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Landeshauptstadt: SPD will Trams aufs Bahngleis bringen
Umsteigefreie Direktverbindung statt Verkehrschaos: Die SPD will prüfen lassen, ob Straßenbahnen künftig auf Bahngleisen ins Umland verlängert werden können. Anderswo funktioniert das schon
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Staus an Pförtnerampeln und Baustellen, Umleitungen, Parkplatzsuche oder ein Umsteigemarathon mit Bus und Bahn – die Pendlerrealiät in und um Potsdam ist hindernisreich. Das will die Potsdamer SPD ändern: Sie will die Potsdamer Tram direkt aufs Eisenbahngleis in die Mittelmark schicken. Eine sogenannte Regio-Stadtbahn könnte die Verkehrsprobleme von Potsdam und seinen Umlandgemeinden lösen. Details erläuterte Thomas Mager, der Bundesvorsitzende der Vereinigung der Stadt-, Landes- und Regionalplaner, am Samstag bei einem Workshop der SPD im Regine-Hildebrandt-Haus.
Bei den sogenannten Regio-Stadtbahnen, wie sie unter anderem in Karlsruhe, Chemnitz oder Kassel bereits erfolgreich unterwegs sind, werden die bestehenden Gleissysteme von Straßenbahn und Deutscher Bahn verbunden, um Direktverbindungen zwischen Umland und Stadt zuschaffen. „Der Lückenschluss der Netze wäre an den Bahnhöfen Pirschheide und Rehbrücke möglich“, erklärte Potsdams SPD-Vorsitzender Mike Schubert nach dem Werkstatttreffen.
„Wir sollten prüfen, ob wir in Potsdam Konzepte anwenden können, die andernorts bereits etabliert sind“, forderte Schubert gegenüber den PNN. Im Unterschied zum Neubau von Tramstrecken sind geringere Investitionen und kürzere Planungszeiten nötig, weil die Trassen bereits bestehen. Im thüringischen Nordhausen beispielsweise fahren sogar die auch in Potsdam eingesetzten Combino-Trams auf Bahngleisen ins zehn Kilometer entfernte Ilfeld im Südharz.
Mit der neuen Idee sollen sich nun die kommunalen Vertretungen im Landkreis und der Landeshauptstadt befassen, fordert Schubert. Mit der SPD in Potsdam-Mittelmark bestehe dazu ein reger Austausch. Es müsse zunächst geprüft werden, welche Verbindungen gebraucht werden und welche realisierbar sind. „Wir wollen in den Fachgremien rasch darüber sprechen“, sagte Schubert. Nach der Sommerpause könne ein Prüfauftrag an die Potsdamer Verkehrsbetriebe (ViP) erteilt werden.
Die Erweiterung des Netzes dürfe aber nicht dazu genutzt werden, bestehende Verbindungen zu kappen, betonte Schubert weiter. „Nur wenn es eine attraktive Alternative zum Auto gibt, ist das Umsteigen auf Bus und Bahn attraktiv. Daran hapert es derzeit“, sagte der SPD-Kreischef.
Für ihn bietet das Konzept eine Chance zur besseren Verzahnung mit den Umlandgemeinden. Eine dichtere Zugfolge würde auch die Bahnhöfe an den Strecken aufwerten. Ziel der SPD sei es, dass es trotz wachsender Bevölkerung weniger Staus gibt. Damit könnte auch die aufgrund der Schadstoffwerte derzeit notwendige umweltorientierte Verkehrssteuerung – gemeint sind die vor allem im Umland heftig kritisierten Pförtnerampeln an Potsdams Stadtgrenzen – überflüssig werden, so die Hoffnung.
Die sogenannte Havelspange als dritte Straßenverbindung über die Havel lehnt Schubert indes ab. Das sei keine Lösung für Potsdamer Verkehrsprobleme, sagte er. Wie die Stadt im Februar dieses Jahres bestätigt hatte, arbeitet das Rathaus an einer zweiten Variante ihres neuen Verkehrskonzepts, in der die Havelspange – die Verbindung zwischen B 1 und B 2 über den Templiner See – wieder enthalten sein könnte. Im Sommer will das Rathaus zwei Konzeptvarianten – mit und ohne Havelspange – den Stadtverordneten vorlegen (PNN berichteten).
Auch gegen das Projekt einer Tramverbindung aus der Potsdamer Innenstadt über Eiche nach Golm sprach sich SPD-Chef Schubert aus. Das kostspielige Projekt werde von zahlreichen Anwohnern abgelehnt. Erste Vorschläge sahen eine Trassenführung durch die Kaiser-Friedrich-Straße und das Wohngebiet Altes Rad vor (PNN berichteten). Eine weiter südlich verlaufende Variante würde zwar nicht in die bestehende Bebauung eingreifen, wäre dafür aber unwirtschaftlicher. Um den Wissenschaftsstandort in Golm besser anzubinden, favorisiert Schubert stattdessen, die Regionalbahn zwischen Golm und dem Hauptbahnhof häufiger fahren zulassen.
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