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Landeshauptstadt: Stadt bereitet sich auf Volkszählung vor Pokorny erwartet von der Zählung 2011 in Potsdam wenig verwertbare Daten für künftige Strategien

Wie viele Menschen leben in Deutschland? Die Frage ist eigentlich einfach zu beantworten: 82,3 Millionen sind es laut Statistischem Bundesamt.

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Wie viele Menschen leben in Deutschland? Die Frage ist eigentlich einfach zu beantworten: 82,3 Millionen sind es laut Statistischem Bundesamt. Dennoch hat das Bundeskabinett vor einem Jahr beschlossen, sich an einer EU-weiten Volkszählung zu beteiligen. Im Jahr 2011 werden auch im Land Brandenburg und Potsdam die in Registern gespeicherten Menschen gezählt. Doch viele verwertbare Daten erwartet Reiner Pokorny davon nicht. Der Chef des Potsdamer Verwaltungsmanagements befürchtet, nach der Zählung nur eine genaue Einwohnerzahl zu haben, anstatt der für künftige Entwicklungsstrategien wichtigen Datenanalyse.

Die Vorbereitung auf die Zählung laufen, so Pokorny gestern. Ständig würden sich Arbeitskreise auf verschiedenen Ebenen treffen, um über das Prozedere in drei Jahren zu reden. Fest stehe bislang nur: Es wird gezählt. Die Potsdamer werden davon nicht viel merken, so Pokorny. Denn einzig die Register der Stadt und des Landes werden zur Zählung herangezogen – von wem stehe ebenfalls noch nicht fest. Fragebögen für die Einwohner wie bei früheren Zählungen solle es dagegen nur stichprobenartig geben.

Auch aus Kostengründen hat sich das Bundeskabinett im August 2006 für eine Volkszählung aus Registern entschieden. Diese würde laut Statistikamt 450 Millionen Euro anstatt 1,45 Milliarden Euro kosten. Pokorny sieht in der bevorstehenden Zählung dennoch viele Nachteile. Es gebe nicht wie sonst flächendeckend Fragebögen, in denen die Einwohner ihren Bildungsstand, Beruf, Art der Tätigkeit und andere Dinge über sich preisgeben müssten. Dabei wäre dies seiner Ansicht nach für die Entwicklung der Stadt von Interesse. Volkszählungen gelten auch als Instrumente von Politik und Verwaltung. Auf Grundlage der Ergebnisse werden bestehende Programme aufgelegt oder auf die Bedürfnisse besser zugeschnitten.

Wie jedes Unternehmen über Umfragen versucht, die Verbraucherwünsche abzufragen, müsse eine Stadt auch alle Jahre genau überprüfen, ob die vorhandenen Daten den Tatsachen entsprechen. Die letzte Volkszählung in den ostdeutschen Ländern liegt inzwischen zehn Jahre zurück, die in den westdeutschen Ländern gar 20 Jahre. 1987 riefen unter anderem Die Grünen zum Boykott der Volkszählung auf. Sie wurde dennoch ausgewertet – für Berlin kam heraus, dass 133 062 Personen mehr gezählt wurden als vorher ausgewiesen. Kein Einzelfall: Die Folgen waren eine Änderung des Länderfinanzausgleichs und des kommunalen Finanzausgleichs. In drei bis vier Jahren will dann die EU auf Grundlage der Daten die Höhe der Subventionen für die Mitgliedsstaaten neu berechnen.

Statistikberichte über Einkommen, Arbeitslosigkeit, Sozialleistungen oder Bevölkerungen habe die Stadt, so Pokorny. Der Statistische Jahresbericht beispielsweise, gespeist unter anderem aus Registerdaten, erscheint jährlich. Gestern nun stellte er eine Analyse der Arbeitslosenstatistik von 1995 bis 2006 sowie einen Bericht über ausgewählte Sozialleistungen der vergangenen zwölf Jahre vor. Beide entstanden aus den Registerdaten der Stadt und der Agentur für Arbeit. Einen Bruch in den Sozialstatistiken gibt es laut Pokorny allerdings Ende 2004: Hartz IV. Sozialhilfe und Wohngeld verschwanden weitestgehend aus der Statistik, der Zuschnitt verschiedener Leistungen hatte sich geändert. Ein Vergleich der Sozialleistungen zwischen 1995 und 2006 ist daher kaum möglich.

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