Landeshauptstadt: Solarpark statt „Chinese World“
Überraschende Planungsänderung für Friedrichspark bei Marquardt / Strom für 5000 Haushalte
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Im Friedrichspark zwischen Marquardt, Satzkorn und Uetz-Paaren soll auf 60 Hektar eine 30-Megawatt-Solaranlage gebaut werden. Diese überraschende Kursänderung der Eigentümerin, der Friedrichspark GmbH und Co. KG, kündigte Stadtplanungschef Andreas Goetzmann am Dienstagabend im Bauausschuss an. Denn: Die neuen Pläne beerdigen zugleich die lange gehegten Träume von einem chinesischen Handelszentrum mit bis zu 1500 Arbeitsplätzen an gleicher Stelle. Zumindest gilt das für die nächsten 20 Jahre, so lange soll die Photovoltaik-Anlagen maximal stehen dürfen.
Doch das Vorhaben steht unter enormem Zeitdruck. Weil die Bundesregierung ihre Förderung für Solarenergie deutlich zurückfahren will, muss die erforderliche Änderung des Bebauungsplans mit in Potsdam bislang beispielloser Eile durch die Gremien gepeitscht werden. Auf die üblichen, fachlichen Diskussionen in den Ausschüssen müssen die Stadtverordneten diesmal verzichten. Über alle Planungsschritte, inklusive etwaiger Einwände im Zuge der öffentlichen Auslegung des B-Plans, sollen die Stadtverordneten zwar unverzüglich informiert werden, müssen dann aber auch gleich ihre Zustimmung geben, andernfalls lässt sich der Zeitplan nicht einhalten. Nach Angaben von CDU-Kreischefin Katherina Reiche, parlamentarische Staatssekretärin im Bundesumweltministerium, plant die Bundesregierung, die Förderung von Solarstrom um zwölf Prozent zu reduzieren. Ein Kabinettsbeschluss steht jedoch noch aus. Sollten die Pläne umgesetzt werden, muss die Anlage im Friedrichspark bis Ende Juni genehmigt, gebaut und ans Netz gegangen sein, um noch in den Genuss der vollen Förderung zu kommen.
Weder im Bau- noch im Hauptausschuss gab es Widerstand gegen das Schnellverfahren. So freundete man sich im Bauausschuss aus zweierlei Gründen schnell mit dem Vorhaben an. So prophezeite Christian Seidel (SPD) unter ökologischen Aspekten einen „Imagegewinn“ für die Stadt. Die Anlage kann laut Goetzmann 5000 Haushalte mit Strom versorgen. Zudem werde das drohende Gespenst großflächigen Einzelhandels verhindert, lobte Harald Kümmel (SPD). Dass man der „Chinese World“ für 20 Jahre einen Riegel vorschieben könne, freute auch Baudezernent Matthias Klipp (Bündnis ’90/Grüne). Gegen dieses Vorhaben, sagte er gestern im Hauptausschuss, nähmen sich „Stern-Center und Bahnhofspassagen zusammen aus wie kleinteiliger Einzelhandel“.
Friedrichspark-Projektentwickler Detlef Kaminski wollte sich gestern auf PNN-Anfrage wegen der vielen „Unwägbarkeiten“ nicht zu dem Thema äußern. Goetzmann nannte die „geänderte Wirtschaftslage“ als Grund. Eine 80 Hektar große Solaranlage ist, wie berichtet, auch in Werder (Havel) geplant. P. Straube
P. Straube
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