Wenn heute Abend ab 18 Uhr im Berliner Hotel Ritz-Carlton mit dem Medienboard-Empfang einer der wichtigsten und glamourösesten Termine der 60. Berlinale eröffnet wird, dürften das Babelsberger Filmemacher- Paar Cookie Ziesche und Peter Hartwig mit ihren Gedanken schon ganz woanders sein. Nämlich im Friedrichstadtpalast. Dort feiert nur drei Stunden später, um 21 Uhr der Film „Henri IV“ seine Premiere. Beim Historienspektakel über den französischen König mit Julien Boisselier und Joachim Król in den Hauptrollen hat Ziesche nicht nur am Drehbuch mitgearbeitet, sie hat den Streifen des Regisseurs Jo Baier auch als Produzentin verantwortet.
Auch eine andere Potsdamerin fiebert einer Berlinale-Premiere entgegen. Die Kostümbildnerin Sabine Greunig sorgte für die passenden Kleider im neuesten Doris Dörrie-Streifen „Die Friseuse“, der am Sonntag in einer „Special“-Gala seine Erstaufführung feiert. Im Wettbewerb des Festivals wollte Regisseurin Dörrie ihr Werk nicht haben - dieses besondere Erlebnis sollte ihrem Vorgänger „Kirschblüten – Hanami“ weiterhin vorbehalten bleiben, so Dörrie. Auch bei diesem Streifen wirkte übrigens Greunig als Kostümbildnerin mit.
Derweil haben zwei andere ihre Berlinale-Premiere gestern mit Erfolg überstanden. Das Geschwisterpaar Dietrich und Anna Brüggemann, er ist Regie-Absolventen der Hochschule für Film und Fernsehen „Konrad Wolf“, zeigten erstmals ihren gemeinsamen Film „Renn, wenn Du kannst“, bei dem Dietrich Brüggemann als Regisseur flugs seine Schwester neben Robert Gwisdek und Jacob Matschenz die Hauptrolle vermachte. Der Streifen, der auch heute noch zweimal in Berlinale-Kinos gezeigt wird, und eine Dreiecksbeziehung behandelt, läuft in der Sektion „Perspektive Deutsches Kino“.
Doppelte Aufregung auch bei zwei alten Freunden: Denn der Potsdamer Regisseur Andreas Dresen („Wolke 9“) wird bei der Verleihung des Goldene Ehrenbären die Laudatio auf Preisträger Wolfgang Kohlhaase halten. Neben dem deutschen Altmeister der Drehbuchautoren erhält auch die Schauspielerin Hanna Schygulla („Die Ehe der Maria Braun“) für ihr Lebenswerk ausgezeichnet. Kohlhaase hat die Bücher für filmische Meisterwerke wie Konrad Wolfs „Ich war neunzehn“, Volker Schlöndorffs „Die Stille nach dem Schuss“ oder eben Dresens „Sommer vorm Balkon“ geschrieben. Die beiden Filmenthusiasten verbindet eine langjährige Freundschaft, Dresen verehrt Kohlhaase geradezu für sein können: „Filme, die Wolfgang geschrieben hat, haben meine Sicht auf die Welt und das Kino nachdrücklich geprägt“, wird Dresen wohl auch in seiner Laudatio zugeben. Und Kohlhaase, bekannt für seine sympathische Bodenständigkeit und seinen Mutterwitz, wird die Lobhudelei sicher passend kommentieren. „Manchmal“, sagt Dresen, „wirkt er wie ein großer Junge, der sich gerade einen neuen Streich ausgedacht hat.“ Eine Einschätzung, die Kohlhaase sicherlich freuen wird.
Eine ungleich schwierigere Aufgabe als der Laudator Dresen hat der britische Regisseur Stephen Daldry. Erst im vergangenen Jahr war er Berlinale-Teilnehmer mit seinem in Babelsberg entstandenen Film „Der Vorleser“ mit der Britin Kate Winslet und dem Deutschen David Kross in den Hauptrollen. Bei der diesjährigen 60. Jubiläums-Berlinale muss er als Juror ran, er hat den Vorsitz des Nachwuchswettbewerbs „Berlin Today Award“ übernommen. Bis zum 21. Februar wird er über den Kurzfilm-Preis des Nachwuchs-Campus mitentscheiden.
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