Kolumne: Etwas HELLA: Sprachtalente im Sommerloch
Jedes Jahr plagen sich die Journalisten mit dem Sommerloch herum. Doch diesmal – ich habe es schwarz auf weiß – gab es keines.
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Jedes Jahr plagen sich die Journalisten mit dem Sommerloch herum. Doch diesmal – ich habe es schwarz auf weiß – gab es keines.
Von den Schlaglöchern auf Potsdams Straßen mal abgesehen. Bei denen kann man nur hoffen, dass sie bis zum Ende der Schulferien noch zugestopft werden. Ihre Erwähnung macht niemand froh, nicht einmal den Berichterstatter. Ansonsten, kein Auftauchen von Nessie in Schottlands berühmtesten Loch, keine Menschen fressenden Gurken, die irgendein verrückter Biologe gezüchtet hat, ja nicht einmal ein neuer Termin für den nächsten Weltuntergang. Das Weltgeschehen mit seinen Flüchtlingsströmen hält uns auch ohne alle Verschwörungstheorien ausreichend in Atem. Und warum und wie viel Säcke Reis in China umfallen, ist auch nicht mehr uninteressant für die Weltwirtschaft. Und die Börse.
Da kommt eine positive Nachricht, die garantiert kein Sommerlochfüller ist, gerade recht: In Potsdams Stadtverwaltung verstecken sich mehr Sprachtalente als bisher angenommen. Bereits 45 Mitarbeiter sind registriert, die als Dolmetscher in 15 verschiedenen Sprachen eingesetzt werden können und sogar so etwas Ausgefallenes wie das persische Urdu sprechen. Arabisch oder Albanisch erscheinen da schon fast alltäglich. Und glauben Sie mir, es wird noch turbulenter, mit dem Reden in fremden Zungen und der Notwendigkeit, Fremde durch den deutschen Paragrafenwald und all die sinnigen und unsinnigen Vorschriften zu lotsen. Denn der Flüchtlingsstrom wird in nächster Zeit nicht abreißen. Potsdam rechnet in diesem Jahr noch einmal mit einem Zuwachs von 1600 Neuankömmlingen und die sprechen alles mögliche, nur vermutlich kaum Deutsch. Die Überwindung der Sprachverwirrung durch die Sprachtalente ist also so wichtig wie noch nie. Als ein Leuchtturm in der Wirrnis der Sprachen erweist sich auch die Volkshochschule, die hoffentlich keine Zelte aufstellen muss, wenn sie wegen des Flüchtlingsandrangs aus allen Nähten platzt. Denn neben dem Wunsch, Unterstützung zu bekommen, wenn man sich in der deutschen Sprache und in den Vorschriften als Ausländer verirrt hat, gibt es auch das große Bestreben, die Sprache des neuen Landes, in dem man vielleicht viele Jahre zubringen muss, zu lernen. Selbst wenn das erst einmal nur für den Alltag reicht wie mein Englisch. Mit dem bin ich immerhin schon um und durch die halbe Welt gekommen. Denn neben all den vielen Sprachen, gibt es immer noch eine Verständigungart, die international ist: Freundlichkeit und Hilfsbereitschaft. In dieser Disziplin startet Potsdam gerade durch und hält da hoffentlich ein höheres Niveau als beim Straßenbelag und der Ausbesserung der ungezählten Schlaglöcher.
Unsere Autorin ist langjährige Redakteurin und jetzt freie Mitarbeiterin der PNN. Sie lebt in Potsdam.
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