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Landeshauptstadt: Sie will doch nur helfen

Eine Potsdamerin möchte Flüchtlinge in ihrer Wohnung aufnehmen – aber so einfach ist das nicht

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Innenstadt - Steffi Metz versteht die Welt nicht mehr: „Ich will doch nur helfen – das können die mir doch nicht verweigern?“ Die 38-jährige Potsdamerin möchte ein Zimmer in ihrer Mietwohnung für Flüchtlinge zur Verfügung stellen. Von der Stadtverwaltung bekam sie grundsätzlich grünes Licht, erzählt sie den PNN. Ihr Vermieter machte ihr jetzt einen Strich durch die Rechnung: „Mit ausdrücklichem Bedauern kann Ihrem Wunsch auf Zustimmung zu einer Untervermietung nicht nachgekommen werden“, heißt es in dem Schreiben der Berliner Gewobag, das sie in dieser Woche erreichte. Eine Begründung für die Absage gab es nicht.

Solche Entscheidungen müssten grundsätzlich auch nicht begründet werden, sagte Gewobag-Sprecherin Gabriele Mittag auf PNN-Anfrage. Im Fall von Steffi Metz sei die Sachlage aber etwas komplizierter: Denn die Gewobag ist nicht die Eigentümerin der Wohnung, sondern verwaltet die Wohnung nur im Auftrag eines Privateigentümers. Und der wolle für seine Wohnungen grundsätzlich keine Untervermietungen. Das habe „ausschließlich mit eigentümer-gesellschaftsinternen Dingen zu tun“ und nichts damit, „welche Herkunft, welchen Status“ potenzielle Untermieter hätten, sagt Mittag. Die Gewobag-Sprecherin betont auch: „Auf die Entscheidung, ob in diesen verwalteten Wohnungen untervermietet wird oder nicht, haben wir keinen Einfluss.“

Für die Potsdamer Stadtverwaltung ist das Einverständnis des Eigentümers wiederum Voraussetzung dafür, dass ein Privatzimmer als Unterkunft für Flüchtlinge in Frage kommt, erklärte ein Stadtsprecher auf PNN-Anfrage. Sollte der Vermieter nicht zustimmen, „so ist dies für die Landeshauptstadt bindend“. Das Angebot könne dann „leider nicht weiter verfolgt werden“. Fälle von „erkennbarer Diskriminierung durch Wohnungseigentümer“ seien der Verwaltung bislang nicht bekannt geworden, sagte der Stadtsprecher.

Tatsächlich ist Steffi Metz nicht die einzige Potsdamerin, die Flüchtlinge in der Privatwohnung aufnehmen möchte. In den vergangenen Wochen seien der Stadt 50 derartige Angebote unterbreitet worden, sagte Stadtsprecher Stefan Schulz. 19 davon hätten aus verschiedenen Gründen abgelehnt werden müssen. In drei Fällen wohnten bereits Flüchtlinge in den privaten Zimmern. Wie berichtet muss Potsdam in diesem Jahr voraussichtlich insgesamt 2200 Flüchtlinge aufnehmen, die Stadt greift für Notunterkünfte mittlerweile auch auf Leichtbauhallen zurück. Angestrebt sei aber, dass Flüchtlinge nach einer Zeit der Orientierung in Wohnungen oder wohnungsähnlich mit privatem Rückzugsraum und der Möglichkeit zur Selbstversorgung untergebracht werden, so der Stadtsprecher.

Potsdamer, die Wohnraum für Flüchtlinge zur Verfügung stellen können, seien grundsätzlich willkommen und könnten sich bei Matthias Röhe vom Fachbereich Soziales und Gesundheit unter der Telefonnummer (0331) 289 24 48 melden. Der angebotene Wohnraum müsse dafür innerhalb der Stadtgrenzen Potsdams liegen. Außerdem müsse für die Flüchtlinge ein eigener, abgeschlossener Wohnraum zur Verfügung stehen – eine Unterbringung in einer Einzimmerwohnung sei also nicht möglich. Gebe es bereits einen konkreten Flüchtling, der einziehen soll, dann muss er auch einen Zuweisungsbescheid für Potsdam haben – und sich vorher beispielsweise in der Heinrich-Mann-Allee registriert haben. Und: Der Eigentümer der Wohnung muss der Untervermietung zustimmen. Sind die Kriterien erfüllt und findet sich ein Flüchtling, übernimmt die Stadt als Kosten der Unterkunft für eine Person maximal 380 Euro, für zwei Personen 494 Euro, für drei Personen 608 Euro.

Ums Geld geht es Steffi Metz aber gar nicht, wie sie betont: „Ich will einfach nur helfen.“ Die Chefin einer Kochschule verfolgt die Nachrichten über die Probleme bei der Unterbringung von Flüchtlingen mit Sorge: „Wir haben jetzt bald Winter – das Thema geht uns doch alle an!“ Bei ihr in der Wohnung habe sie Platz. Ihr älterer Sohn ist schon ausgezogen, mit ihrem jüngeren Sohn und dem Hund lebt sie auf 120 Quadratmetern in der Innenstadt: „Das Wohnzimmer benutzen wir kaum.“ Metz engagiert sich auch anderweitig humanitär. So fließe ein Teil ihres Umsatzes an die Hilfsorganisation „Ärzte ohne Grenzen“, berichtet sie: „Wo man helfen kann, hilft man halt.“

Die Potsdamerin will sich nun mit ihrem Anwalt zu weiteren möglichen Schritten in der Wohnungsfrage beraten.

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