
© Manfred Thomas
Homepage: Smartphone statt Bürgeramt
Fünf Potsdamer HPI-Studenten wurden für ihre Idee „bePart“ von der EU ausgezeichnet
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Stellen sie sich vor, sie treten eines Morgens aus ihrer Haustür und sehen, dass 30 Meter entfernt eine Baustelle entstanden ist, bei der ein Teil der Straße aufgerissen wird. Ein Schild, warum das passiert, gibt es nicht. Wie findet man nun heraus, was sich hinter dem Bauvorhaben verbirgt? Diese Frage stellten sich auch fünf Studenten des Potsdamer Hasso-Plattner-Instituts (HPI). Die Lösung: Ein Smartphone-App namens „bePart“, das für bessere Bürgerbeteiligung bei Stadtplanungsprozessen und Infrastrukturprojekten sorgen soll.
Für diese Idee erhielten Martin Büttner, Jonas Gebhardt, Lukas Niemeier, Jannik Streek und Nicholas Wittstruck den ersten Preis im Wettbewerb „Open Data Challenge“ der Open Knowledge Foundation. Überreicht wurde der mit 2000 Euro dotierte Preis im Sommer in Brüssel von der EU-Kommissarin Neelie Kroes im Rahmen der ersten Digital Agenda Assembly der Europäischen Union. Mit seiner Idee hatte das Potsdamer Team bereits den „Apps4Berlin“-Wettbewerb des Berliner Senats gewonnen.
Doch wie funktioniert „bePart“? Bleiben wir beim Beispiel der Baustelle vor der Haustür: „Dann holt man einfach sein Smartphone raus“, erklärt Lukas (23). „Die Standorterkennung findet heraus, wo man sich gerade aufhält und zeigt an, was es in der Umgebung gibt.“ Ähnlich wie bei google maps erscheint dann eine Karte, auf der im Falle eines Bauprojektes ein blauer Punkt erscheint. Klickt man auf den Punkt, erscheint eine übersichtliche Zusammenfassung der Projektdaten, etwa der bisherige Kostenstand oder eine Chronologie der Projekthistorie, bei der alle Beschlüsse, Fortschritte oder eventuelle Proteste festgehalten werden. Auch alle wichtigen Unterlagen, wie etwa das Planfeststellungsverfahren sollen von dort aus abgerufen werden können. Wenn in naher Zukunft ein wichtiger Termin zum Projekt ansteht, wird dies ebenfalls angezeigt, zum Beispiel: „Übernächste Woche findet ein Bürgerforum statt, bei dem es um Grundstücksaufkäufe geht.“
Die Idee hatten die fünf Informatikstudenten schon vor dem Wettbewerb. Auslöser dafür waren die Proteste gegen Stuttgart 21, die ja unter anderem dadurch gekennzeichnet waren, dass die Bürger auf viele wesentliche Informationen zum Bahnhofsbau nicht zugreifen konnten. „Es geht um Daten, die zwar längst vorhanden, aber schwer zu erreichen sind“, sagt Jonas (22). „Wir sind dann einfach von uns ausgegangen, und haben überlegt: Wie geht das? Wie kommt man an solche Daten?“, erklärt Jannik (23).
Das Problematische besteht nach den Worten der Potsdamer Studenten darin, dass derartige Informationen, die die Öffentlichkeit betreffen, eigentlich jedem Bürger zugänglich sein müssten. Aber die Realität sieht anders aus: „Es ist sehr schwierig, an solche Daten ranzukommen“, sagt Lukas. „Wir haben einfach mal versucht, den Bebauungsplan vom Campus Griebnitzsee zu finden. Nach 30 Minuten Internetsuche fanden wir dazu auf www.potsdam.de eine große Seite mit etlichen unkommentierten PDF’s, wo die Information irgendwo sein musste. Wir sind dann zum Bürgeramt gegangen und haben direkt danach gefragt. Zuerst konnte man uns da auch nicht helfen. Man sagte uns, wir wären die ersten, die danach fragen würden.“ Auch in Berlin machten die Studenten Feldversuche dieser Art. Ergebnis: Die Suche gestaltete sich sehr langwierig, da die Daten auf verschiedenste Institutionen verteilt sind. „Es gibt einfach nicht die zentrale Stelle dafür“, meint Lukas.
Das App „bePart“ soll auch eine Feedback-Funktion enthalten, bei dem Bürger per Internet ihre Meinung zu einem Projekt kundtun können, so dass die Politik ein Stimmungsbild der Bevölkerung erhält. „Wir wissen nicht, ob dieses App etwas revolutioniert“, dämpft Lukas die Erwartungen. „Wir wollen nur der jungen Generation einen zeitgemäßen Zugang zu politischen Prozessen geben.“ Eine weitere Funktion von „bePart“ besteht darin, eigene Vorschläge einzubringen, was in der Umgebung vielleicht verbessert werden könnte. Wenn man beispielsweise sieht, dass eine Straße viele Schlaglöcher hat, kann man durch das App die Verwaltung darauf aufmerksam machen. Etwas Ähnliches gibt es bereits in Brandenburg: Der Internetdienst „Maerker“.
Momentan seien sie in der Phase der Konkretisierung, verraten die Potsdamer Studenten: Für das iPhone gebe es bereits einen Prototyp des Programms. „Wir sind schon mit der Politik in Berlin und Brandenburg in Verbindung getreten“, sagt Lukas.
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