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Werden vom Potsdamer Stadtsportbund nicht geduldet: Rechtsextreme.

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Potsdamer Vereine gegen Rechstextremismus: Sportbund will keine Neonazis dulden

Verband erweitert Satzung um Bekenntnis gegen Rechtsextremismus - Die Antifa hatte zuvor mehrere Neonazis in Sportvereinen entlarvt

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Beim Umgang mit rechtsextremen Sportlern in Freizeitsportvereinen setzt der Stadtsportbund (SSB) ein Zeichen. SSB-Geschäftsführerin Anne Pichler sagte den PNN am Mittwoch, der Dachverband von 155 Potsdamer Sportvereinen habe bei einer Mitgliederversammlung am Dienstagabend seine Satzung um ein Bekenntnis zur Demokratie und gegen Rechtsextremismus erweitert. Damit solle Vereinen auch im Umgang mit Rechtsextremen in ihren Reihen geholfen werden, so Pichler. Konkret soll es in der Satzung neu heißen, die Vereine „treten Gewalt, Rechtsextremismus und Fremdenfeindlichkeit und anderen Formen des Extremismus öffentlich klar entgegen“. Weiter heißt es, in den Vereinen würde die Integration von Menschen mit Migrationshintergrund gefördert und sich mit jeglicher Form von Diskriminierung kritisch auseinandergesetzt. Der Beschluss sei einstimmig erfolgt.

Die Satzungsänderung war vom Stadtsportbund schon vor rund einem Jahr angekündigt worden. Kurz zuvor hatte eine Antifa-Gruppe in einer im Internet veröffentlichten Erklärung zwei Freizeitsportlern des Cheerleader-Vereins Potsdam Panthers und des Fußballclubs "Eintracht 90 Babelsberg" vorgeworfen, zur rechtsextremen Szene zu gehören. Seitdem folgten in unregelmäßigen Abständen weitere Erklärungen, in denen die Antifa die vollen Namen von vermeintlichen oder tatsächlichen Neonazis in Sportvereinen veröffentlichte.

Pichler sagte, trotz der Satzungsänderung sei es für Sportvereine äußerst schwierig, gegen Rechtsextreme in ihren Reihen vorzugehen. Wenn diese als normale Mitglieder trainierten und nicht ihre Weltsicht verbreiteten, gebe es kaum eine rechtliche Handhabe. Allerdings könnten betroffene Vereine Beratungsangebote des Landessportbunds oder auch des Mobilen Beratungsteams gegen Rechtsextremismus in Anspruch nehmen. Dies passiere auch schon, sagte Pichler. Zugleich kündigte sie an, mit der Antifa das Gespräch über Rechtsextremismus und Sport zu suchen.

Die von der Antifa zuletzt genannten Vereine, in denen die Linksaktivisten Neonazis vermuten, gehen unterschiedlich mit dem Thema um. Markus Meyer, Chef von "Eintracht 90 Babelsberg", sagte, der betreffende Fußballer habe seine Mitgliedschaft im Verein bisher nicht für Gesinnungsarbeit missbraucht: "Daher werden wir auch weiterhin für ihn Bindeglied zur Gesellschaft bleiben. Jungen Menschen vor den Kopf zu stoßen und damit aus der Gesellschaft auszusperren ist unseres Erachtens der falsche Weg, denn dann haben sie erst recht Zeit für falsche Aktivitäten." Der Sportler gilt als ein Gründungsmitglied der „Jungen Nationaldemokraten” (JN) in Potsdam, der Jugendorganisation der NPD. Dagegen bestreiten angeprangerte Sportler des Universitäts Judo- und Kampfsportclubs Potsdam (UJKC) sowie der Potsdam Panthers und der Kicker von "Juventas Crew Alpha" die Vorwürfe - mit der rechten Szene hätten sie nichts oder nichts mehr zu tun, hieß es in Stellungnahmen gegnüber den PNN. Der betreffende UJKC-Judoka hat beim Amtsgericht sogar eine eidesstattliche Erklärung abgegeben, kein Neonazi zu sein und andere zu verpügeln, wie Vereinschef Michael Goldschmidt sagte.

Von den anderen beiden Vereinen hieß es, ihre Sportler hätten sich von der Neonazi-Szene längst distanziert. Auch der Jugendklub "Alpha" am Schlaatz wehrt sich gegen Vorwürfe: Ein von der Antifa in Zusammenhang mit dem Klub ausgemachter Rechtsextremist habe diesen seit 2009 nicht mehr besucht und bis dahin bei seinen unregelmäßigen Besuchen nie eine politische Meinung geäußert. Der Chef von SG Bornim, Jens Weilbach, kündigte an, das Gespräch mit dem erst jüngst von der Antifa angeprangerten Fußballer seines Vereins zu suchen, um die Situation aufzuklären, "da wir uns selbstverständlich in jeglicher Hinsicht von solchen Gruppierungen distanzieren". 

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