mit Mut nominiert. Bei den jüngsten Schülern hat das „Einsteinchen“ von der Caputher Grundschule Albert Einstein den 1. Preis eingeheimst. Das spült 500 Euro Preisgeld in die Redaktionskasse. Und auch das „Tintenfass“ der Fontane-Oberschule gewann in der Kategorie Oberschulen und bekommt ebenfalls 500 Euro – ein beständiger Erfolg übrigens. Denn es sind alles Schülerzeitungen, die seit Jahren für die Preise nominiert sind und auch (fast) immer einen Preis gewinnen. jab

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