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SC-Potsdam-Fans mit einer großen Fahne (Symbolbild).

© IMAGO/EIBNER

Sparkurs und kleinerer Kader: Wie der SC Potsdam in die neue Saison geht

Die Volleyballerinnen von Brandenburgs größtem Sportverein starten mit bescheidenen Zielen in die neue Spielzeit. Die Vereinsführung gibt sich vorsichtig optimistisch.

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Nach grundlegenden personellen Umwälzungen startet der SC Potsdam am Mittwoch bei den „Ladies in Black Aachen“ in die Saison der Frauenvolleyball-Bundesliga. „Unser Kurs, auf neue und zum Teil junge Spielerinnen zu setzen, ist alternativlos“, sagt Geschäftsführer Eugen Benzel.

Im Sommer vor einem Jahr waren gegen den SC Potsdam, der größte Sportverein des Landes Brandenburg, Vorwürfe der Steuerhinterziehung und des Sozialbetrugs publik geworden. Die Vereinsspitze war in der Folge an wichtigen Stellen ausgewechselt worden – unter anderem gingen Ex-Vorstandschef Peter Rieger und dessen Sohn.

Die Staatsanwaltschaft Potsdam ermittelt, aktuellen Auskünften dazu steht laut Behörde das Steuergeheimnis entgegen. Bereits im Januar hatte der Verein im Rahmen eines Rettungsplans vor allem über städtische Unternehmen 225.000 Euro erhalten, um den Spielbetrieb für die Volleyballerinnen aufrechtzuerhalten. In der Folge war ein schon vorher schwelender Machtkampf in dem Verein eskaliert. Präsident Andreas Klemund hatte das Handtuch geworfen und die Prüfung einer Insolvenz empfohlen.

Nach einer Neuaufstellung in der Führungsetage wird nun, auch unter den Auflagen der Volleyball-Bundesliga, ein rigider Sparkurs gefahren. Dementsprechend hält sich die Zielsetzung des Meisterschafts-Halbfinalisten der vergangenen Saison diesmal in überschaubarem Rahmen. „Wir werden sicher nicht um die deutsche Meisterschaft mitspielen, aber wir wollen unsere Konkurrenzfähigkeit in der Liga beweisen und über eine emotionale Spielweise unser Publikum begeistern“, sagt Benzel.

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Als Cheftrainer Riccardo Boieri seinen Vertrag im März dieses Jahres bis 2026 verlängerte, sagte er noch: „Es macht mir Spaß, in Potsdam zu arbeiten.“ Dieser Spaß dürfte inzwischen etwas gedämpft sein — ihm stehen aktuell lediglich neun Lizenzspielerinnen zur Verfügung. „Wir haben noch zwei Spielerinnen im Back-up“, berichtete Benzel und hoffte, dass zumindest eine der beiden Kandidatinnen noch bis zur Partie in Aachen von der VBL lizenziert wird.

Wir werden sicher nicht um die deutsche Meisterschaft mitspielen.

Eugen Benzel, Geschäftsführer der Spielbetriebs GmbH des SC Potsdam

Der Kader insgesamt wurde runderneuert. Von den 13 Spielerinnen der vergangenen Saison verließen zwölf den Verein, auch weil lange fraglich war, ob Potsdam für 2024/25 überhaupt eine Lizenz bekommen würde. Geblieben ist nur Diagonalangreiferin Danielle Harbin.

Hinzugeholt wurden Nachwuchsspielerinnen wie Alina Nasin und Michelle Bachmann vom VC Olympia Berlin, aber auch bundesliga-erfahrene Kräfte wie Yurika Bamba, Eleanor Holthaus (beide VfB Suhl) und Jenna Ewert (USC Münster). „Unser Ziel war, eine starke erste Sechs zu haben und drumherum Nachwuchskräfte allmählich aufzubauen“, sagte Benzel. Sein Kommentar zum aktuellen Staus quo der Mannschaft: „Die Basis ist da.“

Schwieriges finanzielles Erbe

Auch der Vorstandsvorsitzende Rico Freimuth und die neue Präsidentin Kathleen Friedrich äußerten sich zuletzt im Interview mit der „Märkischen Allgemeinen“ vorsichtig optimistisch. „Der Verein ist grundlegend gesund, wenn wir nicht das finanzielle Erbe aus dem Volleyball-Spielbetrieb hätten“, sagte Freimuth. Durch eine neue Spielbetriebs-GmbH habe man den teuren Profivolleyball und den Gesamtverein vollständig voneinander abgegrenzt, „um Gefahren vom Verein wegzuhalten“.

Angesprochen wurde Freimuth auch auf bei Sponsoren aufgenommene hochverzinste Kredite, um finanzielle Defizite bei den Volleyballerinnen auszugleichen. Freimuth sagte dazu: „Wir sind in einem Sanierungsprozess, Risiko ist da immer vorhanden.“ Man sei auf „dem Weg“, die damit verbundenen Aufgaben zu erfüllen. Zu möglichen Straf- und Nachzahlungen bei der Steuer und Sozialversicherung sagte Freimuth: „Wir haben einen Plan auf dem Tisch mit Lösungsansätzen, sodass wir dann sagen können: Wir kriegen das hin.“ Details wollte er aber noch nicht verraten.

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