PRO & Contra: Soll der Bürgerbahnhof erhalten bleiben?
PRO & Contra Wenn die Deutsche Bahn auf ihrem eigenen Grund einen belanglosen Schuppen abreißen will, dann ist das allerhöchstens Gegenstand für einen Briefwechsel von unteren Bahnebenen zu unteren Baubehörden. Oder es wird einfach so ein Bagger herbeitelefoniert und der entfernt dann das Überbleibsel.
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PRO & Contra Wenn die Deutsche Bahn auf ihrem eigenen Grund einen belanglosen Schuppen abreißen will, dann ist das allerhöchstens Gegenstand für einen Briefwechsel von unteren Bahnebenen zu unteren Baubehörden. Oder es wird einfach so ein Bagger herbeitelefoniert und der entfernt dann das Überbleibsel. Im Fall der Potsdamer Bürgerbahnhofs scheint sich die Sache doch etwas anders zu verhalten. Immerhin soll sich Bahnchef Hartmut Mehdorn persönlich in Briefen an Brandenburgs Ministerpräsident Matthias Platzeck und Potsdams Oberbürgermeister Jann Jakobs für den Abriss der 1868 bis 1869 erbauten Fachwerkbaus eingesetzt haben. Durch den Vorgang auf höchster Ebene verrät der Antragsteller die eigenen Skrupel, die er gegenüber seinem Vorhaben hegt. Diese Vorbehalte gilt es zu stärken, ist doch der Bürgerbahnhof das Pendant zum Kaiserbahnhof, beide gehören zusammen, sind Teil eines Ganzen. Es ist ein Zeugnis von abgrundtiefer Unkenntnis, mit der Planierraupe im Weltkulturerbe eine Platzneugestaltung vornehmen zu wollen. Bauliche Integration des Alten durch neue Ideen, das ist die einzig mögliche Devise. Die Wertschätzung, die sich die Bahn durch die Nutzung des Kaiserbahnhofs bei den Potsdamern verdient, würde sie durch den Abriss wieder verspielen. Und mehr als das. Guido Berg Die Floskel sei erlaubt: Bedarf und Nutzen eines Hauses ändern sich im Laufe der Jahre. Bahnchef Hartmut Mehdorn will den früheren Bürgerbahnhof am heutigen Bahnhof Sanssouci abreißen lassen, die Denkmalschützer plädieren dagegen. Grund: Die Bausubstanz sei gut. Potsdams Liste denkmalgeschützter Häuser umfasst mehr als 50 DIN-A4-Seiten – zu Recht. Aber es kann nicht allein die Tatsache, dass ein altes Haus gut erhalten ist und Landschaftsgärtner Lenné daneben einst ein Blümchen gepflanzt hat Grund genug dafür sein, es nicht abreißen zu dürfen. Der Bahnhof für das einfache Volk, das den Kaiserbahnhof nicht zu benutzen hatte – das wäre übrigens auch nach Eröffnung der Bahnakademie so –, ist weder von herausragender Architektur noch von besonderem Nutzen. Das Gesamtensemble des Platzes muss als Grundlage für Erhalt oder Abriss gelten, und der Bürgerbahnhof ist seit Jahren ein dunkler Schatten des Kaiserbahnhofs. Er steht im märkischen Sand wie ein Apfelbaum auf einer Birnenplantage: Der Bahnhof Sanssouci hat nicht mehr die Bedeutung wie vor 100 Jahren, die Lage ist dezentral und selbst die hohe Bahntrasse gab es beim Bau des flachen Hauses nicht. Es sollte daher abgerissen und die Ziegel für einen kleinen, dem Bedarf angemessenen Pavillon im neuen Grün des Vorplatzes verwendet werden. Jan Brunzlow
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