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Landeshauptstadt: Stadt plant mehr Platz zum Einkaufen

Potsdam will Kaufkraft-Abfluss nach Berlin stoppen / Neues Einzelhandels-Konzept im Herbst

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Die Potsdamer können vielleicht bald in großem Stil einkaufen gehen: Die Landeshauptstadt will mehr Verkaufsfläche schaffen, damit nicht so viel Kaufkraft wie bisher nach Berlin „abfließt“. Derzeit bleiben nur 82 Prozent der eigenen Kaufkraft in der Stadt – dabei ist Potsdam die ostdeutsche Landeshauptstadt mit dem höchsten „Einkaufs-Potenzial“: Die Potsdamer können pro Jahr im Durchschnitt 16 842 Euro ausgeben. Es gebe aber derzeit nur 1,27 Quadratmeter Verkaufsfläche pro Einwohner, so die Potsdamer Stadtverwaltung – weniger als in Berlin (1,31) und im Land Brandenburg (1,34). Dazu kommt ein Einkaufsflächen-Boom im Potsdamer Umland: In Berlin sind nach Angaben der Verwaltung mehr als 670 000 Quadratmeter Einzelhandelsfläche in Bau und Planung; das neue Center „Das Schloss“ in der Steglitzer Schlossstraße – rund 20 Kilometer von Potsdam entfernt – mit 36 000 Einkaufs-Quadratmetern ist bereits eröffnet. Im Umland solle zudem das „B5“-Center um 6500 Quadratmeter vergrößert werden.

Wo in Potsdam mehr Einkaufsmöglichkeiten geschaffen werden können, soll die Fortschreibung des so genannten „Einzelhandels- und Zentrenkonzepts“ klären. Dieser sollen die Potsdamer Stadtverordneten morgen ihre Zustimmung geben. Fertig wäre das Konzept dann im Herbst dieses Jahres. Klären soll das Papier vor allem, ob das Stern-Center seine 30 000 Quadratmeter Einkaufsfläche erweitern kann und ob die Sortimentsbeschränkung für die Bahnhofspassagen aufgehoben werden soll. Dort dürfen bisher keine Waren verkauft werden, die dem Handel in der Innenstadt schaden könnten. Dies ist im Rahmen eines städtebaulichen Vertrags auch mit dem Karstadt-Kaufhaus in der Brandenburger Straße festgelegt – und kann deshalb ohne Einwilligung von Karstadt nicht geändert werden. Wie sich Karstadt positioniert, dazu wollte sich der Geschäftsführer des Karstadt-Stadtpalais’, Harald Kirchfeld, gestern nicht äußern. Das neue Konzept müsse abgewartet werden. Fest stehe aber, dass sich die Innenstadt seit Eröffnung des Karstadt-Kaufhauses „enorm“ entwickelt hätte. Im Vergleich zu Einkaufsstraßen in anderen Städten fehlten jedoch attraktive Angebote auf größeren Flächen – die es in Potsdam aufgrund der historischen Bausubstanz selten gibt. Die Stadt sieht daneben auch Bedarf bei hochwertigen Angeboten wie Feinkost – wofür sich beispielsweise die leer stehende vierte Etage des Karstadt-Kaufhauses eignen würde.

Das Obergeschoss könnte auch im Stern-Center Platz für neue Läden bieten. Man könne sich eine Erweiterung vor allem mit kleineren Fachgeschäften vorstellen, sagte Center-Manager Stephan Raml. Die Erhöhung des Angebots würde helfen, sich gegen die Konkurrenz in Berlin-Steglitz und Spandau zu behaupten. Dass dies der Potsdamer Innenstadt schaden könnte, hält Raml für „nicht realistisch“. Denn ein erheblicher Anteil der Kaufkraft gehe ja – so belegten die Zahlen – nicht aus dem Stern-Center in die City oder andersherum, sondern nach Berlin.

Das sieht Wolfgang Cornelius, Chef der AG Innenstadt und CDU-Stadtverordneter, anders. „Wir sind gegen die Erweiterung der Center“, sagt er. Berlin werde immer „die besseren und größeren Center“ haben, „wenn wir uns auf dieses Schlachtfeld begeben, haben wir schon verloren“. Stattdessen müsse die Innenstadt gestärkt werden. Cornelius will sie zum „Business Improvement District“ (BID) erklären lassen: Damit könnte die Stadt dort höhere Grundsteuern kassieren. Das Geld würde wiederum an die Grundstückseigentümer ausgezahlt, die daraus Maßnahmen zur Verbesserung der Situation bezahlen. Das BID-Konzept stammt aus Kanada und wird bereits in Hamburg und Gießen praktiziert. In Potsdam könne damit den „straff organisierten Centern“ eine Gemeinschaft entgegengesetzt werden, so Cornelius. Ein entsprechendes Landesgesetz fehlt jedoch noch.

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