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Konfliktträchtig. Im Internet häufen sich Fälle von Cyber-Mobbing.

© dpa

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3. Schulmediationstag an der Fachhochschule

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Wenn ein Schulkind mit einer Verletzung nach Hause kommt, sind die Eltern oft ratlos. Mit wem gab es Streit, warum, und weshalb hat kein Erzieher geschlichtet? Solche Fragen bleiben oft unbeantwortet. Damit es gar nicht erst so weit kommt, verfolgen Pädagogen und Wissenschaftler seit Jahren schon den Ansatz der Mediation. Am heutigen Freitag besteht in Potsdam die Möglichkeit, in die Welt der Peacemaker, Konfliktvermittler oder – wie sie professionell heißen – Mediatoren im Bereich Schule und Jugendhilfe hineinzuschauen.

Der 3. Berlin-Brandenburgische Schulmediationstag an der Fachhochschule Potsdam steht unter der Schirmherrschaft von Angela Mickley, Professorin für Ökologie und Friedenspädagogik im Fachbereich Sozialwesen der Potsdamer FH. Die Konfliktforscherin hat bereits Ende der 1970er-Jahre im Nordirland-Konflikt erste Erfahrungen mit der Mediation gesammelt. Seit 1991 arbeitet sie in Berlin mit Schulmediation. Mickley gilt heute als Expertin auf dem Gebiet. Sie empfiehlt seit Längerem schon das Verfahren zur Konfliktbearbeitung zum regulären Bestandteil der Lehrerausbildung zu machen. Gerade Fälle von Cyber-Mobbing würden sich heute an den Schulen häufen, aber auch schlichte Erpressung kämen immer wieder vor. Hier würde ein Ansatz, der auf Schuldzuweisungen und Bestrafungen verzichtet, weiterhelfen.

Wichtig sei auch, dass Lehrer lernen, genauer hinzusehen und zu hören, was Schüler zueinander sagen, wie sie sich verhalten. „Ein langfristiges Dranbleiben am Verhalten der Schüler hilft oft weiter“, erläutert Mickley. Wichtig sei zudem, dass durch das Mediationsverfahren den Schülern eine Kompetenz für das ganze Leben mitgegeben würde. Konflikte verträglich zu regeln sei eine elementare soziale Kompetenz. „Das ist eine personelle Kontinuität, die Schüler sofort nutzen können und in ihr späteres Leben mitnehmen“, erklärt Mickley.

Der Berlin-Brandenburgische Schulmediationstag findet in Kooperation mit der Friedrich-Ebert-Stiftung Landesverband Brandenburg, der Sicherheitskonferenz der Stadt Potsdam und der Fachhochschule Potsdam statt. Motto ist „Souverän in Konflikten“, organisiert wird das Treffen von dem Verein Konflikthaus. Themen sind unter anderem Coaching, Cybermobbing, Supervision und Konfliktmoderation.

Grundsätzlich arbeitet sich die Mediation von der Konfrontation über die Begegnung zum gegenseitigen Verständnis vor. Es gehe auch darum, Lösungen zu finden, beispielsweise, wie der Täter dem Opfer helfen kann. „Es geht um einen tatsächlich faktischen Ausgleich der Tat“, so Mickley. Das Negative soll durch etwas Positives wieder in Ordnung gebracht werden. „Das bringt den Schülern etwas, das macht sie stärker. Sie bekommen das Gefühl, die Sache im Griff zu haben.“ So könnten die Betroffenen wieder in Ordnung bringen, was sie angerichtet haben. „Und das schafft eine außerordentlich konstruktive Basis für das weitere Miteinander in der Klasse.“

Die Friedensforscherin Angela Mickley betont in diesem Zusammenhang auch, dass zusätzliche Kosten für Schulmediation sich kurzfristig mit besserer Lernatmosphäre und langfristig mit erheblich reduzierten Kosten für Gewaltfolgen und Schulabbrecher auszahlen würden. In Brandenburg ist die Schulmediation laut Mickley auf einem guten Stand. Bereits 1992 seien zwei Kripo-Beamtinnen nach einem Seminar an den Schulen beratend tätig geworden. Mitte der 90er-Jahre habe man mehrere umfassende Weiterbildungen für Lehrer, Sozialarbeiter und Polizisten eingerichtet. „Das hat den Jugendlichen verdeutlicht, dass es nicht nur eine Aufsicht gibt, die Taten sieht, sondern auch eine Fürsorge, eine lebensbegleitende Verhaltenshilfe“, meint Mickley. Hier sei Brandenburg bereits viel weiter als Berlin. Jan Kixmüller

Der Schulmediationstag findet heute an der FH Potsdam, Friedrich-Ebert-Str. 4, von 9 bis 16.30 Uhr statt. Infos im Internet: www.Konflikthaus.de/news.

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