
© Andreas Klaer
Landeshauptstadt: Stabwechsel im Waisenhaus
Katrin Nikiforow ist neue Geschäftsführerin der Waisenhaus-Stiftung. Jürgen Pankonin wurde ehrenvoll verabschiedet
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Als Loriot gefragt wurde, welche Inschrift er sich einst für seinen Grabstein wünsche, soll er einmal geantwortet haben: „Ich denke, der Name wäre günstig“. Humorvoll, bescheiden, stilsicher, wie man den Großmeister kannte. Ähnlich bescheiden und zugleich augenzwinkernd äußerte sich gestern Jürgen Pankonin zu den vielen Lobesbekundungen, die ihm anlässlich seiner Verabschiedung als Geschäftsführer der Waisenhausstiftung entgegengebracht wurden: Er wolle dem Lob seiner Vorredner nicht widersprechen. Sprach´s und ließ noch einmal die vergangenen fast 20 Jahre der Stiftung in Ausschnitten Revue passieren. Jahre im Dienste der Erziehung, Ausbildung und Betreuung von benachteiligten Kindern und Jugendlichen – aber am Sitz der Stiftung im Karreé zwischen Linden-, Sporn-, Dortu- und Breiter Straße vor allem auch Jahre der Gebäudesanierung. Dort weithin sichtbar ist die wiedererstandene Caritas. Als sie im Jahre 2004 auf die Kuppel des Monopteros gehievt wurde, habe er viele Menschen erlebt, die vor Rührung geweint hätten, so Oberbürgermeister Jann Jakobs (SPD) bei der gestrigen Verabschiedung von Pankonin. Nach 13 Jahren als Geschäftsführer der Waisenhaus-Stiftung geht der 63-jährige Pankonin nun in den Ruhestand. Eine „zutiefst befriedigende Zeit“ habe er bei der Stiftung erlebt, so Pankonin gestern.
Für einen nahtlosen Übergang in der Geschäftsführung ist gesorgt: Seit heute leitet Katrin Nikiforow die Geschicke der Stiftung. Sie ist vom Stiftungsrat unter etwa 70 Bewerbern als neue Geschäftsführerin ausgewählt worden. Die 47-jährige Sozialpädagogin war lange Zeit beim Roten Kreuz tätig. Zuletzt arbeitete die Mutter einer Tochter in der Geschäftsführung der Hilfsorganisation.
Die Sozialpädagogik ist so etwas wie das zweite Leben von Katrin Nikiforow. Im ersten Leben widmete sie sich der Landwirtschaft, machte eine Berufsausbildung mit Abitur. An der Martin-Luther-Universität Halle konnte sie vertieft die russische Sprache lernen. Von 1984 bis 1989 studierte sie an der Moskauer Veterinärakademie und schloss das Studium als Agraringenieurin für Tierzucht ab. Zum Ende der DDR arbeitete sie als wissenschaftliche Mitarbeiterin in einem Forschungsinstitut. Dort sei ihr bald klar geworden, dass es mit diesem Institut nicht mehr lange gut gehe. Nikiforow orientierte sich beruflich neu und studierte an der Evangelischen Fachhochschule für Sozialarbeit und Sozialpädagogik in Berlin.
Ihre Liebe zu Russland führte sie nach dem Studium noch einmal für längere Zeit nach Moskau. Ein Jahr arbeitete sie dort in einem Zentrum für Straßenkinder. Die Liebe zu diesem Land brachte ihr auch privat die Liebe, wie ihr Nachname verrät. Politische Gründe seien es damals nicht gewesen, die sie zu ihrem ersten Studium nach Moskau verschlugen. Sie sei zwar „keine Widerstandskämpferin“ gewesen, aber um Politik sei es ihr nicht gegangen. Andernfalls hätte sie wohl eher Philosophie oder Ähnliches studieren müssen, so Nikiforow. Sie habe schlicht immer eine Affinität zur russischen Sprache und Kultur gehabt.
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