Von Michael Meyer: Spezialaufgabe gegen Anja Mittag

„Tervetuloa Espooseen Turbine Potsdam!“ wird Josefin Hollop am Mittwoch zu Bernd Schröder und dessen Turbine- Fußballerinnen sagen. „Willkommen in Espoo.“ Josefin Hollop wird dieser Satz in Finnisch über die Lippen gehen, obwohl die 17-Jährige eigentlich eine Potsdamer Sportschülerin ist und erst seit kurzem in Espoo wohnt. Dort hat sie vormittags an der Partnerschule „Mäkelänrinteen Lukio“ der Potsdamer Sportschule Unterricht, ehe sie nachmittags beim FC Honka Espoo trainiert – und inzwischen auch in Finnlands Meisterschaft kickt. Am Mittwoch tritt der Deutsche Meister Turbine Potsdam im Hinspiel der ersten Runde der UEFA Women''s Champions League beim finnischen Titelträger an, und Josefin Hollop kann davon ausgehen, dann gegen ihren Heimatverein aufzulaufen.

„Ich spiele hier rechts in der Abwehr, so wie sonst auch zu Hause bei Turbine“, berichtet der Finnland-Fan, der im Frühjahr mit Potsdams Sportschul-Team im türkischen Antalya (im Nachhinein) Schul-Weltmeister und mit Turbines B-Juniorinnen Deutscher Meister wurde. In den Sommerferien reiste Josefin Hollop dann nordwärts – und das nicht zufällig.

„Finnland ist seit langem das Lieblingsland unserer Familie. Wir waren seit 1997 wohl zehnmal oder öfter hier“, erzählt die Schülerin, die aus Rüdnitz bei Bernau stammt, dort beim SV Rüdnitz/Lobetal mit dem Kicken begann und 2004 nach Potsdam kam. Als Achtklässlerin war sie bereits einmal ein halbes Jahr in Finnland, „deshalb klappt es mit der Sprache schon einigermaßen“, meint Josefin Hollop, deren Mutter Barbara, da sie gesundheitsbedingt ihren Job als Heilpädagogin aufgeben musste, jetzt an der Humboldt-Uni zur Dolmetscherin umschult und – Finnisch studiert. „Das mit dem halben Jahr hier in Espoo war unsere gemeinsame Idee“, erklärt Josefin, die in Espoo eine Wohngemeinschaft mit Honka-Torfrau Iida Hokkanen bildet. „Ich hatte Iida bei der Schul-WM kennengelernt, als wir gegen Finnland spielten. Wir sind per E-Mail in Kontakt geblieben und sie hat mir angeboten, in meiner Zeit hier bei ihr zu wohnen.“ Die Ballfängerin hilft ihr auch dabei, weiter finnisch zu lernen.

„Mit meinem hiesigen Trainer“, erzählt die Potsdamerin, „verständige ich mich gegebenenfalls auch auf englisch.“ Honka-Coach Marko Saloranta hat die Deutsche schon nach kurzer Zeit in seine Defensive eingebaut, nachdem sich eine andere Abwehrspielerin kurzfristig Richtung USA verabschiedet hatte. „Inzwischen habe ich mein erstes Meisterschaftsspiel mit Honka Espoo bestritten – beim 3:0 zu Hause gegen Nice Futis Pori.“ Und Saloranta habe ihr bereits eine Spezialaufgabe gegen Turbine aufgetragen. „Er hat mir gesagt, ich soll gegen Anja Mittag spielen.“

In ihrer neuen Mannschaft musste sich Josefin Hollpo etwas umorientieren. „Die Finninnen spielen einen etwas anderen Fußball als die Deutschen. Zu viel darf ich vor dem Spiel aber nicht verraten “, sagt die Potsdamerin, die bis Weihnachten in Espoo bleiben wird. Von dort aus verfolgt sie per Internet genau, was sich bei ihrem Heimatverein tut. Auch, wie sich Turbine am morgigen Sonntag im ersten Saison-Heimspiel gegen den SC Freiburg behaupten wird.