Landeshauptstadt: Spaß, aber keine Bespaßung
Stagecoach-Schule für Kinder und Jugendliche im Kabarett Obelisk soll Ostern 2008 eröffnen / Workshop der Bosch-Stiftung
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Innenstadt - Ihre Schulkleidung ist schwarz: in der Farbe des Theaters. Nichts soll ablenken von den Charakteren, die in den Sachen stecken. Das Leuchten kommt von innen – so das Konzept von Stagecoach, der freien Schule für darstellende Künste, die sich nach den Osterferien im kommenden Jahr auch in Potsdam niederlassen will. In den Räumen des Kabaretts am Obelisk wird sie jeden Samstag von 11 bis 14 Uhr in Gesang, Tanz und Schauspiel unterrichten. Und auch wenn durch Stagecoach schon berühmte Darsteller wie Jamie Bell, der ballettbegeisterte Tänzer in „Billy Elliott“, oder Harry Potters Freundin Hermine, alias Emma Watson, heranwachsen konnten, geht es doch nur zweitrangig um den Glanz im Rampenlicht.
„Wir wollen Persönlichkeiten mit den Mitteln des Theaters bilden“, sagte der Schulleiter Per Morkeberg, ehemaliger Tänzer am Theater des Westens, gestern bei einem Pressegespräch im Kabarett. Gemeinsam mit seinem Assistenten Oliver Kraatz, der Schauspieler in Hannover war, will er Schüler zwischen sieben und 16 Jahren darin unterstützen, ihren Wortschatz auszubauen, flexibler im Kopf zu werden und vor allem teamfähig zu sein. „Beim Theaterspielen lernt man, aufeinander zu hören. Schließlich ist man immer nur so gut wie sein Partner“, so Oliver Kraatz“ Erfahrung. Die gibt er bereits seit zwei Jahren in Berlin-Dahlem an 45 Kindern weiter. Unter ihnen ist auch die Tochter von Helmut Fensch, dem Geschäftsführer des Potsdamer Kabaretts. Begeistert von der kreativen und zugleich Disziplin und Selbstbewusstsein schürenden Methodik von Stagecoach ebnete er den Weg an die Havel.
Außerdem startet am 24. Oktober ein Workshop, den die Robert-Bosch-Stiftung finanziert und begleitet. 23 Schüler der Lenné- und Goethe-Schule können sich ein halbes Jahr lang kabarettistisch ausprobieren. „Ein Riesenabenteuer für uns, zumal wir wissen, wie schwer sich junge Leute damit tun, satirisch-politische Texte zu schreiben“, so Fensch. Am Ende muss jedenfalls eine Inszenierung stehen. „Unsere Erfahrung ist, dass Kinder politischer sind als sie es selber wissen. Man muss es ihnen nur bewusst machen“, so Kabarettchefin Gretel Schulze. Oft beklagten die bei ihnen Theater spielenden Kinder, dass in der Schule kaum politisch diskutiert werde und Lehrer keine Haltung bezögen. „Sie wollen aber Autoritäten, an denen sie sich reiben können“, so Helmut Fensch.
Und Autoritäten werden sicher die Schüler von Stagecoach kennenlernen. „Uns stehen Spitzenlehrkräfte, überwiegend noch aktive Künstler, zur Seite“, so Per Morkeberg. „Der Unterricht ist für uns das Wichtigste. Die Show wird hingegen klein geschrieben, auch wenn es einmal im Jahr eine Premiere gibt.“ Viel mehr zähle der Erfolg, wenn zum Beispiel aus einem sehr ruhigen Mädchen, das sie unterrichten, inzwischen eine Klassensprecherin geworden ist. „Viele blühen auf und werfen ihre Hemmungen ab. Es soll Spaß machen, aber wir wollen die Kinder keineswegs bespaßen.“
Ihren Ursprung haben die Stagecoach-Schulen in England. Seit ihrer Gründung 1988 wurden weltweit mehr als 500 Schulen eröffnet. Heidi Jäger
Anmeldungen für Stagecoach sind unter Tel.: (030) 821 71 00 möglich. Eine Unterrichtsstunde kostet elf Euro.
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