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Der Erhalt der Parks, hier der Eingang zum Park Sanssouci, kostet. Die Schlösserstiftung ist notorisch klamm.

© A. Klaer

Landeshauptstadt: Sorge vor dem Vorwurf der „Abzocke“

Pläne für Pflichteintritt für Park Sanssouci: Wie die Stiftung gegen erwartete Kritik argumentieren will

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Sanssouci - Mit Widerstand wird gerechnet. In ihrem internen Konzept „Finanzierung Gartenperspektiven“ für einen Pflichteintritt in den Park Sanssouci in Höhe von zwei Euro während der Freiluftsaison ab dem Jahr 2013 hat sich die Stiftung Preußische Schlösser und Gärten (SPSG) in einem Kapitel mit den „Eckpunkten des Kommunikations- und Vertriebskonzepts“ für die Pläne befasst.

In dem Abschnitt listen die Autoren des Stiftungskonzepts – unter anderem Gartenbaudirektor Michael Rhode, Vize-Chef Heinz Berg und Pressesprecher Ulrich Henze – bereits die Argumente auf, die gegen einen Parkeintritt formuliert werden könnten. So könnte der Vorwurf der „Abzocke“ entstehen, heißt es in dem Papier, verbunden mit einem „Negativ-Image“. Ebenso könnte der Investitionsaufwand für die Eintrittspläne, den die SPSG in ihrem Konzept noch nicht genau beziffert, thematisiert werden – und auch vor dem „Eindruck eines „Hochsicherheitstrakts wird gewarnt.“ Als weitere Risiken für ihr Vorhaben bezeichnet die Stiftung eine „nicht ausreichende Unterstützung seitens der Politik“, „Konfliktpotenzial bei der Ahndung von Verstößen“ und sogar „Sabotage/ Vandalismus“.

Dagegen will die Stiftung ihr Eintrittsmodell „als Chance für das Gartendenkmal Park Sanssouci“ kommunizieren. Ziel sei „eine Sicht auf den Park, die eher das Gartendenkmal als hochwertigen historisch-musealen Komplex erschließt und der Wahrnehmung als Freizeit- und Erholungsanlage entgegenwirkt.“ Betont werden müsse, dass mit dem Modellprojekt „schönere Parks“ mit „mehr Erlebniswert“, „mehr Sicherheit“ und verbessertem Service möglich seien. So sei ein neues Unesco-Informations- und Wegeleitsystem geplant. Der Pflegezustand in den Gärten müsse „konsequent“ thematisiert werden. Vor dem Stiftungsrat der SPSG hatte ihr Direktor Hartmut Dorgerloh bereits gewarnt, die Stiftung stehe an einem Punkt, an dem weitere Investitionen ohne Sicherstellung der Folgekosten nicht mehr geleistet werden könnten. Bekanntlich haben Bund und die Länder Berlin und Brandenburg 155 Millionen Euro zur Rettung der bedrohten Welterbeschlösser aufgelegt – 25 Millionen Euro sind bislang erst ausgegeben, bis 2017 aber soll das Geld verbraucht sein.

Für die weitere Pflege der Parks fehlen laut Konzept nun rund 4,5 Millionen Euro allein an Personalkosten pro Jahr. Mit dem Eintritt von zwei Euro werden für den Park Sanssouci bis zu 4,9 Millionen Euro Einnahmen aus dem Ticketverkauf prognostiziert. Dazu listet die Stiftung im Konzept auf, dass für weitere Investitionen allein im Park Sanssouci bis 2017 rund 7,7 Millionen Euro nötig seien – so am Ruinenberg oder rund um das Neue Palais. Hieraus würde sich ebenfalls wieder mehr Aufwand bei der Parkpflege ergeben. Argumentiert wird dazu, dass Besucher auch in Parks wie Versailles bei Paris oder im Großen Garten in Hannover Eintritt zahlen müssten.

Überlegt wird in dem SPSG-Konzept auch, wie die Parkbesucher „mitgenommen“ werden können: Etwa über unterschiedliche Ticketmotive nach dem Motto, welcher Parkbereich besonders am Herzen liegt. Auch müssten die Bereiche, die mit Mitteln des Eintritts wiederhergestellt werden, gekennzeichnet werden. Ebenso wird vorgeschlagen, für das erste Jahr des Parkeintritts 2013 in „enger Kooperation“ mit der Potsdamer Stadtverwaltung eine „unentgeltliche Jahreskarte für Potsdamer“ anzubieten.

Die Öffentlichkeit sollte über das bis Ende 2017 befristete Modellprojekt „Parkeintritt“ erst nach einer positiven Entscheidung des Stiftungsrats der SPSG bei seiner Sitzung am 5. Mai und nach Abstimmung mit dem Potsdamer Rathaus informiert werden, heißt es in dem internen Konzept – ein Termin, der, nachdem die Pläne jetzt bekannt werden, hinfällig ist. Dabei legt die Stiftung laut ihrem Papier viel Wert darauf, beim Thema Kommunikation nichts dem Zufall zu überlassen: Gerade eine „transparente, effiziente und zielgruppenadäquate Kommunikationsstrategie“, vor allem gegenüber den politischen Entscheidungsträgern in Potsdam, sei wichtig für den Erfolg des Vorhabens „Parkeintritt“.

Eigentlich sollte der Eintritt auch schon ab kommenden Jahr eingeführt werden, heißt es in dem Konzept. Doch davon wird nun abgesehen: Denn eine Einführung bereits 2012 berge die Gefahr in sich, so die SPSG-Autoren, „dass eine zu erwartende öffentliche Debatte“ über den Parkeintritt das für das im kommenden Jahr geplante Jubiläumsgroßprojekt „Friedrich 300“ zum 300. Geburtstag Friedrich des Großen „mit negativer Berichterstattung“ überlagern könnte.

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