PRO & Contra: Sollte es eine zentrale Feier zur Ehrung des 20. Juli geben?
PRO & Contra Potsdam ist ein Zentrum des Widerstands vom 20. Juli 1944.
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PRO & Contra Potsdam ist ein Zentrum des Widerstands vom 20. Juli 1944. 29 Orte gibt es in der Stadt, die sich mit dem fehlgeschlagenen Attentat auf Hitler verbinden. Häuser und Straßen, in denen Geschichte geschrieben wurde. Auch Familien und Nachfahren derer, die sich vor 61 Jahren gegen den Nationalsozialismus wandten, sind der Stadt verbunden. Deshalb sollte es auch ein offizielles Gedenken geben. Denn so sehr die Ereignisse des 20. Juli eine differenzierte Auseinandersetzung verlangen, so einte die Offiziere doch eines: Sie wollten das NS-Regime beenden, der Welt zeigen, dass der deutsche Widerstand den großen Schlag gewagt hatte. Dies darf Grund genug sein, auch für sie einen Kranz niederzulegen. Einzelne Personen der Zeitgeschichte zu würdigen, ihre Beweggründe und Schicksale in Erinnerung zu rufen, kann und sollte weiter Ansinnen und Aufgabe derer sein, die sich schon jetzt in Potsdam für ein Gedenken des Widerstands vom 20. Juli engagieren. Eine Feierlichkeit von offizieller Seite jedoch muss nicht allein symbolischen Charakter haben. Sie kann auch jene Menschen an den 20. Juli 1944 erinnern, die sich sonst wenig damit beschäftigen würden – in einem Land, in dem rechtsextremes Gedankengut sich wieder verbreitet, ist jede mahnende Erinnerung wichtig. Und jede Auseinandersetzung mit jenen, die das dunkelste Kapitel der deutschen Geschichte erlebten – auf Seiten der Opfer, der Widerständler, auch der Täter. Die späteren Generationen müssen verstehen, um zu verhindern. Sabine Schicketanz Zweifellos waren die Beteiligten am Widerstand des 20. Juli Helden. Sie brachen den Fahneneid, setzten ihr Leben ein, um dem von Deutschland entfachten Weltkrieg ein Ende zu bereiten. Diesen Menschen zu gedenken, ist eine Pflicht – damit sich so etwas nicht wiederholen kann. Potsdam hat die Offiziere des 20. Juli bei entsprechendem Anlass auch schon mit zentralen Feierlichkeiten geehrt. Daraus eine jährliche Pflichtveranstaltung zu machen wäre legitim, muss aber nicht sein. Dafür gibt es zwei Gründe: 1. Auch wenn der Sturz Hitlers das gemeinsame Ziel des Widerstandes war und der Mut der Beteiligten nicht hoch genug gewürdigt werden kann – ihre Lebensgeschichten, ihre Motive waren sehr unterschiedlich, sind daher auch differenziert zu bewerten. Anstatt eine zentrale Feier auszurichten, sollte vielmehr die Auseinandersetzung mit den Ereignissen von damals gepflegt werden. Durch eine differenzierte Betrachtung kann nämlich die eigentliche Lebensleistung der Offiziere des Widerstandes viel besser gewürdigt und im Bezug auf die Gegenwart eingeordnet werden. 2. Am Widerstand gegen Hitler waren noch viele andere beteiligt, die, wie die Offiziere des 20. Juli, zum Opfer wurden: Intellektuelle, Geistliche, Sozialdemokraten, Kommunisten, einfache Bürger. Es wäre ungerecht, eine Gruppe des Widerstandes dauerhaft herauszuheben. Wichtig ist doch, dass all derer gedacht wird, die sich gegen den Faschismus wandten. Das geschieht in Potsdam in vielfältiger Form – und ist eine Einladung an jeden. Michael Erbach
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