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Universität Potsdam stellt Struktur- und Entwicklungsplanung vor. Neue Studienstrukturen sollen Hochschule attraktiver machen
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Ihr Ziel, in einigen Jahren unter die Top 20 der deutschen Hochschulen aufzusteigen, untermauert die Universität Potsdam nun mit zwei grundlegende Änderungen ihrer Studienstruktur. So stimme man sich nach Auskunft der Präsidentin Sabine Kunst derzeit an der Hochschule über einen Strukturwandel ab, der an zwei Stellschrauben Veränderungen vorsieht. Zum einen will die Universität es ermöglichen, vom Studienbeginn über den Master bis zur Promotion die Studienzeit auf sieben Jahre zu komprimieren. Zum anderen steht eine einjährige Einführungsphase verknüpft mit einem Mentorensystem zur Debatte.
Uni-Präsidentin Sabine Kunst hat ihre seit Januar laufende Amtszeit bereits dazu genutzt, einen umfassenden Struktur- und Entwicklungsplan für die Hochschule auszuarbeiten. Bis Mitte 2008 soll das Konzept von den Fakultäten diskutiert und weiterentwickelt werden. Nun erläuterte Präsidentin Kunst zusammen mit dem Vizepräsidenten für Lehre und Studium, Thomas Grünewald, erstmals Teile der Pläne in der Öffentlichkeit. Neben dem bereits bekannt gewordenem Ziel, mit den außeruniversitären Institute strategische Allianzen zu bilden (PNN berichteten), stehen vor allem auch Maßnahmen an, die das, auf die Abschlüsse Bachelor- und Master umgestellte, Studiensystem weiter entwickeln sollen.
Um die gegenwärtig sehr hohe Abbrecherquote unter den Studierenden zu senken (Geisteswissenschaften bis zu 80 Prozent, mit Studienortwechslern), möchte die Potsdamer Uni für Studienanfänger eine „strukturierte Studieneingangsphase“ schaffen. Unter der Obhut von Dozenten, den so genannten Mentoren, sollen die Studierenden in der ersten Studienzeit gestützt werden. Auch damit eine Reflektion stattfinde, ob das gewählte Studienfach das richtige ist. Grünewald erklärte zudem, dass man den Studierenden, die heute mit zum Teil sehr unterschiedlichen Voraussetzungen an die Hochschule kommen, eine gleiche Startposition verschaffen möchte. „Alle sollen von der Pole-Position aus ins eigentliche Fachstudium starten können“, sagte Grünewald. Wer allerdings sofort mit dem Studium beginnen wolle, könne auch diesen direkten Weg gehen.
Durch die Eingangsphase soll das Gesamtstudium allerdings nicht länger werden. Das Bachelor- soll mit dem Master studium so ineinander verschränkt werden, dass die bisher übliche Verteilung von drei Jahren Bachelor und zwei Jahren Master künftig in Potsdam vier Jahre Bachelor (mit Eingangsphase) sowie ein Jahr Master betragen werde. Studierende, die in der Zwischenzeit eine Promotion ins Auge gefasst haben, könnten damit dann schon in der Masterphase beginnen. „Wir schichten um“, erklärte Grünewald. Am Ende werde durch die neue Aufteilung Studium und Promotion innerhalb von sieben Jahren möglich.
„Mit einer solchen, klaren Studienstruktur will die Universität Potsdam auch attraktiver für Studienanfänger werden, die dann gezielt nach Potsdam kommen werden“, so Grünewald, der im April als hauptamtlicher Vizepräsident eingestellt worden war, um den Studienbetrieb an der Uni im Zuge des Bologna-Prozesses neu aufzustellen. Zurzeit gebe es einen Wettbewerb unter den Hochschulen, wer nach der Studienstrukturreform den besseren Weg gehe. So werde die Uni Potsdam zwar unter den ersten Hochschulen mit Einführungsphase sein. „Aber sie wird nicht die einzige bleiben“, so Grünewald. Die Sorge, dass die Hochschule mit einem solchen Vorhaben auf das Abstellgleis geraten könnte, sei unberechtigt. „Wir werden attraktiver.“ Die neue Studienstruktur könnte von 2009 an greifen, erklärte Grünewald.
Die Erfahrung habe gezeigt, dass sich neben den Studieninhalten Berufs- und Auslandserfahrungen sowie das Erlangen von Schlüsselkompetenzen in drei Jahren Bachelorstudium nur schwerlich unterbringen lassen. „Das lässt sich in vier Jahren besser machen“, erläuterte Grünewald. Auch müsse das Studium stärker strukturiert werden, wenn man nicht einige Tausend sondern mehrere Zehntausend Studierende ordentlich ausbilden möchte. Erste Erfolge habe das Bachelorsystem bereits gezeigt, die Abbrecherquote sei auf 30 bis 40 Prozent gesunken.
Die Mentoren, die in der Einführungsphase den Erstsemestern an die Seite gestellt werden, sollen aus dem Pool der Dozenten stammen. Die Betreuung gehöre künftig zu den dienstlichen Aufgaben der Hochschullehrer. Die Universität habe bereits mit dem Aufbau des Mentorensystems begonnen und dafür Mittel aus dem neuen Hochschulpakt von Bund und Ländern genutzt, sagte Grünewald. Derzeit komme ein Mentor auf drei Studenten.
Präsidentin Kunst widersprach auch Befürchtungen, dass durch die intensive Diskussion des Fächerkanons der Potsdamer Uni einige Fächer auf der Strecke bleiben könnten. „Der Fächerkanon wurde von den Fakultäten grundlegend bestätigt, es wir nicht zum Abschneiden ganzer Fächer oder einer totalen Umorientierung kommen,“ sagte Kunst. Über die weitere Entwicklung der Profilbereiche soll am 6. Dezember an der Uni gesprochen werden. Fest steht bislang zumindest, dass neue, so genannte Exzellenzbereiche etabliert werden sollen, die über den Profilbereichen stehen. Denkbar dafür seien Felder wie die Kognitionswissenschaften, in dem Potsdam weltweit führend sei.
Dass die Uni zum aktuellen Wintersemester mit 4000 neuen Studierenden rund 1000 mehr als im Vorjahr aufgenommen hat, markiere eine Obergrenze. 18 789 Studierende sind derzeit an der Uni eingeschrieben. „Damit sind wir voll“, so Kunst. Zwar profitiere man stark von der Nähe zu Berlin. Doch habe die Potsdamer Universität mittlerweile klare Alleinstellungsmerkmale entwickelt – etwa die Geo- und Ernährungswissenschaften sowie die Europäischen Medienwissenschaften. Dafür würden Studierende nun gezielt an die Havel kommen.
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