Etwas HELLA: So leuchtet ihr mir nicht heim
Da will mir wohl einer Licht ans Fahrrad machen oder was? Ich dachte schon, das ist ein Aprilscherz – selbstleuchtende Radwege und kostenloses Straßenbahnfahren bei zu schlechten Luftwerten.
Stand:
Da will mir wohl einer Licht ans Fahrrad machen oder was? Ich dachte schon, das ist ein Aprilscherz – selbstleuchtende Radwege und kostenloses Straßenbahnfahren bei zu schlechten Luftwerten. Doch selbst bei genauer und gut beleuchteter Prüfung stellte sich das Datum als nicht aprilscherzträchtig heraus. Die Nachricht wurde am 30. März vermeldet, allerdings mit der nicht ganz unbedeutenden Einschränkung, dass das alles nur Vorschläge seien, um Potsdam vor dicker Luft zu bewahren und die Sicherheit der Radfahrer zu erhöhen. Da aber der fluoreszierende Splitt kein Scherz ist, sondern auf einer Teststrecke in Polen schon ausprobiert wird – tagsüber nimmt er Licht auf und gibt es nachts bläulich leuchtend ab –, hat er mich bis in meine Träume verfolgt. Ich sah mich schon auf nächtlichem Radweg einsam inmitten von sonnenhellen Steinchen wie in einer Blumenwiese picknicken, denn der Splitt hatte zwar meinen Pfad freundlich erleuchtet, dafür aber die Bereifung in Mitleidenschaft gezogen und mir einen Platten beschert. Zum Glück hatte ich genug Essen und Trinken dabei, sodass ich auf die erste Straßenbahn am Morgen warten konnte, die mich dann kostenlos mitnahm, obwohl die Luft rein war wie eine frische Meeresbrise. Aufgeschreckt aus diesem Traum, kämpfe ich nun vehement gegen Splitt auf Radwegen, egal ob er fluoresziert oder nur wochenlang nicht von der Stadtreinigung weggefegt wird. Und ich schwöre, dass mein Antisplittkampf auch kein Aprilscherz ist.
Es gibt sicher in Potsdam Radwege, die schlecht beleuchtet – und nur sehr sporadisch gereinigt – eine Herausforderung für den Radler in dunkler Stunde sind. Aber das sind wirklich Ausnahmen, denn selbst der Fußweg zwischen Heinrich-Mann-Allee und Drevesstraße ist so gut erhellt, dass man da nachts in aller Ruhe seine Zeitung lesen kann. Es stört keiner, weil nächtens kaum jemand jemals diesen Weg benutzt, weder Fahrradfahrer noch konkurrierende Zeitungsleser. Vielleicht sollte man es da mit dem energiesparenden Leuchtsplitt versuchen.
Nun haben sich Radfahrer ja oft schon mit mittleren Scheinwerfern bewaffnet, die natürlich der eigenen Bereifung nicht schaden, dafür aber entgegenkommende Radler erheblich blenden. Wie wäre es denn mit einer ganz anderen Erfindung, nämlich mit einer Abblendblende am Fahrradlicht? Man könnte natürlich auch die Lampe etwas schräger nach unten einstellen, sodass sie nur den unmittelbaren Vorraum des Vorderrades beleuchtet. Aber ob das dann noch volle Sicht ganz ohne Leuchtsplitt garantiert? Da kann man doch froh sein, dass es in Zukunft weiter so viele attraktive gut beleuchtete Baustellen gibt. Die laden zum Slalomfahren ein und erfreuen deshalb nicht nur den Radfahrer. Aber diesen – rechts die Baustellenabgrenzung und links die Tramschiene – ganz besonders.
Unsere Autorin ist langjährige Redakteurin und jetzt freie Mitarbeiterin der PNN. Sie lebt in Potsdam
- showPaywall:
- false
- isSubscriber:
- false
- isPaid: