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Sportsoziologe der Uni bei Integrationsgipfel
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Auf dem Integrationsgipfel der Bundesregierung spielte gestern auch das Wissen eines Potsdamer Soziologen eine Rolle. Der Sportsoziologe Prof. Jürgen Bauer von der Universität Potsdam war in einer der Arbeitsgruppen im Vorfeld des Gipfels tätig gewesen. Herausgearbeitet wurde von ihm zusammen mit Politikern, Wirtschaftsvertretern und Sportfunktionären eine Konzeption zur „Integration durch Sport“.
Den PNN erklärte Bauer den Ansatz: „Nicht nur Spracherwerb, auch Sport ist der Integration sehr förderlich“. Sport stelle ein Handlungsfeld dar, auf dem soziale Kontakte „einigermaßen problemlos“ zustande kommen könnten. Denn Sport sei „anschlussoffen, leicht zugänglich“ und weit verbreitet. „Weil er überall nach gleichen Regeln ausgeübt wird, können auch Personen mit Migrationshintergrund sozusagen aus dem Stand mitmachen“, heißt es in dem Konzeptpapier.
In die Arbeitsgruppe kam der Potsdamer Sportsoziologe nach eigenen Worten durch seine Forschungsprojekte an der Universität Potsdam. Unter anderem forscht Baur derzeit zu Migrantensportvereinen. An dem jetzigen Konzept hatten rund 20 Fachleute ein Jahr lang gearbeitet. Es hebt vor allem auch auf die hohe Bindungskraft von Sport ab. Regelmäßiges Training könne zur Verstetigung von Kontakten anregen. Daraus könnten auch dauerhafte soziale Bindungen entstehen. Allerdings müssten sich die Einwanderer dazu auf eine Vereinsmitgliedschaft einlassen. Seitens der Einheimischen sollte eine „gewisse kulturtolerante Aufgeschlossenheit“ vorhanden sein.
Generell seien Sportvereine Orte der Alltagskommunikation, in denen man sich neben der sportlichen Betätigung auch über alltägliche Dinge austauschen könne. „Der Sport ist nicht sprachlos und das Vereinsleben bietet sehr verschiedenartige Anlässe zur Verständigung und – für Migranten – eine Verbesserung der Sprachkompetenz“, heißt es in dem Papier weiter. Darüber hinaus würden in den Vereinen kulturell eingefärbte „soziale Normalitätsmuster“ wechselseitig vermittelt: „Gesundheit, Geschlechtlichkeit, Körperbilder usw. werden dort von den Mitgliedern ohne und mit Migrationshintergrund in verschiedenartiger Weise ,vorgelebt“.“ Was abermals ein Anlass zum wechselseitigen interkulturellen Lernen sein könnte.
Allerdings nennt das Konzept auch einige Vorbehalte. Die Integrationschancen bedürften ausreichend praktischer Integrationsarbeit. Generell gelte: „Auch im Sport laufen Integrationsprozesse nicht quasi-automatisch ab und Sport wirkt nicht per se integrativ.“ Vielmehr bedürfe es durchdachter sozialpolitischer Konzepte und sozialpädagogischer Arrangements. „Konsequente Integrationsarbeit bedarf auch konkreter Zielsetzung“, so das Konzept. Jan Kixmüller
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