
© Andreas Klaer
Landeshauptstadt: Stadtteil mit Magnetwirkung
„Affe, Schaf und Känguru“: Brandenburger Vorstadt feiert 225-jähriges Bestehen
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Brandenburger Vorstadt – Wetten, dass es gelingt, 50 Bewohner, die länger als 25 Jahre hier leben, auf die Bühne zu bringen? Ohne Zögern beantwortete der Oberbürgermeister am Samstag beim Stadtteilfest „Affe, Schaf und Känguru“ an der Erlöserkirche die Wettfrage mit „Ja“ und verlor. Gerade mal dreißig Alteingesessene auf dem Podium zählte der Vorsitzende des Vereins Brandenburger Vorstadt Kai Weber.
„Ich wusste, dass die Wette verloren geht“, sagt Vereinsgründer Manfred Menning. Im Stadtteil habe es in den letzten zehn bis fünfzehn Jahren einen erheblichen Bevölkerungsaustausch gegeben. Besonders aus den Altbauten zwischen Brandenburger Tor und Kastanienallee flohen viele Bewohner vor der Altbausanierung und den steigenden Mieten.
Trotz dieses Austausches gebe es einen großen Bevölkerungszuwachs in dem zwischen Park Sanssouci und Havel gelegenen Wohngebiet, erwähnt der Oberbürgermeister. Zwischen zehn und dreißig Prozent liegt der Anstieg in den letzten zehn Jahren. Besonders Familien mit Kindern fühlen sich wie durch einen Magneten von der Brandenburger Vorstadt angezogen. Sie schätzen die gleichzeitige Nähe von Stadt und Park. Die wenigen vorhanden Baulücken werden geschlossen, Dachgeschosse ausgebaut und an der Zeppelinstraße entsteht ein neues Quartier am Wasser. Die Potsdamer Wohnungsgenossenschaft 1956 mit ihren über tausend Wohnungen hier habe derzeit nicht eine einzige anzubieten, war an ihrem Stand auf dem Festplatz zu erfahren.
Seit 225 Jahren gibt es laut Veranstalter die Brandenburger Vorstadt – ein zusätzlicher Grund zum Feiern. Den eigentlichen Boom dürfte es nach dem Bau der Erlöserkirche unter Kaiser Wilhelm II. vor 110 Jahren gegeben haben, als die Brandenburger Vorstadt zum bevölkerungsreichsten Stadtteil Potsdams wuchs.
Kai Weber, der seit Dezember 2010 Vorsitzender des Vorstadtvereins ist, verweist auf den behindertengerechten Ausbau der alten Straßen. 16 blau-weiß gestreifte Poller markieren die Übergänge für Rollstühle und Kinderwagen – ein Bild, das anderswo in Deutschland wohl nicht zu finden ist. Weitere Poller und Fahrbahnglättungen werde es an der Sellostraße geben, kündigte Weber an. Der Oberbürgermeister lobte diese Verbesserung, die „mit relativ schmalem Geld“ gelungen sei. Vielleicht kommt etwas von den Ausgaben wieder rein, wenn die Beteiligung am Wettbewerb „Brandenburg barrierefrei“ erfolgreich sein sollte. Insgesamt 25 000 Euro hat das Land hierfür in Aussicht gestellt.
„Beim Radwegesystem und Straßenbau muss etwas gemacht werden“, sagt Weber. Jakobs kündigt für 2012 längst fällige Arbeiten an. „Ich hoffe, dass wir vorher nicht zu viele Natursteinpflasterrunden drehen müssen“, fügt er hinzu. Bereits jetzt kündigt sich Widerstand gegen die Restaurierung der Lennéstraße in Richtung Kuhtor an, weil die teilweise Entfernung des über hundertjährigen Kopfsteinpflasters vorgesehen ist. Das Stadtteilfest, am Nachmittag von einigen wolkenbruchartigen Gewittergüssen heimgesucht, hatte viel Unterhaltendes zu bieten. So beeindruckte die jugendliche Showtruppe des Fanfarenzugs Potsdam durch ihre „unheimliche Disziplin“ und ausgeklügelte Musikdarbietung. Das Fitnesscenter „all sports one“ zeigte eine neuseeländisches Methode, mit der Mann und Frau ihre Körper bei Disco-Musik straffen können. Der Fitness-Club befindet sich im Persiusspeicher in der Zeppelinstraße, u.a. in Räumen der einstigen Postfiliale.Günter Schenke
Günter Schenke
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