Sport: Siegen für die Galerie
Die Füchse Berlin wollen ins Finalturnier des DHB-Pokals – dafür müssen sie heute Lemgo schlagen
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Berlin - Ein wenig Platz haben sie vorsorglich noch übrig gelassen an den Wänden in ihrer neuen Heimstätte. Seit der Eröffnung des Vereinszentrums „Füchsetown“ im Sommer 2013 säumen Großaufnahmen die Hallenflure in Hohenschönhausen, sie zeigen Großereignisse aus der jüngeren Vereinsgeschichte des Berliner Handball-Bundesligisten: den Einzug ins Halbfinale der Champions League, den Sieg gegen Barcelona in der ausverkauften Arena am Ostbahnhof und die zahlreichen Erfolge der Nachwuchsteams. Alles schön und gut. Andererseits hätten die Verantwortlichen sicher nichts dagegen, wenn sich bald noch ein paar neue Motive dazugesellen würden.
Am Mittwoch haben die Füchse Berlin die Gelegenheit, die Galerie zu erweitern. Im Heimspiel gegen den TBV Lemgo (20.15 Uhr, Schmeling-Halle, live bei Sport1) können sie sich erstmalig für das Finalturnier um den Pokal des Deutschen Handball-Bundes qualifizieren, das am 12. und 13. April in Hamburg stattfindet. „Mit unseren vielen Verletzten sind wir zwar in einer schwierigen Situation, die wir in dieser Form auch noch nicht erlebt haben“, sagt Manager Bob Hanning, „aber für dieses Spiel müssen noch einmal alle an ihre Grenzen gehen, da müssen wir gewinnen – egal wie.“ Die Aussichten sind in vielerlei Hinsicht verlockend.
Wenngleich die Mannschaft im vergangenen Jahr personell stark verändert wurde, haben die Übriggebliebenen die Bilder von der bisher einzigen Teilnahme des Klubs an einem Finalturnier im Hinterkopf gespeichert. Im Juni 2013 scheiterten die Füchse beim Final Four in Köln zwar im Halbfinale am späteren Champions-League-Sieger THW Kiel, „trotzdem war das ein ganz besonderes Erlebnis“, sagt Hanning: „Für solche Turniere lohnt es sich, alle Kräfte zu mobilisieren.“ Zumal die Chancen in Hamburg bei einem Sieg im Viertelfinale so groß wären wie seit langem nicht mehr. Mit Kiel und dem HSV Hamburg sind die Seriensieger der vergangenen acht Jahre bereits ausgeschieden. Zuletzt waren die Füchse im Pokal noch selbst regelmäßig am THW gescheitert, in dieser Spielzeit wurden ihnen dagegen durchweg lösbare Aufgaben zugelost. „Da ist der Losfee ausnahmsweise ein gravierender Fehler unterlaufen“, sagt Hanning im Scherz, „diesen Umstand wollen wir nutzen.“
Der Manager hat nämlich längst das ganz große Bild im Kopf. Mit einem Erfolg am Mittwoch können sich die Füchse die Chance bewahren, binnen weniger Wochen gleich zwei Finalturniere zu spielen. Neben jenem von Hamburg und dem Minimalziel fünfter Tabellenplatz in der Bundesliga steht in dieser Saison vor allem eine Mission auf der Agenda: die Teilnahme am Finalturnier um den EHF-Pokal, das am Wochenende 17. und 18. Mai in der heimischen Schmeling-Halle ausgetragen wird. Nach zwei Siegen zum Auftakt und einem Remis beim rumänischen Vertreter Constanta am Sonntag hat der Gruppenerste aus Berlin den Jahresplan bislang erfüllt. „Ich bin deshalb auch gar nicht böse, dass wir vermeintlich leichte Bundesliga-Spiele wie das in Minden verloren haben“, sagt Hanning, „man muss immer die Gesamtsituation sehen.“
Die ist zumindest für Trainer Dagur Sigurdsson kompliziert. Nach dem Europapokalspiel kehrte die Mannschaft am Montag nach Berlin zurück, eine Vorbereitung auf Lemgo war kaum möglich. Mit Sven-Sören Christophersen, Pavel Horak und Paul Drux fehlen ihm sämtliche Kräfte für die Position im linken Rückraum. „Da müssen wir jetzt durch“, sagt Hanning, „bis April sollten dann alle wieder fit sein.“ Der freie Platz in der Vereinsgalerie soll schließlich gefüllt werden. Christoph Dach
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