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Landeshauptstadt: Sport-Freaks werden vermisst

Wenn Erwachsene über Jugendsport in Potsdam reden: Beobachtungen einer Diskussion im Club 91

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Wenn Jugend und Sport in Potsdam das Thema einer Diskussion sind, kann der Tonfall sehr unterschiedlich klingen. So freut sich Potsdams Sportbeigeordnete Gabriele Fischer am Dienstagabend im Jugendclub 91, dass trotz sinkender Schülerzahlen in den vergangenen Jahren die Zahl der jungen Mitglieder „relativ konstant“ geblieben sei – so ihre positive Einschätzung bei einer Podiumsdiskussion unter den Sportoberen der Stadt. Recht gibt Fischer die letzte offizielle Statistik aus 2006: Bei den 136 Sportvereine in Potsdam waren 3042 ihrer 21223 Mitglieder zwischen 15 und 22 Jahren alt. Zwei Jahre zuvor lag diese Zahl noch bei 3298. Eine Veränderung im Detail.

Allerdings lässt sich das Thema Jugend und Sport auch mit Grabesstimme kommentieren. „Es gibt Jugendliche, die keine Rolle vor und zurück mehr beherrschen“, sagt der 65-jährige Turbine Potsdam- Cheftrainer Bernd Schröder und fordert wieder mehr Sportunterricht in der Schule. Ältere Männer um ihn herum nicken, Jugendliche sind kaum gekommen.

So sehen auch andere düstere Zeiten. „Wenn unsere Generation weg ist, wird es keine ehrenamtlich arbeitenden Übungsleiter mehr geben“, sagte ein älterer Gast der Diskussion. Diesen Trend bestätigt auch Uwe Tefs, Jugendsekretär beim Stadtsportbund: „Wirkliche Sport-Enthusiasten und Freaks gibt es nicht mehr.“ Die jungen Leute würden – verständlicherweise natürlich – Geld sehen wollen, weil sie selbst noch ihren Platz im Leben oft suchten. „Wem es gut geht, der hilft eher “mal als Ehrenamtler aus“, glaubt Tefs.

Gleichzeitig lobt Tefs aber die guten Bedingungen für Jugendsport an sich in Potsdam – trotz einem Drittel maroder Sporthallen. Der Stadtsportbund ist dabei der Dachverband der Vereine in Potsdam. „Wer hier anruft und sagt, welche Sportart er machen will, für den finden wir einen Verein“, sagt Tefs. 77 Möglichkeiten, sich sportlich zu betätigen, sind auf der Homepage www.stadtsportbund-potsdam.de aufgelistet – von Aerobic über Ju-Jutsu bis hin zu Yoga. Im Schnitt gehen die Potsdamer Jugendlichen laut Statistik aber eher traditionellen Sportarten nach. Unangefochtene Nummer 1 ist Fußball: 2006 gab es 581 Rasenballer zwischen 15 und 22 Jahren. Mit 216 jungen Leute in dieser Altersklasse folgte die Leichtathletik. Breit organisiert sind Potsdams Jugendliche auch im Kanusport, Schwimmen und Volleyball.

Kleinere Vereine haben es da schwerer, wie sich in der Diskussion im Jugendclub 91 zeigt. So wollen die Cheerleader des PCV Panthers e.V. laut Vereinsmitglied Jana Brandes nach Slowenien zur Europameisterschaft – haben aber zu spät erst Förderanträge schreiben können. „Wie soll man jungen Leuten erklären, dass sie trotz Leistung nicht zu so einer Meisterschaft fahren können?“, fragt Brandes. Die Sportbeigeordnete Fischer will nun mit dem Verein nach einer Lösung zur Finanzierung suchen. Henri Kramer

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