PRO & Contra: Soll die Schlössernacht mehr als einmal im Jahr stattfinden?
PRO & Contra Es dauerte am Montag nur knapp drei Stunden, dann waren die 32 000 Karten für die Schlössernacht 2005 fast restlos ausverkauft. Was die Veranstalter und die Schlösserstiftung mit Freude erfüllen wird, ist für all jene, die gern noch Tickets ergattert hätten, ein Ärgernis.
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PRO & Contra Es dauerte am Montag nur knapp drei Stunden, dann waren die 32 000 Karten für die Schlössernacht 2005 fast restlos ausverkauft. Was die Veranstalter und die Schlösserstiftung mit Freude erfüllen wird, ist für all jene, die gern noch Tickets ergattert hätten, ein Ärgernis. Aber nicht nur deshalb sollten die Stiftung und die Organisatoren sich für eine Zusatz-Schlössernacht entscheiden. Denn die Zeiten, in denen es für die Macher des Kulturspektakels ratsam war, sich rar zu machen, sind vorbei. Die Veranstaltung hat sich etabliert. Nachfrage muss nicht mehr durch Exklusivität erzeugt werden. Natürlich sollte es weiterhin eine Beschränkung der Besucherzahl geben – schon allein zum Schutz des Kulturerbes. Allerdings darf dabei das Potenzial der Schlössernacht, das immer wieder prophezeit wurde, nicht vernachlässigt werden. Die Schlösserstiftung könnte mit einer zweiten Park-Nacht mehr Geld in ihre Kassen spülen, die Veranstalter bräuchten sich vor einer Pleite, wie sie ihr Vorgänger erlebte, nicht zu fürchten. Nicht, wenn der Andrang derartig enorm ist. Der Aufwand, den Park Sanssouci abzusichern, die Scheinwerfer zu installieren, das Kulturprogramm zu organisieren, ist zwar groß. Aber ist es nicht auch finanziell sinnvoller, wenn man diesen Aufwand für zwei statt einen Abend betreibt? Zudem würde von einer zweiten Schlössernacht die ganze Stadt erheblich profitieren: Die Hotellerie und Gastronomie könnte doppelt so viele Gäste begrüßen, der Handel doppelt viele potenzielle Käufer. Und im Doppelpack kann die Schlössernacht tatsächlich wie gewünscht europäische Bedeutung bekommen. Wird diese Chance nicht beim Schopfe gepackt, es würde an Fahrlässigkeit grenzen. S. Schicketanz Die Schlössernacht ist kein Konzert von Phil Collins oder Robbie Williams! Die können, wenn die Massen mit ihren Abenden nichts Besseres anzufangen wissen, einfach bei Überbuchung ein Zusatzkonzert veranstalten. Die Stimme wird“s schon mitmachen. Aber eine Schlössernacht Klappe die Zweite? Nein. Es ist ja der Reiz der Einmaligkeit und des Besonderen, der den zauberhaften Abend im Potsdamer Weltkulturerbe so unnachahmlich macht. Was wird es erst werden, wenn es heißt „Gehs“ Du zur Schlössernacht Nr.1 oder Nr.2?“ Antwort: „Ach, bei Nr.1 ist soviel Gedränge, ich geh“ zu Nr.2.“ Da der Mensch ein Herdentier und dazu opportunistisch ist, werden wir uns dann wohl alle bei Nr.2 wiedersehen. Wahrscheinlich wollen alle aber schlauer sein als alle anderen und versuchen es doch bei Nr.1. Was ist eigentlich, wenn es bei Nr.2 regnet und bei Nr. 1 nicht? Kriegen dann die Nr.1-Geher ihr Geld zurück? Nein, nein, die Schlössernacht ist unteilbar, gerade darin liegt ihre Faszination, auch darin ist der Grund für den enormen Andrang zu sehen. Wie war das, als Christo und Jeanne-Claude den Berliner Reichstag verhüllten – kamen da so viele Leute hin, weil alle wussten, dass er ab 1995 nur noch verhüllt und niemals wieder anders zu sehen sein wird? Nein, sie kamen aus aller Welt, weil es eine zeitlich begrenzte Sache ist, die man für immer und ewig verpasst hat, wenn man nicht da war. Eine verpasste Schlössernacht bietet doch schon jetzt einen gewaltigen Trost – Warte nur ein Jahr, stell“ Dich rechtzeitig an und dann ist es wieder soweit. Eine zweite Schlössernacht im Jahr ist so überflüssig wie ein Konzert von Phil Collins oder Robbie Williams. Pardon an alle, die jetzt sauer sind.Guido Berg
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