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Wetter: Sommer satt

Im Süden Brandenburgs wurden am Montag 38,8 Grad Celsius gemessen, in Potsdam waren es 34 Grad. Vor allem die Betreiber von Freibädern sind auf ihre Kosten gekommen – und die Stadtverwaltung

Stand:

Hoch „Achim“ hat die Region voll im Griff. Nach dem bislang heißesten Wochenende des Jahres stiegen auch am Montag die Temperaturen in Berlin und Brandenburg wieder deutlich über 30 Grad. In Potsdam etwa kletterte das Quecksilber am Nachmittag auf 34 Grad Celsius, im Süden Brandenburgs wurde sogar die 38-Grad-Marke gerissen. In Guteborn in der Lausitz wurden laut dem Wetterdienst Meteomedia um 16 Uhr 38,8 Grad gemessen. In Göllheim in Rheinland-Pfalz, dem angeblich heißesten Ort Deutschlands, sollen es 39,2 Grad gewesen sein. Laut Linda Jäckel vom Deutschen Wetterdienst in Potsdam hat zumindest Brandenburgs Landeshauptstadt damit ihren vorerst heißesten Tag hinter sich. „Am heutigen Dienstag werden es wohl rund 28 Grad und am Mittwoch nur noch 26 Grad“, sagte Jäckel den PNN. Für die Kreise Spree-Neiße, Oberspreewald-Lausitz, Elbe-Elster und die Stadt Cottbus wurde am Montag bereits die höchste Waldbrandstufe vier ausgerufen.

KNÖLLCHENHAGEL IN POTSDAM

In Potsdam dürfte die Hitzewelle bislang vor allem den Schülern, Freibad-Betreibern und der Stadtverwaltung Freude gemacht haben. Für ältere und kranke Menschen bedeutete sie indes eine Belastung. Angaben des Landesumweltamtes zufolge wies Potsdam am Montag mit 231 Mikrogramm pro Kubikmeter den landesweit höchsten Ozonwert auf. An den restlichen Messstellen des Landes lagen die Werte zwischen 100 und 200 Mikrogramm, hieß es. Bereits am Wochenende hatten die hohen Temperaturen einigen Potsdamern arg zugesetzt. Es seien „überdurchschnittlich viele“ Personen mit Kreislaufproblemen und in einem Fall sogar mit einem Hitzeschlag eingeliefert worden, hieß es am Montag aus der Rettungsstelle des Ernst-von-Bergmann-Klinikums. Bei den Patienten habe es sich überwiegend um Senioren gehandelt. Die Feuerwehr hingegen verzeichnete eigenen Angaben zufolge nur eine leichte Zunahmen von hitzebedingten Einsätzen.

Eine Premiere feierten dagegen einige Schüler des Humboldt-Gymnasiums. Das erste Mal im laufenden Jahr bekamen sie hitzefrei. Freuen durften sich allerdings nur die Jüngeren. Sie konnten um 12 Uhr nach Hause verschwinden, währen ihre älteren Schulkameraden weiterbüffeln mussten. Wegen mehrerer Kooperationen mit anderen Einrichtungen könne man leider für die Sekundarstufe II keinen verkürzten Unterricht anbieten, sagte Schulleiter Dieter Rauchfuß. Ob der Schulunterricht wegen Hitze ausfällt oder nicht, liegt im Land Brandenburg in der Entscheidung der jeweiligen Schulleitung. Allerdings soll laut brandenburgischem Bildungsministerium die Lufttemperatur in Unterrichtsräumen nicht dauerhaft über 22 Grad liegen. Für Sporthallen, Flure, Treppenhäuser und Toilettenanlagen beträgt der Richtwert 18 Grad Celsius. Werden um 10 Uhr 25 Grad Celsius Außentemperatur im Schatten oder um 11 Uhr im Gebäude 25 Grad Celsius gemessen, soll zudem möglichst nicht länger als bis 12 Uhr unterrichtet werden.

Wer allerdings die Schul- gegen die Badesachen tauschte, musste etwas mehr Geduld als sonst mitbringen. Bereits am Wochenende herrschte in den Freibädern der Stadt Hochbetrieb, es bildeten sich teils lange Schlangen an den Kassen. Das Strandbad Babelsberg etwa zählte nach eigenen Angaben am Sonntag 1800 Besucher. An einem durchschnittlichen Sommertag kämen sonst rund 1000 Gäste, teilte die Bäderlandschaft Potsdam GmbH mit. Die einen oder anderen suchten sich deshalb ein Plätzchen am Ufer des Heiligen Sees – allerdings auf der Seite des Neuen Gartens. Dies sei allerdings an den meisten Stellen verboten, werde aber vom Ordnungsamt geduldet, teilte die Stiftung Preußische Schlösser und Gärten mit.

Nicht geduldet hatten die Ordnungsamtsmitarbeiter am Wochenende die Falschparker. Allein im Umfeld des Waldbads Templin verteilte die Stadt am Sonntag 280 Knöllchen. Wütende Protestschreiben der Parksünder beantwortete die Verwaltung mit dem Verweis auf die Verkehrsregeln und auf die Beeinträchtigungen für die Anwohner.

Der Kunst konnte die Hitze am Montag nichts anhaben. Zumindest für die Friederisiko-Ausstellung gebe es keinen Grund, den Notstand auszurufen, versicherte Ulrich Henze von der Schlösserstiftung. „Die Austellungsstücke in der Friederisiko-Austellung sind gegen Hitze optimal geschützt.“ Auch auf die Besucherzahlen hätten die hohen Temperaturen keine Auswirkung. „Die Ausstellung und die Parks sind nach wie vor gut besucht“, so Henze. Ebenso sei es bislang nicht nötig gewesen, besondere Bewässerungsmaßnahmen für die Parkanlagen zu treffen. „Es ist eben Sommer, da muss man mit diesen Temperaturen rechnen“, kommentierte der Stiftungssprecher.

POTSDAM-MITTELMARK: WARTEN AUF ABKÜHLUNG

Die Mittelmärker kommen mit den hohen Temperaturen offenbar ebenfalls gut zurecht, die Zahl der Rettungseinsätze hat trotz der großen Hitze am Wochenende im Landkreis nicht signifikant zugenommen. „Im Vergleich zu anderen Wochenenden mussten wir etwa fünf zusätzliche Einsätze wegen Kreislaufproblemen und anderen Hitzebeschwerden fahren“, sagte Detlef Gericke von der Leitstelle Rettungswesen den PNN auf Anfrage. Mit größeren Problemen rechnet er erst, wenn das Wetter umschlägt und es wieder kühler wird. „Erfahrungsgemäß haben dann Asthmatiker häufig gesundheitliche Schwierigkeiten“, so Gericke.

In den Freibädern herrschte, anders als im Juni und Juli, wie in Potsdam Hochbetrieb. Genaue Besucherzahlen wollte man beim Kleinmachnower Freibad zwar nicht nennen, das Bad sei aber gut ausgelastet, sagte ein Bademeister. An den Kassen käme es da schon mal zu Wartezeiten von bis zu einer Viertelstunde. Ähnlich sah es auch im Seebad Caputh aus. Dort erreichten die Besucherzahlen am Wochenende einen absoluten Spitzenwert im Zehn-Jahres-Vergleich, so Kristina Lüthgens von der Badbetreiber-Gesellschaft. „Die Leute haben versucht, den ganzen Sommer in drei Tagen nachzuholen und Sonne für den Herbst zu tanken.“ Für die Badegäste bedeutete das allerdings auch etwas längere Wartezeiten am Eingang. Denn aus Sicherheitsgründen musste der Einlass zwischendurch immer mal wieder für rund 20 Minuten gestoppt werden. „Wir haben aber zusätzliche Bereiche geöffnet, um genug Platz für alle zu schaffen und außerdem Zelte aufgestellt, um mehr Schatten zu haben“, so Lüthgens. Insgesamt sei das Wochenende sehr friedlich und störungsfrei verlaufen. Dass der Ansturm während dieser Woche noch anhält, glaubt Lüthgens aber nicht: „Es ist bereits Nachsaison, die Schule hat wieder begonnen und die wenigsten können schon um 16 Uhr Feierabend machen.“

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